Von 120 hungrigen Hunden und 146 Zuchtmeerschweinen: Warum man viel über Nordkorea schreiben kann, aber nur weniges beweisen muss.


Die meisten von euch werden die Story mit Jang Song-thaeks Hinrichtung mit Hilfe von 120 Hunden zumindest am Rande wahrgenommen und sich vielleicht auch eine Meinung dazu gebildet haben. Eigentlich wollte ich nichts dazu schreiben, denn wenn ich anfangen würde mich über jedes dumme Gerücht über Nordkorea aufzuregen, das von unseren Medien ohne seriöse Quellenprüfung oder Anwendung sonstiger journalistischer Standards zu einer skandalösen Geschichte breitgewalzt und mit tollen Schlagzeilen versehen wird, dann würde ich ja sonst nichts mehr machen (und das ist leider nicht wirklich überspitzt).
Dann hätte ich es mir fast anders überlegt, als ich diese ausgezeichnet verschwörungstheoretisch fundierte aber absolut gehaltlose Analyse meines lieblings-Kommunistenflüsterers, Stalinverstehers und Chefkommentators gelesen habe. Ich habe mich aber dagegen entschieden, weil es mir einerseits um die Zeit zu schade war, andererseits möchte ich nicht den Anschein machen, unter irgendeiner Art von persönlichen Manie zu leiden, so oft wie ich über den Quatsch schreibe, den der Mann von der WELT verzapft (der Grund für meine häufige Beschäftigung mit dem Werk des WELT-Chefkommentators ist schlicht, das niemand in Deutschland so ausdauern und so unterirdisch zu Nordkorea schreibt).
Dass ich aber jetzt doch hier sitze und was zu dem Thema tippe, liegt nicht an irgendeinem Mist, den ich gelesen habe sondern ist Folge eines positiven Impulses:

Schön zu wissen: Deutsche Journalisten sind zur Selbstkritik fähig

Denn tatsächlich gibt es nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland (bzw. zumindest in deutscher Sprache schreibend) Journalisten, die ihrer Arbeit offensichtlich etwas reflektierter nachgehen, als viele ihrer Kollegen und die auch bereit sind, in diesem Rahmen so etwas wie Medienkritik zu üben (unsere Medien sind ja grundsätzlich nicht unkritisch und verstehen es oft gesellschaftliche Phänomene etc. mit scharfer Feder bzw. Worten anzuprangern; Nur wenn es um sie selbst geht, tun sie sich mitunter schwer mit sowas). Naja, lange Rede kurzer Sinn, lest euch auf jeden Fall mal diesen Artikel von Stephan Scheuer durch, alles was er schreibt kann ich auch so unterschreiben.
Das Schöne an seinem Beitrag: Er suggeriert nichts in die eine oder andere Richtung, sondern macht das, was journalistische Texte eigentlich tun sollten: Er ordnet Informationen ein und bietet Hintergründe. Er lässt der Geschichte ihren Raum, macht nicht mehr daraus, als es ist und versucht nicht irgendwelche hochtrabenden Analysen daraus abzuleiten.
Das mag zwar weniger „sexy“ sein, als eine Story mit einem grausamen mordenden Diktator mit 120 hungrigen Hunde, aber da ich der Ansicht bin, dass „sexieness“ bei Inhalten und Überschriften nicht das oberste Kriterium journalistischer Arbeit sein sollte und gehöre daher zu denen, die solche Artikel wohltuend finden.
Ich hoffe auch einfach mal, dass ihr nicht zu den Leuten gehört, die das anders sehen, denn dann wärt ihr auf diesem Blog vermutlich leider falsch und solltet hier, hier oder hier weiterlesen (allerdings könnt ihr euch dafür dann vielleicht merken, dass die spektakulären, obskuren und „irren“ Storys meistens nicht unbedingt wahr sind).

Warum ich unkritische Berichterstattung zu Nordkorea verwerflich finde

Ich will jetzt nicht lange mit irgendeiner Art von moralischem Zeigefinger rumwinken, denn ich habe ja schon oft genug darauf hingewiesen, wie vorsichtig man mit Medienberichten zu Nordkorea umgehen muss. Denn leider machen sich es Medienvertreter allzuoft allzuleicht, übernehmen irgendwelche Gerüchte und halbseidenen Informationen, drehen sie dann so lange vorwärts, rückwärts, kreuz und quer durch die Medienmaschinerie, bis sie selbst glauben, das Gerücht sei wahr.
Natürlich gibt Nordkorea für ein solches Verhalten das ideale „Opfer“ ab, denn die informative Abschottung, die teils tatsächlich obskure Propaganda und das damit verbundene vergleichsweise lückenhafte gesicherte Faktenwissen über das Land laden dazu ein, einfach irgendetwas zu schreiben, Wiederspruch kommt ja eh nicht und da man ja weiß, dass das Regime böse ist, trifft es immer den Richtigen, selbst wenn das was man da über Nordkorea geschrieben oder gesagt hat, nicht so ganz der Wahrheit entspricht.
Nur dumm, dass damit eigentlich niemandem geholfen ist, außer vielleicht ein paar Journalisten, die mit wenig Aufwand viele Klicks erzeugt oder Zeilen gefüllt haben. Denn was wir als Leser  bekommen haben ist nur das Gefühl informiert worden zu sein, nicht aber echte Information oder Wissen. Noch schlimmer ist dabei, dass nicht nur wir kleinen Lichter Zeitung lesen, sondern auch diejenigen, die entscheiden dürfen. Auch die richten sich mitunter nach dem, von dem sie glauben, dass es sich um echte Informationen handelt. Wenn aber Politik auf Basis falscher Informationen gemacht wird, nur weil irgendwelche Medienschaffenden denken, dass es schon nicht so schlimm sein wird, wenn man ungeprüfte Gerüchte über Nordkorea (oder irgendein anderes Thema) publiziert, dann bin als Bürger damit nicht einverstanden und würde mir ein bisschen mehr Verantwortungsbewusstsein der Betreffenden wünschen.

Ist die Hundegeschichte wahr?

