Hindernis aus dem Weg geräumt: Rason soll aus China mit Elektrizität versorgt werden

Ich habe mich ja in der vergangenen Woche recht ausführlich mit der Sonderwirtschaftszone Rason befasst und dabei unter anderem kurz angemerkt, dass eine essentielle Voraussetzung für einen Erfolg der Zone eine funktionierende und vor allen Dingen zuverlässige Stromversorgung ist. Ich hatte kurz die Überlegung angestellt, dass die Stadt aus Russlands Fernem Osten beliefert werden könnte, wo es scheinbar Überkapazitäten an Elektrizität gibt. Der Gedanke, dass das Ausland die Versorgung sicherstellen sollte scheint schonmal nicht ganz falsch gewesen zu sein. Nur mit dem Land lag ich etwas daneben. Wie berichtet wird, sollen sich China und Nordkorea bereits im Rahmen eines Treffens des gemeinsamen Lenkungskomitees für die Rason und Hwanggumphyong und Wihwa SWZs während der Eröffnungsfeiern der beiden Zonen  (Sino-DPRK Joint Guidance Committee for the Joint Development and Management of the Rason Economic and Trade Zone and Hwanggumphyong and Wihwa Islands Economic Zone) darauf geeinigt haben, dass Rason von China aus mit Strom versorgt werden soll. Damit ist ein entscheidendes Hindernis für die Entwicklung der SWZ aus dem Weg geräumt, denn ohne eine sichere Energieversorgung hätten sich wohl kaum Investoren in großer Zahl von den Vorzügen Rasons überzeugen lassen.

Ich finde es sehr interessant, dass China und nicht Russland hier als Versorger einspringen wird, denn wie gesagt wird berichtet, dass Russland Überkapazitäten in der Region hätte (allerdings weiß ich nicht wie das mit China ist, dass ich mir aber bei der anhaltenden wirtschaftlichen Entwicklung als eher energiehungrig vorstelle). Aber wer weiß, vielleicht hat man sich nur mit China geeinigt, weil es von da aus schneller geht und man baut frei nach dem Motto „doppelt gemoppelt hält besser“ auch noch eine Verbindung zum russischen Stromnetz. So würde Pjöngjang auch nicht nur an einem Tropf hängen und wäre daher etwas unabhängiger.

Das Übereinkommen mit China über die Stromversorgung hat aber noch einen anderen interessanten, wenn auch nicht besonders überraschenden Aspekt. Scheinbar geht man in Nordkorea nicht davon aus, die Versorgungsengpässe im ganzen Land auf absehbare Zeit erfolgreich angehen zu können. Scheinbar ist man noch nicht mal sicher das Leuchtturmprojekt in Rason sicher versorgen zu können. Hier treten strukturelle Probleme mit der maroden Energieinfrastruktur eindeutig zutage. Will Nordkorea tatsächlich einen Pfad der wirtschaftlichen Entwicklung beschreiten, dann kann es kurzfristig vielleicht ausreichen, Rason sicher und permanent zu elektrifizieren. Mittelfristig ist das aber nicht genug. Dieses Problem muss angegangen werden und zwar im ganzen Land, sonst wird Pjöngjang nicht auf eine stetige positive Entwicklung hoffen können. Ich bin gespannt was man da tun wird.

Eben habe ich noch einen ganz interessanten Beitrag von CCTV gefunden, in dem es um die Maßnahmen zur Widerherstellung der Infrastruktur in Rason geht. Da kriegt man auch einen kleinen Eindruck wie es da aussieht.

3 Antworten

  1. Noch mal ich. War gerade in einem Büro der Air China in Beijing um einen Flug umzubuchen. Ein nicht sehr symphatischer Mann (Typ Kohlenhändler aus der Provinz) kaufte am Schalter nebenan gerade ein Ticket nach Pyonyang. Ich hörte wie die Ticket-Verkäuferin erzählte, im Moment wäre gerade ein Ansturm auf Tickets nach Nordkorea.
    Da scheint wirklich einiges abzugehen. Erinnert stark an das China der späten 70er, als auch erst von der Wirtschaft Fakten geschaffen wurden, die Wendung in der Ideologie folgte oft Jahre später.

    • Vielen Dank für den Artikel, der tatsächlich sehr euphorisch klingt und ein paar spannende Infos und Einschätzung enthält. Die Beobachtung am Air China Schalter finde ich auch spannend. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich da tatsächlich was am tun ist und das diesmal auch großer politischer Wille (vielleicht auch zurückzuführen auf äußeren oder inneren Druck) besteht, tatsächlich einen neuen Weg einzuschlagen.

  2. Ich habe hier einen Artikel in der China Daily gefunden, der ausgesprochen euphorisch klingt, fast schon Goldgräberstimmung.
    Zumindest die Grenzregionen Chinas können bei einer Öffnung Nordkoreas stark profitieren.
    Der Tenor des Artikels ist, daß eine Öffnung NKs nicht mehr nur eine Option ist, sondern eine Tatsache.
    Aus chinesischer Erfahrung kann man sagen, wenn die Sonderwirtschaftszonen erfolgreich sind, gibt es kein Halten mehr, dann wird sich das ganze Land reformieren. Wer also den Reiz des Exotischen liebt sollte jetzt noch schnell nach NK fahren …

    http://www.chinadaily.com.cn/china/2011-09/14/content_13680801.htm

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