Das Regime hofiert internationales Kapital: Kim Jong Il empfängt ägyptischen Geschäftsmann

Der Vorstandsvorsitzende des ägyptischen Unternehmens Orascom Telecom, Naguib Sawiris, hat Nordkorea einen Besuch abgestattet. Dort traf er unter anderem zu Gesprächen mit Kim Jong Il und Jang Song-thaek zusammen. Ein Foto auf der Startseite von KCNA zeigt Sawiris eingehakt bei Jang und händchenhaltend mit Kim. Da scheint sich ein echtes Vertrauensverhältnis entwickelt zu haben, was auch die Häufigkeit der Besuche Sawiris – es ist jetzt sein Vierter von dem KCNA berichtet – verdeutlicht. Vertrauen ist aber auch nötig, denn immerhin hat Orascom die in den Augen des Regimes in Pjöngjang wohl höchst sensible Aufgabe übernommen, ein Mobilfunknetz in Nordkorea aufzubauen. Das läuft über das Joint Venture Koryolink, das zu drei Vierteln den Ägyptern gehört und zu einem Viertel dem nordkoreanischen Post und Telekommunikationsministerium. Mittlerweile hat Koryolink schon etwa 300.000 Kunden für sein 3G Netz in Nordkorea. Außerdem baut ein anderer Firmenzweig von Orascom zurzeit das gerne als Sinnbild für den wirtschaftlichen Niedergang Nordkoreas  genommene Ryugyong Hotel weiter.

Zwischen dem ägyptischen Unternehmen und dem Regime scheint wirklich ein gutes Verhältnis zu bestehen. Orascom ist einer der wenigen Großinvestoren in Nordkorea die nicht aus China kommen (oder etwas mit dem Kaesong Industriepark zu tun haben). Dies wird scheinbar auch vom Regime gewürdigt, denn es ist nicht gerade selbstverständlich, dass sich Kim Jong Il mit einem Unternehmer zusammensetzt, der nicht durch politische Bedeutung glänzen kann. Selbst Jang Song-thaek zu treffen wäre schon eine hohe Ehre für Sawiris gewesen. (Vielleicht hat sich Jang in den letzten Wochen intensiv auf das Treffen mit dem Ägypter vorbereitet, denn ich habe ihn bei den letzten Besichtigungen Kim Jong Ils schon vermisst, wo oft seine Frau Kim Kyong-hui dabei war, er aber nicht. Naja, vielleicht hatte er einfach wichtigeres zu tun.) Das Treffen zwischen Kim Jong Il und Sawiris dürfte auch als eine Art Signal an andere potentielle Investoren dienen: Seht her, mit Nordkorea kann man ganz normale Geschäfte machen und gutes Geld verdienen. Daher kann das Zusammentreffen als weiterer Baustein in der Strategie gesehen werden, ausländisches Kapital nach Nordkorea zu holen. Ob diese Strategie Erfolg haben wird werden wir in den nächsten Monaten vielleicht beobachten können.

Eine Antwort

  1. Was ich erst vor kurzem in einer Dokumentation anlässlich der Ereignisse in Ägypten erfahren konnte:
    Der Mann spricht perfekt Deutsch.

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