Update (19.09.2009): War scheinbar wirklich nur ein unglücklicher Zufall. Das südkoreanische Außenministerium hat bestätigt, dass das Öffnen des Hwanggang Staudammes, das zum Tod von sechs Südkoreanern geführt hat, tasächlich mit einem bedrohlich hohen Wasserpegel zu erklären sei. Die Auswertung von Satelitenbildern habe ergeben, dass der Pegel kurz vorm Öffnen des Dammes nahezu an die Krone des Dammes gereicht habe, so dass der Stausee übezulaufen drohte.
Dann haben die Nordkoreaner (und natürlich vor allem die sechs Südkoreaner) wohl wirklich einfach nur Pech gehabt. Allerdings stimmt es nachdenklich, dass der Damm erst zu Beginn dieses Jahres fertig gestellt wurde. Also ich würde jedenfalls in den nächsten Jahren keine Ausflüge ans Ufer des Imjin machen…
Ursprünglicher Beitrag: Die meisten von euch werden bestimmt vom neuesten nordkoreanischen Betriebsunfall gehört haben. Scheinbar hat man kurzfristig das Bedürfnis verspürt (warum auch immer) einen Staudamm am Fluss Imjin zu öffnen und hat dabei nicht so recht bedacht (oder doch?), dass das irgendwo flussabwärts Folgen haben könnte. Dumm nur, dass der Fluss irgendwann auf die andere Seite der Demilitarisierten Zone fließt und dumm nur, dass sich da der Wasserspiegel binnen kürzester Zeit verdoppelt hat und man zufällig nicht dran gedacht hat, im Süden bescheidzusagen, dass ne Flutwelle kommen könnte. Noch dummer nur, dass an diesem Fluss einige Leute gecampt haben. Vor allem natürlich für die Leute, von denen vermutlich sechs ertrunken sind. Zum Nachgucken gibts das alles nochmal hier. Zum nachlesen hier.
Aber irgendwie auch dumm für das Regime in Pjöngjang: Da zeigt man sich schon seit Wochen von seiner Dr. Jekyll Seite, macht hier ne konziliante Geste und gesteht dort was zu. Und dann das: Zuerst fliegt dieser blöde Waffenhandel mit dem Iran auf, bei dem es allem Anschein nach nur um Peanuts ging. Dann noch die Sache mit dem Brief, die so mancher irgendwie in den falschen Hals gekriegt zu haben scheint (nur des Urans wegen?) und jetzt auch noch die Geschichte mit dem Staudamm. Also entweder man ist in letzter Zeit ein bisschen vom Pech verfolgt in Pjöngjang (was ich durchaus für möglich halte, ich meine: zwei Betriebsunfälle und ein kleines Kommunikationsdesaster, das kommt in den besten Familien(regimen) vor…), oder aber irgendwo treibt sich doch noch ein Mr. Hyde rum, der bei den ganzen blöden Betriebsunfällen irgendwie seine Finger im Spiel hat (Klar, alles Verschwörungstheorien und so, ich weiß (und eigentlich find ich Verschwörungstheoretiker auch ganz schön Banane! Aber was will man machen…)). Wenn man anders als einige Horte des Qualitätsjournalismus nicht davon ausgeht, das Kim Jong Il verrückt oder irre ist (Was einen in „Kim Jong Jekyll“ und „Kim Jong Hyde“ gespaltenen Freak ja irgendwie erklären würde), und bedenkt, was für hohe Grade an Überwachung und Kontrolle in Nordkorea herrschen, dann ist eine Häufung von Zufällen und Unglücksfällen irgendwann als das genaue Gegenteil von nem Zufall zu sehen. Nämlich ein untrügliches Zeichen dafür, dass hinter den Kulissen Dr. Jekyll und Mr. Hyde nicht ganz einig darüber sind, wie es weitergehen soll und sich deshalb gegenseitig in die Parade funken (mal wieder son Sprichwort, das es, glaub ich, nicht gibt, klingt aber im Kontext irgendwie besser als „in die […] fahren“).
Meiner Meinung nach ist die kritische Masse für ein untrügliches Zeichen, dass irgendwas im Busch ist, zwar noch nicht erreicht, aber ich werde in den nächsten Wochen auf jeden Fall mal drauf achten, ob es zu weiteren irgendwie gearteten Betriebsunfällen kommt, die sich zufällig negativ auf die Annäherungsversuche Nordkoreas an den Süden und die USA auswirken könnten. Sollte das der Fall sein, dann werde ich mir wohl nochmal ein bisschen Gedanken machen. Das wars schon von mir, wollte euch nur an meiner Verwunderung über die steigende Bedeutung des Faktors „Zufall“ in Nordkoreas Außenbeziehungen teilhaben lassen.
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