Zweite nordkoreanische Raketenbasis enthüllt, oder: Die fiesen Heinzelmännchen von der Koreanischen Halbinsel

Die Heinzelmännchen sind ja nette kleine Kerle, die Nachts kommen und putzen oder einem andere Sachen machen, auf die man selbst nicht so richtig Lust hat. Nur sieht man sie nie bei der Arbeit, sondern kann sich am Ende an ihrer Arbeit und wenn man sie beobachtet, dann sind sie weg. Es gibt da ein paar Parallelen zwischen den netten kleinen Heinzelmännchen und dem Regime in Pjöngjang. Das Regime liebt nämlich auch die Heimlichkeit und macht im Verborgenen immer wieder Sachen, auf die andere nicht so richtig Lust haben. Nur ist das „nicht Lust haben“ hier in einem anderen Zusammenhang zu sehen als bei den netten Kölner Hausgeistern. Und vor allen Dingen verschwindet das Regime nicht, wenn man es dann doch mal bei seinen heimlichen Werkeleien erwischt (auch wenn einige außenpolitische Strategien scheinbar auf ähnliches hoffen). Naja, jedenfalls wurde gestern mal wieder ein neuer Streich aufgedeckt:

Wie Analysten von Global Security.org gestern bekanntgegeben haben, verfügt Nordkorea nun über eine zweite, weitgehend einsatzbereite, Raketenabschussrampe. Die neue Raumfahrt- und Raketenbasis, sei technisch weit ausgereifter sei, als die in Musudan-ri, die für die bisherigen beiden Tests der Interkontinentalrakete Taepodong-2 genutzt wurde. Die neue Basis liegt nahe Tongchang-dong im Nordwesten des Landes und ist damit für eine Beobachtung schwerer zugänglich als Musudan-ri, dass recht exponiert an der Ostküste liegt. Die Analysten hätten die Anlage erstmals 2008 entdeckt und sind nun die ersten, die öffentlich darüber berichten. Im Gegensatz zu der Anlage im Musudan-ri die eigentlich nur ein Platz sei, wo die Nordkoreaner ihre Raketen aufgestellt und gestartet hätten, wenn das Wetter gut gewesen sei, sei die Technik der neuen Anlage „beeindruckend“. Die Anlage, die über zehn Jahre hinweg Stück für Stück gebaut worden sei, würde zwar nicht den Standard derjenigen von Industrienationen erreichen, sie käme ihm aber so nahe, wie das für ein Dritte Welt Land möglich sei. Weiterhin gebe es in der Art der Bauten sehr starke Ähnlichkeiten zu einer chinesischen Anlage. Entweder hätten die Nordkoreaner die chinesische Technik kopiert, oder es habe eine Unterstützung seitens Chinas gegeben. Die Analysten vermuten darüber hinaus eine arbeitsteilige Zusammenarbeit zwischen Iran, Pakistan und Nordkorea, die an unterschiedlichen Aspekten des Raketenprogramms arbeiteten und die Ergebnisse teilten (da bin ich immer etwas skeptisch, obwohl es zwischen allen drei Parteien zu verschiedenen Zeitpunkten definitiv Kooperationen gegeben hat. Wie das jetzt ist? Ich würde nicht wetten wollen.). Ein Raketentest sei momentan nicht zu erwarten und die Vorbereitungen für einen solchen Test würden Wochen, vielleicht sogar Monate in Anspruch nehmen. Nichts desto trotz sei die Fertigstellung der Anlage ein signifikanter Schritt hin zur Fähigkeiten, die USA direkt mit Raketen zu bedrohen. In diesem Licht könnten auch Aussagen gesehen werden, die Verteidigungsminister Robert Gates vor etwa einem Monat machte. Damals sagte er, Nordkorea sei (nur) noch fünf Jahre davon entfernt, die USA mit Interkontinentalraketen zu bedrohen. Anders als im Fall der Urananreicherungskapazitäten Nordkoreas ist es hier also gut möglich, dass die USA das neue Geländer sehrwohl im Auge hatten und einfach keinen Anlass sahen, das öffentlich zu machen (Damit wäre ja auch niemandem außer Kims Regime geholfen gewesen.).

Die neue Anlage zeigt mehreres: Einerseits wird ein weiteres Mal deutlich, wie viel Energie das Regime in Pjöngjang in das eigene Nuklear- und Raketenprogramm steckt. Außerdem konnten die internationalen Sanktionen diese Bemühungen bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht stoppen (vermutlich haben sie gebremst, aber wieviel? Wer weiß das schon.). Wenn die Aussage stimmt, dass es zehn Jahre brauchte um die Anlage zu errichten, dann sagt dies natürlich auch etwas über den Erfolg der Sonnenscheinpolitik Kim Dae-jungs und Roh Moo-hyuns aus. Die hat die Arbeiten nämlich wohl auch nicht gestoppt (und wohl eher nicht gebremst). Was diese Sache aber vor allem ein weiteres Mal verdeutlicht: Die Staaten die Nordkoreas Nuklear- und Raketenprogramm stoppen möchten, die müssen sich etwas einfallen lassen, denn hinsichtlich dieses Programms spielt die Zeit für Pjöngjang. Zurzeit scheint die Idee zu sein, dass das Regime vorher zusammenbricht und das Problem damit behoben ist. Wenns klappt (mal abgesehen von den Schwierigkeiten, in denen diejenigen dann stecken, die die Folgen eines Zusammenbruchs abfangen müssen): Gut! Wenn nicht! Tja, dann muss man eben mit einem Regime verhandeln, dass mit nuklear bestückbaren Interkontinentalraketen drohen kann und das schon ohne diese Möglichkeit ein schwieriger Verhandlungspartner war. Naja, da ich nicht erwarte bis dahin in Diensten südkoreanischer oder US-amerikanischer Außenpolitik zu stehen, bin ich hauptsächlich gespannt wie es kommen wird und froh, dass ich das aus meiner angenehmen Vogel Froschperspektive beobachten kann. Was die fiesen Artverwandten der Heinzelmännchen noch so alles im Verborgenen werken. Wir werden es wohl erst dann erfahren, wenn mächtige Leute meinen, die Zeit sei reif…

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