Nordkoreas Weg ins 21te Jahrhundert: PDAs und wachsendes Mobilfunknetz

Nachdem ich kürzlich über wenig eindrucksvolle Fortschritte in der technischen Entwicklung nordkoreanischer Ingenieurskunst geschrieben habe, möchte ich mich jetzt mal kurz einem Feld widmen, auf dem die Technik auch vor Nordkorea nicht halt macht.

Vor ein paar Tagen veröffentlichte ein russischer Blogger, der auch schon über die nordkoreanische Weiterentwicklung von Linux geschrieben hat, einen Artikel über ein PDA (Personal Digital Assistant) der seit neuestem in Nordkorea vertrieben wird (da gibts auch interessante Bilder). Das Gerät soll im Land entwickelt worden und vor allen Dingen wegen seiner Übersetzungsprogramme (u.a. auch Koreanisch-Deutsch) recht hilfreich sein. Außerdem gibt es noch Kartenmaterial, dass aber ohne GPS natürlich nur die Hälfte wert ist (hätte man die beiden „Satelliten“ die man ins All geschossen haben will doch mit mehr als nur patriotischen Liedern ausgerüstet). (via North Korean Economy Watch)

Auch wenn PDA hier nicht gerade neu oder modern sind – schließlich sind die Funktionen heutzutage in vielen handelsüblichen Telefonen enthalten – ist es doch eine beachtliche Leistung der nordkoreanischen Techniker, solche Geräte selbstständig zu entwickeln. Schließlich ist es für das Land nicht einfach ist, an know how und Technik heranzukommen (nicht zuletzt aufgrund der Sanktionen, dem es unterliegt). Für wen die Geräte, die bis zu 140 US-Dollar kosten sollen allerdings produziert werden kann ich nicht genau nachvollziehen. Es scheint so zu sein, als würde nicht zuletzt die sich entwickelnde „Mittelschicht“ aus Händlern zur Gruppe der Käufer gehören. Ob das im Sinne des Regimes ist, das die Dinger ja produziert?

Auch der Markt für Mobiltelefone scheint weiter zu wachsen. Berichten zufolge soll das 3G Netz von Koryolink, dass zu  drei Vierteln von der ägyptischen Firma Orascom betrieben wird (hier ein umfangreicher Artikel von mir zum Thema Mobilfunk und auch Orsacom) mittlerweile über 300.000 Kunden zählen und vor allem in Gebieten außerhalb Pjöngjangs expandieren. Damit scheint das Unternehmen tatsächlich die Vorstellungen in die Tat umzusetzen, die es hinsichtlich seiner Tätigkeit in Nordkorea äußerte.

Ob das Wachstum des Mobilfunkmarktes bis zu einem immer schwerer zu kontrollierenden Maß, dem Regime jedoch nicht irgendwann unheimlich wird, darf bezweifelt werden. Denn Leute die unkontrolliert telefonieren können, können auch unkontrolliert Vereinbarungen treffen und unkontrolliert Gedanke austauschen. Das ist gefährlich für das Regime und das weiß man in Pjöngjang. Daher bin ich gespannt, ob Orascom auch in den kommenden Jahren noch Erfolge vermelden kann.

4 Antworten

  1. Laut engadget rennt der PDA unter Windows CE, deshalb kamen mir die Icons so bekannt vor 😉 Darüber hinaus scheint das PDA ein recht gutes Display zu haben ( siehe die große Version der verlinkten Photos). Insofern glaube ich, dass Nord Korea die meisten Teile importiert und bestenfalls die Endmontage selbst macht.

    PS: Gibt es eigentlich eine gute Zusammenfassung über den Stand der Computertechnik in Nord Korea?

    • Danke für die Ergänzungen. Ich kenne mich mit Techniksachen echt nicht gut aus, aber ich glaube auch nicht, dass die Dinger samt allen Vorprodukten im Land hergestellt werden. Aber bei der Software scheint das ja immerhin so zu sein.
      Was Computer angeht, habe ich bis jetzt immer nur „Anekdoten“ gelesen, also das übliche Geschwafel von Cyber-Kriegsführung und im Gegensatz dazu die sehr zweifelhafte Qualität der nordkoreanischen Homepages. Und was man dann rund um Nosotek hört von sehr fähigen und disziplinierten Programmierern. Aber das wäre mal ein Job für irgendwen der sich damit auskennt. Sich mal ein bisschen eingehender mit den Kapazitäten des Landes zu befassen.

  2. Orascom verkleidet soweit ich weiss die Fassade des Ryugyong Hotels.Das müsste doch nun langsam fertig sein.Gibt es bereits neue Fotos? weiss jemand mehr?

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