Delegation der Konrad-Adenauer-Stiftung besuchte Pjöngjang: Austausch wird institutionalisiert

In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) eine weitere deutsche politische Stiftung an einem verstärkten Engagement hinsichtlich Nordkoreas interessiert zu sein scheint. Dort sind mit der Friedrich-Naumann-Stiftung und der Hanns-Seidel-Stiftung bereits zwei deutsche Stiftungen auf verschiedenen Feldern sehr aktiv. Das verstärkte Interesse der KAS scheint nun zu ersten greifbaren Ergebnissen zu führen. Laut einer Kurzmitteilung der Stiftung waren der Leiter des Regionalteams Asien und Pazifik, Dr. Stefan Friedrich, und Dr. Norbert Eschborn, Landesbeauftragter für Korea am 8. Juni in Pjöngjang und sprachen dort mit Vizeminister Ri Yong-chol, stellvertretender Leiter der internationalen Abteilung des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas. Dabei wurde vereinbart, den begonnen Austausch zu institutionalisieren. Besonders die Vergabe von Stipendien an nordkoreanische Bewerber soll hier eine Rolle spielen.

Bisherige Aktivitäten der KAS

Damit setzt die KAS ein durchaus interessantes Programm fort, in dessen Rahmen bisher mindestens zwei nordkoreanische Juristen (soweit ich mich erinnere) in Deutschland studieren konnten. Eine Institutionalisierung des Programms wird sicherlich dabei helfen, dass der häufig sehr bürokratische Umgang mit den nordkoreanischen Behörden erleichtert würde und eine sinnvolle Durchführung des Studiums der Teilnehmer gewährleistet wird. Ob im Rahmen der Institutionalisierung auch weitere Veranstaltungen wie dem Symposium zur Ordnungspolitik in der BRD und DVRK, das im vergangenen Jahr in Berlin unter Teilnahme einer nordkoreanischen Delegation veranstaltet wurde, geplant sind, ist nicht klar. Aber vielleicht will man dies seitens der KAS auch garnicht so klarstellen um Spielraum zu haben.

„Kontakt zu Multiplikatoren“

Beide Elemente einer Zusammenarbeit würden auch ziemlich genau den Forderungen einer Evaluation der Arbeit der KAS in Korea (2009 von Rüdiger Frank durchgeführt) nachkommen. Dort heißt es zwar:

Die Beibehaltung der gegenwärtigen indirekten Nordkorea-Strategie wird empfohlen. Angesichts der hohen Kosten und Risiken sowie der geringen Wirkung ist eine direkte Präsenz bzw. Tätigkeit in Nordkorea derzeit nicht zu empfehlen. Flexibilität ist angesichts zukünftiger Entwicklungen jedoch angeraten.

Jedoch wird auch das Ziel formuliert:

Der Kontakt zu nordkoreanischen Multiplikatoren wird auf den Gebieten der Medien und des Rechts vertieft.

Zumindest das Gebiet „Recht“ ist ja dann schon ganz gut abgedeckt. Eine Art von Medienaustausch fände ich allerdings auch sehr spannend. Soweit ich weiß, hat sich da noch nichts getan, aber wer weiß, vielleicht kommt da ja noch was.

Brücken bauen – Keine Mauern!

Alles in allem kann ich mich aber nur wiederholen und die aktive Rolle, die einige deutsche Stiftungen mit ihrem Engagement in Nordkorea spielen, ausdrücklich loben. Damit kommen sie der Verantwortung, die sich nicht zuletzt aus den Deutschen Einigungserfahrungen ergibt vorbildlich nach. Außerdem ist es gerade in der aktuellen politischen Situation wichtig, Brücken zu bauen. Da sich die wirklich relevanten Akteure in der Region aber momentan bestenfalls auf den Bau von Mauern konzentrieren und eher das Trennende als das Verbindende in den Vordergrund stellen, ist es gut, wenn eher neutrale Akteure wie Deutschland (u.a. in Form der Stiftungen) dafür sorgen, das Kontakte erhalten bleiben bzw. neu entstehen, auf die man bei einer geänderten politischen Konstellation künftig aufbauen kann. Wenn man das neue Regime in seinem Gefühl der Isolation bestärkt, dann ist in der Folge nichts als eine Fortsetzung der Politik der letzten Jahrzehnte zu erwarten. Daher müssen auch Alternativen aufgezeigt werden, die nicht die Form einer Erpressung annehmen, wie das Südkoreas Präsident Lee seit Amtsantritt betreibt.

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