Und was ist jetzt mit der Hundegeschichte? Kann die nicht doch wahr sein? Klar kann sie wahr sein! Ich glaube das nicht und verweise euch einfach an den oben verlinkten Artikel, aber auch hierher, hierher und hierher und möchte euch darauf aufmerksam machen, dass ziemlich vieles wahr sein kann, weil man ziemlich weniges selbst nachprüfen kann (das betrifft übrigens nicht nur Nordkorea. So funktionieren Verschwörungstheorien). Es könnte auch gut sein, dass Kim Jong Un ein rosa-Meerschweinchen-Fetischist ist und zu diesem Zweck ein Expertenteam syrischer Meerschweinezüchter mitsamt 146 hochgezüchteten Meerschweinen hat einfliegen lassen (hierdurch erklärt sich übrigens die Präsenz nordkoreanischer Militärangehöriger im syrischen Bürgerkrieg: Sie schützen essentielle Meerschweinezuchteinrichtungen und sichern die Evakuierung der Experten ab). Klingt unwahrscheinlich? Klar! Aber beweist mir doch mal das Gegenteil! Könnt ihr nicht! Seht ihr: Und ich würde euch gerne die Belege für die Meerschweinegeschichte liefern, aber weil das Regime so intransparent, irre und böse ist kann ich das leider nicht.
Naja, und das ist das Motto nach dem ein beachtlicher Teil der Nordkorea-Storys funktioniert. Aber weil ihr ja hier regelmäßig mitlest wisst ihr natürlich Bescheid und geht deshalb gerade mit den Geschichten, die am spektakulärsten klingen auch am vorsichtigsten um und das ist auch gut so…

Trash zum Sonntag (VI): Dinge die die Welt nicht braucht — Heute: Rosa Camouflageunterwäsche


Lange habe ich keinen Trash zum Sonntag mehr verbreitet. Weil aber die Welt so voll davon ist, möchte ich euch heute nochmal auf eine kleine Perle aufmerksam machen.
Ich bin mir vollkommen bewusst, dass ich mich damit vor den Karren kommerzieller Interessen spanne, weil ich mich freiwillig zu einem Teil einer Social-Media-Kampagne mache, aber weil ich mir irgendwie nicht vorstellen kann, dass irgendwer das Produkt, das damit vermarktet werden soll, gut findet, komme ich damit ganz gut klar. Und damit hätten wir schonmal den ersten Teil des Trashs identifiziert.
Oder glaubt ihr, dass die Welt nicht mindestens genausogut wäre ohne die Existenz von rosa Boxershorts in Camouflagemuster existiert hat? Ich jedenfalls empfinde allein die Produktion von sowas als extreme Schrottidee.

Aber auch die Marketingidee an sich ist etwas trashy. Denn die Vermarkter hatten sich überlegt, sie würden das Produkt über einem vom Netzpublikum ausgewählten Ort abwerfen. Und damit kommt Nordkorea ins Spiel, denn wo auf der Welt wäre es wohl reizvoller, rosa Camouflageunterwäsche abzuwerfen, als über der Hauptstadt Nordkoreas. Mir fällt ehrlich gesagt nicht viel ein.
Allerdings hat sich das mit dem „Abwerfen“ zur Überraschung (oder auch nicht) der Marketingexperten als ein bisschen schwierig rausgestellt. Warum? Naja, die Nordkoreaner mögen es eben nicht so, wenn Menschen etwas über ihrem Land „abwerfen“. Naja, ihr wisst schon…

Deshalb hat sich das Ganze im Endeffekt in einer ziemlich langweiligen Aktion erschöpft, die in diesem Blog dokumentiert ist, denn die Werbeprofis mussten einen ihrer Leute nach Nordkorea schicken, der dort versuchte, das Produkt (fast) ohne „Abwurf“ oder dergleichen unter die Leute zu bringen. Das war scheinbar eine zähe Angelegenheit, so dass er die Shorts nicht nur an seine Guides verteilte, sondern auch auf den Hotelfluren verteilte und auch, in einer was die Werbewirksamkeit angeht fragwürdigen Aktion, aus seinem Hotelfenster „abwarf“. Naja, Marketing mit Nordkorea ist eben nicht einfach und bisher habe ich da wenig Gutes gesehen, kann eben fas nur Trash rauskommen am Ende…Obwohl…Dashier fand ich eigentlich ganz witzig:

Was ich mich nur frage: Warum haben die Organisatoren nicht mal bei den Aktivisten an der südkoreanischen Grenze angefragt. Die sehen ja scheinbar ihren Lebensinhalt darin, die Nordkorea mithilfe von Heliumballons von Socken über Bibeln bis zu Geld mit so ziemlich allem zwangsbeglücken, was ihnen gerade so in den Sinn kommt. Und ein paar rosane Camouflageshorts wären da vermutlich mindestens so sinnvoll und auch subversiv gewesen, wie ne Bibel. Aber naja, Marketingleute sind eben auch nur Menschen…

Nordkorea indiziert: Nordkorea belegt auf dem Welt-Nordkorea-Index-Index Platz 87


In einem von keinem Experten erstellten Welt-Nordkorea-Index-Index belegt Nordkorea den 87. Rang. Damit zeigt der erstmals erhobene Index ganz klar, dass Nordkorea ein Land ist, dessen Indizierungs-Index zwischen den Position 86. und 88. einzustufen ist. Viele andere Länder belegen andere Plätze, manche aber auch möglicherweise den gleichen, was der Methodik des Indexes geschuldet ist. Für konkrete weiterführende Bewertungen ist ein normativer Überbau zur Einschätzung Nordkoreas notwendig. So kann man sagen, die Zahl 87 deutet darauf hin, dass Nordkorea ein ganz normales Land ist (stimmt zwar nicht, kann man aber sagen). Man kann auch sagen, Nordkorea liegt vermutlich ganz klar hinter Finnland und Dänemark, was mal wieder beweist, wie gut die Finnen doch sind und wie schlecht die Nordkoreaner. Man kann noch vieles mehr sagen, aber das ist heute hier nicht mein Job. Ich bin Wissenschaftler (bin ich nicht!) und habe diesen Index konzipiert. Die Bewertung und konkrete Schritte liegen jetzt bei der Politik…

