Entweder der Schiffskapitän hatte seinen Reisepass oder sein Handy vergessen, oder es steckte doch etwas mehr dahinter. Gestern bestätigten das US State Department und das Pentagon jedenfalls, dass Ende Mai der nordkoreanische Frachter MV Light, vom amerikanischen Kriegsschiff USS McCampbell um Erlaubnis zum Inspizieren des Schiffs gebeten wurde. Der Kapitän der unter der Flagge von Belize fahrenden MV Light verweigerte dies und entschloss sich stattdessen, nach Nordkorea zurückzukehren (wie gesagt, vielleicht ist ihm in dem Moment auch eingefallen, dass er etwas Wichtiges zuhause hat liegen lassen). Der Vorfall soll im südchinesischen Meer stattgefunden haben und wie ihr euch wohl denken könnt, wird vermutet, dass sich auf dem Schiff Waffen befanden. Aufgrund der Faktenlage ist diese Vermutung wohl auch nicht besonders abwegig.
Der Fall erinnert sehr stark an die Ereignisse rund um die Kang Nam 1, die im Juni 2009 nach Nordkorea zurückkehrte, nachdem sie offensichtlich unter Beobachtung der US-Marine geraten war. Damals wie heute wurde auch Seitens der amerikanischen Behörden gemutmaßt, dass die Schiffe auf dem Weg nach Myanmar gewesen seien. Nach Lesart des US-Verteidigungsministeriums klingt das so:
It was believed the ship might have been heading to Myanmar
„Man nimmt an, dass das Schiff in Richtung Myanmar gefahren sein könnte.“ Das nenne ich mal eine vage Möglichkeit. Belege gibt es aber wohl nicht (jedenfalls keine für die Öffentlichkeit) und da beide Schiffe im südchinesischen Meer umkehrten und zum Erreichen recht vieler Ziele erst mal durch die Straße von Malakka hätten fahren müssen, kann es ebensogut sein, dass den Iran (aber hier scheint ja das meiste per Luftpost verschickt zu werden), ein Land in Afrika oder Sri Lanka das Ziel der Schiffe waren. Aber da Myanmar besonders böse ist und es hier auch nichts ausmacht, das Land mal fälschlicherweise zu beschuldigen, ist es wohl immer gern genommen als potentielle Destination nordkoreanischer Waffen.
Schon Anfang Mai gab es Berichte über ein anderes nordkoreanisches Waffenschiff, das aufgebracht worden sein soll (allerdings sind die mit Vorsicht zu genießen, da man nirgends eine wirkliche Bestätigung finden kann). Das Schiff soll mit fünfzehn Tonnen Waffen an Bord einem NATO Schiff, das am Horn von Afrika nach Piraten jagte, aufgefallen und aufgebracht worden sein. Die Waffen seien für Eritrea bestimmt gewesen. Wie gesagt, die Geschichte kann schon stimmen, aber mich wundert es ein bisschen, dass die NATO den Fang nicht öffentlich gemacht haben soll.
Was allerdings ziemlich fest steht ist, dass Nordkoreas Waffenschmuggel wie gehabt weitergeht. Über die Dunkelziffer lässt sich nichts sagen, aber man muss wohl davon ausgehen, dass mehr Schiffe durchkommen als abgefangen werden. Vielleicht gibt es in den nächsten Tagen ja noch ein paar mehr Infos zu dem Zwischenfall, aber ich glaube eher nicht.
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