Irgendwie seltsam, aber momentan sind hier die Länder im Fokus, aus denen man eigentlich ziemlich selten was hört (und noch seltener in einem Satz genannt mit Nordkorea). Nachdem gestern Fidschi dran war, habe ich heute etwas über die, bzw. aus der, Mongolei gelesen, das ich ebenfalls so interessant fand, dass ich kurz darüber berichten möchte.

Klickt auf die Karte, um zu einer anderen Karte zu kommen, die die regionalen Bahnverbindungen zeigt. (Karte: Google Maps)
Wenn ihr euch die Landkarte der Region mal anschaut, dann wisst ihr, dass sich die Mongolei in einer „Bedrängungssituation“ befindet, gegen sich die Nordkoreas auch nicht unbedingt behagliche Lage anfühle muss wie ein Hort der Freiheit. Das Land liegt eingeklemmt zwischen den Riesen Russland und China und hat keinen Seezugang. All das macht die Entwicklung nicht gerade leichter, denn man hat nicht wirklich viele Optionen, wenn man die vorhandenen Rohstoffe und Produkte des Landes verkaufen will. Entweder man kommt mit den Nachbarn ins Geschäft, oder man muss ihre Häfen nutzen (vor allem die Chinesischen, weil die dauerhaft eisfrei sind). Kurz: Irgendwie ist man abhängig.
Die Reise führt nach Rason
Naja, vielleicht fällt euch auf, wo die Reise hinführt (also im wahrsten Sinne), denn hier kann Nordkorea etwas für Linderung sorgen. Und zwar passenderweise mit der Sonderwirtschaftszone in Rason, oder genauer, mit den Häfen dieser SWZ, denn damit bietet sich ein Ausweg aus der unangenehmen Situation, immer von der schwächeren Ausgangssituation aus verhandeln zu müssen. Gleichzeitig wird damit die Verhandlungsbasis mit den beiden Schwergewichten etwas mehr ins Gleichgewicht gerückt, denn wenn sie nicht verhandeln wollen, dann schafft man seine Waren eben nach Rason und verschifft sie von dort aus wo hin, wo die Partner angenehmer sind. So habe ich mir das jedenfalls immer vorgestellt, nur hat sich bisher achsowenig in diese Richtung getan.
Stärkere Zusammenarbeit geplant: Rason im Zentrum
Daher fand ich es heute interessant, diese Meldung der Informationsplattform Info Mongolia zu finden. Darin wird von einem Gespräch zwischen dem Sprecher des mongolischen Parlaments Enkhbold und Nordkoreas Botschafter in Ulan-Bator Ri Chol-gwang berichtet. Unter anderem informierte Ri über das Vorhaben des nordkoreanischen Parlamentssprechers Choe Thae-bok (ihr kennt ihn vielleicht, er empfängt öfter mal Gäste aus dem Ausland, zuletzt auch Johannes P(f)lug), die Mongolei noch in diesem Jahr zu besuchen. Weiterhin wolle Nordkorea einen mongolisch-nordkoreanischen Wirtschaftsrat („Korea-Mongolia Business Council“) aufbauen. Vor allem aber plane Nordkorea, in der Sonderwirtschaftszone Rason einen „Hafen“ für die Mongolei bereitzustellen. Also vermutlich ein Pier für die Mongolen zu reservieren. Ein Transportgut scheint auch schon gefunden, denn weiter sprachen beide Seiten darüber, Kohle aus Tawan Tolgoi über Rason auf den Pazifik zu bringen. Dass die Regierung der Mongolei besonders an den Möglichkeiten, die die Häfen von Rason bieten interessiert ist, hatte der mongolische Regierungschef Sukhbaatar Batbold bereits im vergangenen Jahr klargestellt. Jetzt scheinen den Worten langsam Taten zu folgen.
Motor regionaler Integration
Gleichzeitig ist damit auch ein weiterer Schritt in die Richtung gemacht, die Greater Tumen Initiative schon seit fast zwanzig Jahren für Rason und Umgebung vorsieht, die bisher aber kaum voran kam. Nun scheint nach China und Russland auch die Mongolei in diese Richtung einzuschwenken. Würde Rason tatsächlich zu einem Umschlagplatz mongolischer Güter, würde dies die Chance erhöhen, dass die Sonderwirtschaftszone tatsächlich zu einem Motor regionaler Entwicklung würde. Nicht zuletzt würden sich in der Folge möglicherweise auch nennenswerte Handelsbeziehungen zwischen der Mongolei und Nordkorea entwickeln (bisher erreicht der Handel beider Länder nach mongolischen Angaben noch nichtmal den Wert einer Million US-Dollar). Damit würde sich nicht nur die Mongolei, sondern auch Nordkorea ein Stück weit aus dem ökonomischen Griff Chinas befreien.
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Ob das, die mongolische Kohle aus Tawan Tolgoi über Rason auszuschiffen, wirklich gut überlegt wurde? Die angesprochenen Kohlenlagerstätten liegen doch wo ganz anders:
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Das war mir auch nicht entgangen. Ich kann mir vorstellen, dass das eine strategische Geschichte ist. Es ist nie schlecht, wenn die Geschäftspartner, die wohl in China sitzen, wissen, dass man auch andere gangbare Absatzkanäle hat.
Was außerdem noch sein könnte: Wenn die Kohle Richtung Pazifik ginge, würde man sich natürlich ein gutes Stück Seeweg einsparen (und wie gesagt China für den Absatz in keiner Weise brauchen). Zwar ist Eisenbahn teurer, aber auch schneller (ich denke mal, dass das auch auf diesen Strecken gilt). Vielleicht geht ads auch in die Kalkulation mit ein?
Vielleicht ist das auch gegenüber den Nordkoreanern erstmal ein Testballon so nach dem Motto: „Wir probieren das mal, aber ihr seht ja selbst, was für ein Riesenumweg das ist, erwartet also nicht zu viel.“ Wenns dann klappt, könnten Waren von besser gelegenen Orten aus über Nordkorea verschifft werden.