Methodik

Wenn das alles für euch nicht so richtig verständlich ist, habt ihr vermutlich recht. Aber so einen Index-Index wollte ich immer schonmal erarbeiten. Wenn ich jetzt noch mehr Lust gehabt hätte, dann hätte ich auch noch die Gewichtung der verschiedenen indizierten Indizes mit eingerechnet und wäre sicherlich zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen, das nicht minder aussagelos gewesen wäre. Da der Quatsch aber immer auch eine Grenze haben muss, genügten mit einfache mathematische Operationen wie Addition und Division, um auf mein Ergebnis zu kommen. Das soll jetzt natürlich keine Wertung zu irgendwelchen anderen Indizes oder unserem Indizierungswahn generell sein, sondern nur eine Einleitung zu meiner nicht vollständigen Nordkorea-Index-Liste, die ihr unten findet.

Nordkorea indizieren. Ein komplizierter Job

In den letzten Tagen konnte man mal wieder hören, wie Korrupt Nordkorea ist. Dafür gibt es auch handfeste Beweise. Um genau zu sein einen Index. Dass der Index dabei nicht die tatsächliche Korruption in einem Land misst, sondern die wahrgenommene interessierte die wenigsten Schlagzeilenproduzenten. Noch weniger interessierte es wohl jemanden, wie man bitte aus den Menschen in Nordkorea rauskriegen will, wie sehr sie Korruption wahrnehmen und wie man diese Erkenntnisse dann mit der Wahrnehmung von Menschen in Finnland (wo ja bekanntlich alles am Besten ist) oder so vergleichen will. Aber egal, Hauptsache der Beweis ist angetreten und man kann ganz klar zeigen, in Nordkorea ist die gefühlte Korruption am höchsten.

Indizes: Neutral oder verschleierte Propaganda?

Schön wenn es Indizes gibt. Wie sollte man sonst die Welt verstehen, wenn es nicht ganz objektive Zahlen gäbe, die bewiesen: Dieser ist besser und jener schlechter. Unmöglich. Daher danke an all diejenigen, die sich täglich die Mühe machen, irgendwelche Daten zu sammeln zu aggregieren und irgendwie umzurechnen oder erstmal in Zahlenform zu gießen um uns am Ende dann die Welt ein Stück verständlicher zu machen. Nur frage ich mich manchmal, sind die Indizes da, um die Welt zu erklären, oder weiß man schon vorher, wie die Welt ist und baut sich dann die Indizes so zusammen, dass sie am Ende belegen, was man selbst (aber nicht der ganze verblödete Rest der Menschheit) ohnehin schon wusste. Naja, ich will da garnicht allzutief in die Bewertung einsteigen, denn so differenziert man unterschiedliche Länder und Sachverhalte betrachten sollte, so differenziert muss man sich wohl auch die unterschiedlichen Indizes angucken. Manche geben sich Mühe die Welt abzubilden, andere eher eine Weltsicht.

Nordkorea indizieren: Das Datenproblem

Das alles ist das eine Problem. Das andere Problem sind die Daten, die da aggregiert werden. Ich meine, vermutlich ist die Datenlage zwischen Finnland und Schweden (wo alles fast so gut ist wie in Finnland) ziemlich vergleichbar. Aber wie ist das denn mit Somalia, Finnland, Nordkorea und Honduras? Keine Ahnung, wenn uns einer danach Fragen würde, ob man da wohl zu allem möglichen vergleichbare Zahlen finden kann, würden wir wohl eher sagen: „Keine Ahnung“. Aber wenn jemand kommt und sagt: „Hier hab ich den Index zu dem und  dem, Honduras ist 47, Finnland 1., Somalia 158. und Nordkorea 200. Das haben wir anhand von wissenschaftlichen Vergleichsanalysen herausgefunden“, dann sagen wir: „Prima, hab ich mir schon immer gedacht!“. Aber auch wenn man sich irgendwas schon immer gedacht hat, kann man auch in dem Moment nochmal denken und sich fragen: Können die wissenschaftlichen Analyseexperten das alles über Nordkorea überhaupt wissen? Bei manchen Sachverhalten kann man das bejahen, bei anderen nicht. Aber wenn man etwas nicht weiß, wie kann das dann in einen Index eingehen? Keine Ahnung, aber es passiert. Ich will jetzt hier nicht alle Indizes mit Bausch und Bogen verdammen, aber es gibt doch auch Lösungen, die man nutzen kann, wenn man nichts weiß. Wenn ich nichts weiß, dann versuche ich zum Beispiel nichts zu sagen. Andere machen das ja auch und das finde ich durchaus respektabel…

(K)ein Index-Index

Nungut, lange Rede kurzer Sinn, ich habe euch mal aufs Geratewohl alle möglichen Indizes zusammengetragen, in denen Nordkorea indiziert ist und werde sie hier fast ohne weiteres Kommentar verlinken (ich werde die anhand geheimer wissenschaftlicher Analysemethoden entwickelte Qualitätsbewertung mit Hilfe von „– –“ bis „+ +“ darstellen). Meine Meinung zum Gebrauch dieser Indizes findet ihr ja oben. Viel Spaß beim Stöbern und wenn ihr noch weitere Aussagekräftigen Indizes kennt, immer her damit.

