Stephen Bos-wer? Der Sondergesandte als Symbol für das Scheitern der Nordkoreapolitik der USA (Meine Meinung!)

The U.S. continues to wish that North Korea would disappear. That really is our policy. So we had four years of no policy for North Korea other than waiting for them to collapse, and we’ve now had six years of that same policy, waiting for them to collapse. And you can say a lot of things about North Korea, most of them bad, but one reality is they will not go gently into that dark night.

Dieses schöne Zitat stammt von Stephen Bosworth, um genauer zu sein aus einer Rede, die die er im Jahr 2006 vor dem U.S.-Korea Institute hielt. Würde man die „six“ durch eine „ten“ ersetzen, hätte man eine recht zutreffende Charaktersierung der Politik, die die USA in der letzten Jahren gegenüber Nordkorea betrieben haben. Nur hat sich seit 2006 einiges geändert, auch in der Biographie Bosworths. Er hat seine akademische Karriere wieder gegen den diplomatischen Dienst getauscht und hatte die Möglichkeit etwas an der von ihm kritisierten Politik zu ändern.

Nur…hat er diese Chance genutzt? Dazu eine kleine Geschichte: Kürzlich habe ich mir die Kategorien meines Blogs nochmal angeguckt und mir ist besonders diese Eine negativ aufgefallen, in der ich seit Monaten keinen Eintrag mehr hinzufügen konnte. Ihr wisst schon welche ich meine „Sondergesandter Bosworth“! Natürlich liegt jetzt der Schluss nahe, dass ich diesen Beitrag nur schreibe, um die Existenz dieser Kategorie vor mir selbst rechtfertigen zu können und vielleicht liegt man mit diesem Schluss noch nicht einmal so falsch. Aber als ich mich so über diesen Umstand am Ärgern war, dachte ich: „Was soll er denn machen der arme Bosworth? Wie soll er denn unter den herrschenden Umständen die Erwartungen erfüllen, die ich in ihn gesetzt habe, als ich ihm eine eigene Kategorie gab? War es nicht mein Fehler, dass ich seinem Vorgesetzten das Gerede von einer neuen Politik gegenüber den „rogue states“ glaubte?“ Eigentlich ist Bosworth ja nur ein Rädchen im Getriebe und hat sich vor allen Dingen mal an die Vorgaben zu halten, die er von seinen Vorgesetzten bekommt. Von daher wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, betreffende Kategorie „Die neue Nordkorea-Politik Obamas“ oder so ähnlich, zu nennen. Aber hätte das etwas an meiner Misere geändert, dass ich kaum etwas unter diese Kategorie hätte fassen können? Wohl kaum! Und da, genau da liegt der Hase im Pfeffer. Nicht Bosworth hat versagt sondern Obama, jedenfalls wenn man (heißt hier ich)  ihn an dem misst, das man (vielleicht (um das zu seiner Ehrrettung hinzuzufügen) unrealistischerweise) von ihm und seiner Außenpolitik erwartet hat.

Aber nun mal ganz im Ernst. Natürlich haben es die Nordkoreaner Obama nicht leicht gemacht, als sie kurz nach seinem Amtsantritt eine Atombombe testeten. Aber wer hätte erwartet, dass dies bei Obama scheinbar zu einer Art Schock führte, von der sich seine Politik gegenüber Nordkorea bisher nicht mehr erholen konnte. Natürlich ließ er Bill Clinton nach Pjöngjang fliegen um die Damen Ling und Lee Medienwirksam vor dem nordkoreanischen Gulag zu retten, aber das war wohl nicht mehr als Symbolik, diejenige Spielart der Politik, auf die sich der junge Präsident so hervorragend versteht. Und natürlich flog auch Stephen Bosworth nach Pjöngjang. Jedoch hatte er scheinbar nicht mehr im Gepäck, als ultimative Forderungen der USA, wie sich Pjöngjang zu verhalten habe, damit es eine Chance auf Verhandlungen mit den USA bekäme (also nicht wesentlich mehr als nichts). Und dann? Dann ist die Politik der USA gegenüber Nordkorea einfach stehen geblieben. Nichts hat sich mehr seit jenem Besuch Bosworth bewegt. Nach Bosworth Reise diskutierte man noch ein Zeitchen ob es weitere Gespräche mit Nordkorea geben sollte, man hörte sich an was die Vorschläge/Forderungen Nordkoreas waren und dann tat man…nichts. Die Politik die von den USA in den vergangenen Monaten kam, war keine Nordkoreapolitik, sondern eine Politik gegenüber den Bündnispartnern. Mangels eigener Idee schloss man sich Südkorea und Japan an, nannte das ganze „strategic patience“ und musste sich ab da keine Gedanken mehr um Nordkorea machen. Das machten ja die Anderen.

Und dementsprechend ward Bosworth seit Februar diesen Jahres eigentlich nicht mehr gesehen. Im Februar tourte er nochmal durch die Partnerländer bei den Sechs-Parteien-Gesprächen und im Mai hatte er die Ehre von Außenministerin Clinton besucht zu werden, nachdem die Versenkung der Cheonan offiziell Nordkorea zugeschrieben wurde. Und was hat die ganze Übung („strategic patience“ ein unglaublich doofer Euphemismus!) gebracht? Genau, Nichts! Aber das ist eine Wahrheit, die mir nicht unbedingt neu ist. Die Dinge werden selten besser, wenn man nichts tut. Und zu warten dass Kim stirbt und sich das Regime wahlweisen: – selbst zerfleischt oder – super friedlich und offen wird, ist zwar eine Art Plan, aber es ist kein viel Besserer als seine Karriereplanung auf Lottoscheine aufzubauen. Wahrscheinlich wird die Welt nicht untergehen, wenn Obama seine „strategic patience“ in den nächsten zweieinhalb Jahren weiter durchzieht, aber er wird seinem Nachfolger (oder sich selbst) definitiv einen schwierigeren Fall überlassen, als er selbst bei seinem Antritt vor der Brust hatte. Er hat doch mit Bosworth einen erfahrenen Diplomaten zur Verfügung, der sich nun schon seit über einem Jahr mit Nordkorea beschäftigt. Warum gibt er ihm nicht etwas Freiraum? Warum versucht Obama nicht endlich einen Prozess in Gang zu setzen, der langfristig die Situation auf der Koreanischen Halbinsel bessern wird.

Nordkorea will seine Wirtschaft aufbauen und will dazu eine geeignete Atmosphäre schaffen, noch wäre Zeit für eine Initiative der USA. Sich nach seinen Bündnispartnern zu richten ist dagegen nicht eben hilfreich. Die wissen auch nicht was sie tun sollen. Die einen wechseln im Jahrestakt ihre Regierungschefs und die anderen stehen gerade fassungslos vor dem Ergebnis ihrer harten Politik gegenüber Nordkorea. Alle wissen: es bringt nichts. Für die Südkoreaner hieße eine Änderung ihrer Politik über den eigenen Schatten springen, was für Ostasiaten oftmals eine schwierige Übung ist. Aber für Obama? Nicht mehr als eigene Versprechen einzulösen. Und das sollte selbstverständlich sein! Also los jetzt! Dann kann ich auch mal was über in der Kategorie „sondergesandter Bosworth“ einordnen.

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