Vor ein paar Tagen habe ich ja bereits den Besuch einer Delegation der indischen Firma Global Steel Holdings unter der Leitung Pramod Mittals in Pjöngjang erwähnt. Mittal ist der Chef von Global Steel und der jüngere Bruder Lakshim Mittals, des indischen Stahl-Tycoons der spätestens mit dem Kauf des luxemburgischen Stahlherstellers Arcelor den Meisten ein Begriff sein dürfte. Zwar geben die beiden Brüder an, dass zwischen ihren Unternehmen keine direkten Verbindungen bestünden, dies wird allerdings von Branchenbeobachtern bezweifelt. Dass Global Steel bei der Wahl der Vertragspartner nicht sonderlich wählerisch ist zeigt sich darin, dass man unter Anderem Verträge mit Zimbabwe geschlossen hat, wo Robert Mugabe sich nach wie vor mit allen Mitteln an die Macht klammert.
Gestern veröffentlichte die indische Zeitung The Economic Times einen Bericht, nach dem Global Steel und Nordkorea über Abbaulizenzen für die Eisnerzmine in Musan verhandelten. (Allerdings beruht dieser Bericht mal wieder auf Insiderinformationen etc. während der Konzern offiziell verlauten lässt, die Gespräche stünden in keiner Verbindung mit der Mine in Musan, vielmehr sei es um „zukünftige Geschäftsinteressen“ gegangen.) Die Mine soll Angaben zufolge Reserven im Umfang von mindestens sieben Milliarden Tonnen Eisenerz enthalten. Der Verkauf allein würde neben den nötigen Infrastrukturinvestitionen des Konzerns auch weitere Einnahmen in die Kassen des Regimes in Pjöngjang spülen. Daher wäre ein solcher Deal an sich schon spektakulär. Was ich aber noch ein Stück interessanter finde ist die Tatsache, dass die Lizenzen für die Ausbeutung der Mine eigentlich schon für fünfzig Jahre vergeben waren. Und zwar an das chinesische Unternehmen Tonghua Iron & Steel Group. Angeblich (außer in besagtem Artikel konnte ich dazu nichts finden, also Vorsicht!) wurde dieser Kontrakt kürzlich von der nordkoreanischen Seite ohne Angabe von Gründen beendet, so dass Global Steel als neuer Investor einspringen könnte.
Sollten sich also diese Gerüchte bestätigen, hieße das, dass Nordkorea nicht nur für südkoreanische, sondern auch für chinesische Unternehmen ein unsicherer Geschäftspartner wäre. Kurzfristig könnte Pjöngjang sicherlich Profite daraus schlagen, aber mittel- und langfristig könnte ein solches Vorgehen auch zur Zurückhaltung chinesischer Unternehmen bei weiteren Investitionen in Kims Reich führen und damit der wirtschaftlichen Entwicklung der DVRK, die man ja zurzeit mit aller Macht anzuschieben versucht, nachhaltigen Schaden zufügen. Gleichzeitig deutet sich mit dem Besuch Mittals jedoch unabhängig davon, ob an der Musan-Story was dran ist oder nicht eine weitere Entwicklung an. Nordkoreas beträchtliche Bodenschätze rücken zunehmend ins Interesse von Investoren aus den aufstrebenden Schwellenländern. Diese scheinen weniger Zimperlich bei der Wahl ihrer Geschäftspartner zu sein als das bei westlichen Konzernen der Fall ist. Dementsprechend könnte Nordkorea dieses Kapital, dass für Jahr unberührt unter der Erde schlummerte nutzen, um neue Einnahmen zu generieren. Und da die nordkoreanische Seite ja bekannt dafür ist, aus wenig Substanz viel Kapital zu schlagen, kann man sich vorstellen, dass man in Pjöngjang aus einer Situation, bei der verschiedene Interessenten um nordkoreanische Rohstoffe konkurrieren, viel Kapital schlagen könnte. Mit diesem könnte Entwicklungen in den Bereichen, die gerade auf der politischen Agenda oben stehen finanziert werden. Vielleicht gelingt es dem Regime in Pjöngjang so, die Uhr die gegen es läuft ein weiteres Mal anzuhalten.
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