Bertelsmann Transformationsindex 2012: #125 (von 128) Qualitätsbewertung:

Corruption Perception Index 2013: #176 (von 177) Qualitätsbewertung:

Deforestation Index 2012: #3 Qualitätsbewertung: 0

Failed States Index 2013: #23 Qualitätsbewertung: – –

Global Peace Index 2013: #154 Qualitätsbewertung: 0

Happiness Index 2011: #2 Qualitätsbewertung: – –

2013 Index of Economic Freedom: # 177 (von 177) Qualitätsbewertung:

NTI Nuclear Materials Security Index: #32 (von 32) Qualitätsbewertung: +

Weltverfolgungsindex 2013: #1 Qualitätsbewertung: – –

2013 World Press Freedom Index: #178 (von 179) Qualitätsbewertung: + +

World Soccer Power Index (05.12.2013): #84 Qualitätsbewertung: 0

Ein Bild von Nordkorea (IV): Total monumental


Wie mir kürzlich aufgefallen ist, habe ich die Serie mit den Bildern von Marc ein bisschen schleifen lassen. Das hatte nichts damit zu tun, dass ich die Fotos nicht supergut fände, sondern eher damit, dass ich immer wenn ich Zeit bekam auch gleich ein Thema hatte, das ich nicht übergehen wollte. Heute ist aber ein guter Tag, die Serie fortzusetzen (Hier lang zu den bisher erschienenen drei Teilen der Serie).
Und weil ich ja irgendwie ein Bild von Nordkorea präsentieren will, dass die verschiedenen Facetten des Systems und der Menschen darstellt, kann ich auch ein Thema nicht übergehen, dass sehr häufig unsere Idee des Landes mitprägt: Die brachiale und monumentale Symbolik, die sich im Land in überdimensionierten Bauprojekten ausdrückt und damit natürlich für jeden Fotografen ausgezeichnete Motive hergibt, die wir aus der einen oder anderen Perspektive alle schonmal gesehen haben. Aber manchmal gibt es in diesen großen Bildern doch nochmal kleines zu entdecken und wenn ihr da keinen Bock drauf habt, dann könnt ihr euch auch gerne an der irgendwie verstörenden Faszination der totalitären Symbolbaukultur des Regimes weiden.

Alle Rechte an allen folgenden Bildern liegen bei Marc Ucker.

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"Ja wo sind wir denn hier?" Naja, die Frage ist eigentlich schnell beantworte: "In Korea!" Nicht Nord nicht Süd, einfach nur Korea. Irgendwie sticht das hervor. Zumindest auf dieser Karte. Aber, schaut euch das Bild mal genauer an. Von dieser wichtigen Idee, die Nord und Süd grundsätzlich eint, nämlich dass die Koreas zusammenghören, ist zumindest hier so ein bisschen der Lack ab.

„Ja wo sind wir denn hier?“ Naja, die Frage ist eigentlich schnell beantworte: „In Korea!“ Nicht Nord nicht Süd, einfach nur Korea. Irgendwie sticht das hervor. Zumindest auf dieser Karte. Aber, schaut euch das Bild mal genauer an. Von dieser wichtigen Idee, die Nord und Süd grundsätzlich eint, nämlich dass die Koreas zusammengehören, ist zumindest hier so ein bisschen der Lack ab.

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Galerie

Die Bilder kennt man. Trotzdem irgendwie spannend, dieser Flur voller Propagandakunst.

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LongWayDownkl

Es ist ein weiter Weg nach unten; Nach oben aber genauso. Gut dass es eine Rolltreppe gibt. Ansonsten würde man sich glaube ich ganzschön müde laufen. Was ist eigentlich immer mit der Treppe in der Mitte? Für Special-Guest oder Rettungsleute reserviert? Oder ne Geschichte für ganz sportliche? Auch diese Treppe könnte man als Sinnbild für das Land nehmen. Nur weiß ich nicht, ob man auf der Abwärts- oder Aufwärtstreppe steht. Und anders als auf Rolltreppen geht selten was von alleine.

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NeueHäuserkl

Kaum ein zeitgenössisches Projekt steht so sinnbildlich für Nordkorea heute wie die Mansudae Apartments. Nur für was sie genau stehen, das kann ich leider nicht sagen. Stehen sie für eine wirtschaftlich erfolgreich aufstrebende Nation? Für Modernität? Für zumindest fragwürdige weiße Elefanten? Oder einfach dafür, dass Nordkorea aus der Zeit gefallen ist und bleibt (denn irgendwie sehen die Gebäude doch nicht mehr modern, sondern wie der Traum eines Architekten der Siebziger aus)? Naja, ich weiß es nicht. Vielleicht ist auch dass das Sinnbild, denn man weiß mit Blick auf Nordkorea eben sehr selten, was man davon halten soll…

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OtherSideofTheRiverkl

Die andere Seite des Flusses erinnert mich an diesen unglaublich guten Song. Schöne Perspektive auf die Stadt. Dass nicht nur Ausländer diese Aussicht (von dem Platz vor dem Juche-Turm aus (oder?)) schätzen, zeigen die vielen anderen Betrachter.

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SonneDesJahrhundertsErhebtSichkl

Achja, Monumentalbauten sind glaub ich einfach deshalb bei autoritären Regimen so unglaublich beliebt, weil sie ihren Untertanen die Interpretation einfacher machen. Hier sagt zum Beispiel die Sonne (des Jahrhunderts? Vermutlich!) dem Volk, das wohl noch fleißig in der großen Studienhalle am Sieg der Revolution büffelt, gute Nacht. Schön wenn der große Führer über sein Volk wacht.
Detailverliebte können den Blick aber auch mal ein Stück senken und sich eines der Geheimnisse der reibungslosen Massenchoreographien auf dem Kim Il Sung Platz näher anschauen. Die Leute machen das nicht von selbst, sie haben nur ganz klare Markierungen, wo wer zu stehen hat. Das macht es einfacher den Schwarm zu kontrollieren. Was wohl passiert wäre, wenn hier der Fotograf ein Stück Kreide und viel Mut dabei gehabt hätte? You never know…

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BurningFlamekl

Und wenn man sich dann von da aus, wo das vorherige Foto geknipst ist, einfach umdreht, dann sollte man ungefähr dieses hier bekommen. Auch nicht schlecht symmetrisch, oder? Und die Flamme von Juche leuchtet dem Volk durch die Nacht, das ist doch mal was. Flammen sind auch herrlich symbolisch, gell. Da muss man nur mal in die Bibel (Pfingsten) oder in eine katholische Kirche (das ewige Licht) reinschauen. Auch hier musste ich an Musik denken, warum auch immer.

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ImGleichschrittMarschkl

Eines der beiden flankierenden Monumente am Mansudae-Hügel, wo die Bronze-Kims wohnen. Die oben wie die unten marschieren im Gleichschritt in ein neues Zeitalter. Blöd nur, wenn der Schuh auf ist. Dann ist der ganze schöne Effekt dahin.

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Andachtkl

Schließlich kann jeder seinen Verkehrskreisel gestalten wie er lustig ist, oder hat damit jemand ein Problem.
Aber mal Spaß beiseite: Wenn gleich zwei große und geliebte Führer wohlwollend auf einen niederschauen (das „Niederschauen“ ist ein Motiv, dass sich definitiv durchzieht), was will da noch schlimmes passieren.

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AlteSymbolikkl

Die ganze Gesellschaft gemeinsam für Juche. Da sind Industriearbeiter, Soldaten, Bauern, Akademiker, die gemeinsam die Juche-Flamme hoch. Nur was der Kerl links hinten für einen seltsamen Hut auf hat, das erschließt sich mir noch nicht so richtig, Dabei sollte es grundsätzlich schlichte und einfach zu verstehende Symbolik sein.
Naja. Hat auch alles sein Gutes, denn wenn man sich ein Detail anguckt, dann fällt einem manchmal was ganz anderes auf. Daher gleich noch zwei Bildausschnitte.

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Auf jeden Fall ist mir bei der Betrachtung des Kopfes links aufgefallen, dass auf dem Buch oben drauf irgendwie Stroh oder sowas zu  liegen scheint. Das fand ich seltsam.

Auf jeden Fall ist mir bei der Betrachtung des Kopfes links aufgefallen, dass auf dem Buch (was steht da eigentlich genau drauf?) oben drauf irgendwie Stroh oder sowas zu liegen scheint. Das fand ich seltsam.

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Dann ist mir aber engefallen, dass ich auf dem anderen Bild was gesehen hatte: Vielleicht ha tja jemand das Monument tatsächlich einem praktischen Nutzen zugeführt und sich darauf häuslich gemacht...

Dann ist mir aber eingefallen, dass ich auf dem anderen Bild was gesehen hatte: Vielleicht hat ja jemand das Monument tatsächlich einem praktischen Nutzen zugeführt und sich darauf häuslich gemacht…

Kim Jong Uns Porno-Ex und vietnamesische Wasserschweine — Ein gutes Ende für eine inhaltlose Story


Eigentlich hatte ich nicht vor, groß was zu der Kim Jong Un-lässt-seine-Ex-Freundin-wegen-Pornographie-hinrichten-Story zu schreiben. Allerdings wurde sowohl hier als auch auf Facebook danach gefragt bzw. darauf aufmerksam gemacht und daher werde ich doch noch schnell was dazu schreiben.

Warum ich zu solchen Storys ungern scheibe

Einleitend will ich erstmal kurz darlegen, weshalb ich das nicht zum Thema machen wollte (ihr hättet es euch vielleicht auch aus diesem Artikel herleiten können, in dem ich versucht habe Kriterien für meine Themenauswahl aufzustellen):

  1. Ich habe erst gerade Medienkritik geübt und dachte es wäre für mich und für euch ermüdend, alle paar Tage darauf hinzuweisen, dass viele Medien ihre Nordkorea-Berichterstattung nicht in erster Linie an journalistischen, sondern an reiner Sensationslust ausrichten.
  2. Ich habe eigentlich keine Ahnung, was ich dazu schreiben soll. Ich weiß nichts über die Person, die angeblich Kim Jong Uns Ex-Freundin gewesen sein soll, noch weiß ich was über die Pornographiegesetzgebung in Nordkorea und erst recht weiß ich nicht, was an der Geschichte dran ist. Wenn ihr euch also für die Geschichte interessiert, müsst ihr es bei denjenigen nachlesen, die sich entblödet haben das breitzumatschen.
  3. Geschichten die exklusiv von der Chosun Ilbo kommen, mache ich sehr ungern zum Anlass eines Artikels. Wenn ntv schreibt, die Meldung käme aus der größten Zeitung Südkoreas, der Chosun Ilbo, dann ist das wahr. Aber naja, „Größe“ ist bei Zeitungen nicht unbedingt eine geeignete Kategorie um Qualität zu messen, oder wisst ihr nicht, was die größte Zeitung Deutschlands ist… Und wirklich anders ist es in Südkorea leider auch nicht. Die Chosun Ilbo kommt zwar hin und wieder an spektakuläre und richtige Infos ran, aber nur zu dem Preis, dass sie einen unglaublichen Ausstoß an Enten, Halbwahrheiten und niemals bestätigter Gerüchte hat.
  4. Selbst wenn es wahr wäre: Wer braucht denn bitte noch einen Beleg dafür, dass das Regime in Pjöngjang absolut verwerflich und unmenschlich agiert? Ich jedenfalls nicht. Aber scheinbar brauchen einige Leute boulevardeske Unterfütterungen ihrer Abneigung. Es reicht nicht, wenn das Regime abstrakt unmenschlich handelt, sondern man muss für die Bösen (Kim Jong Un) und ihre mutmaßlichen  Opfer (die angebliche Ex-Freundin) Gesichter finden.
  5. Es gibt einen sehr guten Artikel von Patrick Zoll in der NZZ, in dem so ziemlich alles drinsteht, was ich auch schreiben hätte können. Gratulation an Herrn Zoll und die NZZ, schön zu sehen, wenn einige Medien mal kurz innehalten und reflektieren, wozu sie eigentlich da sind.

Ein Faktencheck

Die meisten Fragen, die man an die Geschichte stellen kann, sind damit eigentlich schon mit dem Gesagten beantwortet. Wenn man fragt, ob etwas an der Story dran sei, dann ist vielleicht ein Faktencheck nützlich, in dem man hinterfragt, was übrig bleibt, wenn man alles subtrahiert, das nicht zweifelsfrei bewiesen werden kann.
Soweit ich das überschaue, ist das zum Einen, dass Kim Jong  Un Diktator in Nordkorea ist und dass es zum Anderen eine Frau gibt, die mal im Unhasu-Orchester gesungen hat. Alles Weitere sind Aussagen, die irgendwelche ungenannten Quellen irgendwie geliefert haben und die die Autoren der Chosun Ilbo dann zu einer mehr oder weniger plausiblen Geschichte verknüpft haben.

Ich kann also nicht sagen: „Das ist nicht wahr!“ Aber genauso wenig kann ich sagen: „Ja stimmt, so war das!“ Wenn ich ganz ehrlich bin, dann halte ich diese Geschichte sogar für glaubwürdiger, als den Kram über Kim Jong Uns Schweizer Jugendzeit, denn hier gibt es weniger Ungereimtheiten und Fakten, die dagegen sprechen, aber auch das heißt nicht, dass ich die Story für glaubwürdig halte, ich weiß es einfach nicht.

Ein gelungenes Ende für einen Artikel ohne Gehalt

Und weil ich nicht gerne was schreibe, an dessen Ende steht: „Kann sein, dass Kim Jong Un eine Frau hat hinrichten lassen, die vielleicht mit Pornobibeln (oder wie die Geschichte auch immer genau ging) gehandelt hat und vielleicht auch mal seine Freundin war, ehe sie möglicherweise einen Militär geheiratet hat, weil Kim Jong Il die Verbindung eventuell nicht gutgeheißen hat“, schreibe ich einfach nicht gerne über solchen Boulevardmist.
Ich mache mir über diesen Beitrag keinerlei Illusionen: Wenn man zu etwas über das man nichts weiß schreibt, dass man dazu nichts zu sagen hat und dass einen das Thema nicht interessiert, dann kann das Ergebnis nicht wirklich gutes sein.
Ein gutes hat es allerdings, man kann den Mist mit irgendwelchem Quatsch enden lassen und richtet in der Gesamtkomposition keinen Schaden an.
Sowas wie: „Ließ sich Kim Jong Un ein vietnamesisches Wasserschwein mit dem Gesicht Barack Obamas züchten, dass er mit einem Nuklear bestückten Raketenrucksack hinrichtete?“ kann man doch sonst fast nie schreiben, aber für diese Story ist es das perfekte Ende.
Denn es kann doch sein…oder? Wer einen Gegenbeweis antreten kann, der möge das tun, ansonsten schreibt es bitte in den Wikipedia-Artikel zu Nordkorea, ich glaube da wird es von den Medien am schnellsten gefunden und ändert an der Qualität des Wikis (leider) auch nicht viel.

Kims Skiliftparadies — Von der Überwindung der Moral


Wenn ihr in den letzten Tagen mal in die Zeitung geschaut und nach einem Nordkorea-Thema gesucht habt, dann dürfte euch nicht entgangen sein, dass die Schweiz, genauer das Staatssekretariat für Wirtschaft, dem Maschinenbau Unternehmen Bartholet den Export einer Seilbahn/Skilift nach Nordkorea untersagt hat. Dieses Verbot erfolgte auf Basis der bestehenden Sanktionen gegen Nordkorea. In Resolution 1718 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen findet sich folgender Absatz:

8. beschließt,

a) dass alle Mitgliedstaaten die Lieferung, den Verkauf oder den Transfer der nachstehenden Gegenstände an die DRVK, auf direktem oder indirektem Weg, über ihr Hoheitsgebiet oder durch ihre Staatsangehörigen oder unter Benutzung von ihre Flagge führenden Schiffen oder Luftfahrzeugen, und gleichviel ob sie ihren Ursprung in ihrem Hoheitsgebiet haben oder nicht, verhindern werden:

[…]

iii) Luxusgüter

Naja und den kann man halt sehr weit auslegen, denn was Luxusgüter genau sind dürfen die Staaten selbst bestimmen und diese Freiheit haben sich die Schweizer nun im Fall der Seilbahn genommen.
Wer hier regelmäßig mitliest, der dürfte wissen, dass ich den Sanktionen gegenüber Nordkorea oder vielmehr ihrer Umsetzung durch viele Staaten, relativ zwiespältig gegenüberstehe. Ich will dieses Thema jetzt nicht wieder von hinten aufrollen und meine Meinung über wirtschaftliche Schäden und kulturelle Bestrafung breittreten (wie weit kann sich eine Wirtschaft ohne Computer entwickeln und wie steht es um die Möglichkeit zur kulturellen Teilhabe, wenn keine Musikinstrumente in ein Land exportiert werden dürfen), aber in diesem speziellen Fall ist mir doch etwas im Umgang unserer Medien mit dem Thema aufgefallen, das mir ein bisschen nach schlechtem Gewissen riecht.

Kim Jong Uns Seilbahn/Skilift/Paradies

Denn wenn man sich die Artikel zu dem Thema und darin besonders die Überschriften mal anschaut, dann fällt etwas auf:

Sanktionen gegen Nordkorea: Schweiz stoppt Skilift-Lieferung an Kim Jong Un (Spiegel Online)
Kim Jong Un will Skiparadies schaffen — Schweiz verweigert Nordkorea Skilifte (RP Online)
Schweiz untersagt Lieferung an Nordkorea — Kein Skilift für Kim Jong Un (Tagesschau.de)
Luxus-Skigebiet in Nordkorea — Kims Paradies (Süddeutsche.de)

Irgendwie erwecken diese Überschriften den Eindruck, als habe sich Kim Jong Un einen Skilift für sein Schlafzimmer bestellt (vielleicht um damit auf den riesigen Haufen westlicher Pornos zu fahren, den er ja bekanntlich von seinem Vater geerbt hat). Als wäre das Ding für seinen exklusiven Gebrauch gedacht und als würde das ganze Skigebiet eigentlich nur von und für ihn gebaut.
Ich muss ganz ehrlich zugeben, ich weiß nicht zu hundert Prozent sicher, dass das nicht so ist, aber ich würde doch drauf wetten. Selbst wenn Kim Jong Un in der Schweiz war (wofür es nach wie vor nicht den geringsten stichhaltigen Beleg gibt) und da nichts getan hat, außer dem Pistengaudi zu frönen, so ist es doch abwegig zu denken, er würde die „110 Pistenkilometer, Seilbahnen, Hotels“ für sich alleine bauen. Nun gut, man kann ihm vorwerfen, dass er das Skigebiet propagandistisch ausschlachten will, aber das kann man dann auch jedem deutschen Minister und Kanzler und so weiter unterstellen, wenn er irgendein Gebäude, eine Straße oder sonstwas einweiht.

Wie man moralisches Unwohlsein geradebiegt

Wieso aber dann diese Fokussierung auf Kim Jong Un?
Vielleicht denken da doch einige Journalisten drüber nach, dass sie ganz gerne mal in Skiurlaub fahren und dass sie es ziemlich blöd fänden, wenn sie das nicht könnten, weil eine Regierung, an der sie nichts ändern können, eine Politik betreibt, an der sie erst recht nichts ändern können. Grundsätzlich könnte der eine oder andere Schöpfer der oben aufgeschriebenen Unterschriften es irgendwo  tief in sich drin für unfair gehalten haben, dass den Nordkoreanern die Möglichkeiten zum Skifahren verbaut werden sollen, weil man ihren Diktator anders nicht ärgern kann. Die Lösung dieses kognitiven Dilemmas: Man macht sich selbst weiß, dass die ganze Geschichte nur Kim Jong Un wehtut und das ist ja dann eine gute Sache, denn Kim ist ja bekanntlich ein mieser Diktator, der seine Leute schindet und die Welt bedroht. Also schreibt man ganz selbstgewiss von Kims Skilift, Kims Skigebiet und Kims Paradies. Da kommt sonst eigentlich keiner vor und dann trifft es schon den Richtigen.  Bestenfalls werden irgendwo im Text noch „die Eliten“ genannt, die vermutlich tatsächlich vom Skigebiet profitieren. Aber wie schwer die Grenze zwischen „den Eliten“ und „den normalen Diktaturuntertanen“ zu ziehen ist, davon können wir Deutschen doch ein ziemlich langes Lied trällern.
Jedenfalls kann man am Ende sicher sein, dass die ganze Nummer nicht irgendwelche ganz normalen Menschen getroffen hat, die eigentlich garnichts getan haben und nur mal gerne was anderes machen wollen, als die alltäglichen Indoktrinationstrainings und die mehr oder minder sinnige Feld- Straßenreinigungs- oder Fabrikarbeit, sondern dass nur die Eliten und vor allem Kim Jong Un, getroffen wurde. Und das kann man ja wirklich nicht kritisieren…

Eine ruhmlose Ausnahme: Naivität schützt vor Einfältigkeit nicht

Allerdings will ich bei diesem kollektiven Selbstbetrug nicht alle deutschen Journalisten über einen Kamm scheren. Zumindest eine Zeitung war mit sich selbst und den Lesern ehrlich.
Die WELT schreibt nämlich von einem „Trick“ mit dem die Schweizer Regierung den Export des Skilifts verhindert habe. Man habe den Skilift „kurzerhand“ als „Luxusgut“ klassifiziert und damit den Export verhindert. Hier sagt also mal einer, dass ein Skilift kein Lxusgut ist. Aber nur, weil man als WELT Autor scheinbar in der festen Überzeugung verankert ist, dass man den Kommunisten garnichts liefern soll. Weder Luxusgüter, noch irgendwas anderes (wozu laut WELT ja dann auch Skilifte gehören). Und damit schließt sich so ein bisschen der Kreis zu den oben angesprochenen kognitiven Dissonanzen der Journalisten. Denn da der Vertreter der WELT das ja so und so super findet, wenn die Steinzeitkommunisten irgendwas nicht geliefert bekommen, muss er sich auch nicht selbst die Kim Jong Un-Brücke bauen, sondern kann mit der schlichten Schlagzeile

Schweiz verbietet Skilift-Lieferung an Nordkorea

an den Start gehen. Schön wenn die Welt so einfach ist. Erstaunlich finde ich trotzdem die Naivität, über die man wohl verfügen muss, um nicht selbst ins Grübeln zu geraten, wenn man schreibt, dass Staaten der „freien Welt“ mit irgendwelchen Tricks irgendwelche Güter umdeklarieren, um damit anderen Staaten zu schaden. Denn hey, wenn man mit so einer Trickserei erstmal anfängt, dann ist es am Ende schwierig, das richtige Maß zu finden.

Warum nicht mal ein bisschen hinterfragen?

Aber naja, so ist das eben, solange man weiß wo die Bösen stehen, solange man selbst bei den Aufrechten steht und solange man nicht allzuviel drüber nachdenkt, dass hinter jedem Bösen in Nordkorea auch ein paar Normale stehen, solange kann man auch ganz gut ignorieren, dass die Sanktionen gegen Nordkorea öfter mal jeglichen Sinn für Gerechtigkeit und Humanität ad absurdum führen. Ich würde mir nur wünschen, dass hin und wieder ein deutscher Journalist ein bisschen gegen den Strom schwimmt — nicht nur aus Versehen, wie der Mensch von der WELT —  und auch mal hinterfragt, was die Sanktionen erreichen sollen und wie sie im Endeffekt wirklich wirken.

Deutsch-nordkoreanische Geschichte(n): Wie kommt ein sächsischer Raddampfer nach Pjöngjang?


Im Alltagsgeschäft meiner Bloggerei verliere ich mich ja allermeistens im Hier und Jetzt und werfe nur ganz selten mal einen Blick in die Vergangenheit. Und wenn ich einen solchen Blick werfe, dann meistens sehr selektiv und im Endeffekt mit dem Ziel einen Rückbezug zur Gegenwart herzustellen. Dabei hält auch die Geschichte manchmal Episoden bereit die für sich genommen schon interessant und erzählenswert genug sind, ohne sie immer gleich im Sinne einer analytischen Auswertung ausschlachten zu müssen. Nur stehen diese Episoden meist ein bisschen im Verborgenen und sind auch eher schwierig zu recherchieren.
Naja,  jedenfalls war ich froh und interessiert, als ich kürzlich auf eine kleine aber durchaus spannende Episode dieser Art gestoßen wurde, als ich ein paar Leute traf, die auf unterschiedliche Art damit verbunden waren. Die Geschichte handelt davon, wie es dazu kommt, dass ein Nachbau des Schaufelraddampfers „Dresden“, der noch heute im Betrieb ist, in Pjöngjang zu finden ist und stellt damit einen der wenigen Bezugspunkte der Freundschaft zwischen der DDR und Nordkorea dar.

1984 besuchte Kim Il Sung im Rahmen einer großen Europareise vom 30. Mai bis zum 3. Juni die DDR (sein zweiter und letzter Besuch dort) und traf dort unter anderem mit dem Generalsekretär der SED, Erich Honecker zusammen. Es wurde viel besprochen und diskutiert (für nähere Informationen dazu lest ihr am besten in den Protokollen der Treffen) aber natürlich gab es auch, wie zu solchen Anlässen üblich, ein umfangreiches Unterhaltungs-/Informationsprogramm, bei dem den ausländischen Gästen die Errungenschaften des realexistierenden Sozialismus auf deutschem Boden präsentiert wurden. Eine der Stationen Kim Il Sungs war eine Schiffstour Tour gemeinsam mit Honecker auf dem Raddampfer „Dresden“ durch die schöne Sächsische Schweiz (danke für die Zeitungsausschnitte an Matthias).

Bild via Politiek en Cultuur

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Naja und diese Tour scheint bei Kim Il Sung einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu haben. Jedenfalls interessierte er sich sehr ausgiebig für das Schiff. Ich hatte kürzlich die Gelegenheit mit Frau Prof. Dr. Picht zu sprechen, die damals, wie auch zu vielen anderen Anlässen, für Honecker und andere Funktionäre gedolmetscht hat und sie erinnerte sich tatsächlich noch recht lebhaft an diese Episode. Kim Il Sung wollte viele Details über das Schiff wissen und als sie auf seine Frage nach dem Tiefgang die Antwort des Kapitäns „90 cm“ übersetzte, konnte Kim das zuerst garnicht so recht glauben und versicherte sich nochmal, dass sie das richtig übersetzt und er das richtig verstanden habe. Danach schickte er seinen Premierminister mit ihr auf die Brücke, um Informationen über den konkreten Aufbau des Schiffes einzuholen. Das Ergebnis dieser Begeisterung des großen Führers war, dass man sich die Pläne für das Schiff von der DDR besorgte und das Ganze dann in Nordkorea nachbauen ließ.

Mit alledem hätte ich mich allerdings so vermutlich nie beschäftigt und auch nicht mit Frau Picht darüber gesprochen, wäre nicht Matthias bei seiner Nordkoreareise im letzten Jahr aufgefallen, dass das Schiff, dass da in Pjöngjang lag, der Dresden zum Verwechseln ähnlich sah und hätte er mir nicht ein Bild von dem Schiff zukommen lassen, dessen nordkoreanische Version sinnigerweise „Pjöngjang“ heißt.

Raddampfer Pjöngjang

Um zum Vergleich den Dampfer „Dresden“ anzugucken einfach auf das Bild klicken. (Bild: M.E.)

Wie gesagt: Nur eine kleine Episode, aber irgendwie doch sinnbildlich. Einerseits, mit Blick auf die ostdeutsch-nordkoreanische Geschichte, die nach dem Ende der DDR und ihrem Anschluss an die BRD nur noch am Rande steht und kaum mehr wahrgenommen wird (wie so manch anderer Aspekt der DDR-Geschichte auch, so ist das eben, die Sieger schreiben die Geschichte (ist es nicht irgendwie bezeichnend, dass ich auf digitalisierte Teile der DDR-Archive am besten über ein US-amerikanisches Projekt zugreifen kann?)), was schade ist, weil es dort sicherlich einiges spannendes zu  finden gäbe. Andererseits sieht man hieran auch, wie viele Leute es gibt, die spannende Geschichte zu erzählen haben, weil sie in der Vergangenheit auf die eine oder andere Art einen Bezug zu Nordkorea bekamen.

Evil Empire 2.0


Vor einigen Tagen haben ein paar Jungs aus Badem-Württemberg mir eine Mail geschickt, in der sie mich auf ihr Filmprojekt aufmerksam machten, das ich auf Anhieb interessant fand.
Vor allem aber fand ich die Frage spannend, was ein Filmemacher sich genau überlegt, wenn er etwas mit einem Nordkorea-Hintergrund produzieren will. Eine andere Perspektive auf das gleiche Thema kann häufig sehr bereichernd sein und deshalb bat ich die Jungs, mal ihren Blick auf Nordkorea als Thema bzw. Background eines Films in ein paar Zeilen aufzuschreiben. Naja und deshalb bin ich heute in der äußerst angenehmen Situation, euch mal einen etwas anderen Blick auf Nordkorea und Kim Jong Un präsentieren und gleichzeitig ein spannendes Filmprojekt vorstellen zu können. Also Bühne/Blog Frei für Alex, Dimitri und Joe, denen ich herzlich für den Einblick in ihre eigene Sicht auf Nordkorea danken möchte.
(Achso und wenn ihr gerade ein paar Euronen (im wahrsten Sinne des Wortes) überhaben solltet, dann schaut euch doch mal die Fundraisingkampagne dazu (das Filmchen finde ich echt witzig) näher an und überlegt, ob das nicht genau das Richtige ist, euer überschüssiges Geld unters Volk zu bringen…):

MeerImFernsehenTitelbild

Ein guter Film kann nicht ohne einen guten Bösewicht existieren. Ein guter Film – ist ein Konflikt, Good Guy vs. Bad Guy(s). James Bond wäre ohne seine charismatischen Gegner nie so interessant geworden. Manchmal ist der Bad Guy eine ganze Nation und ich bin mir sicher – ohne den Kalten Krieg wäre James Bond niemals so gut bei den Zuschauern angekommen.

Der Zusammenbruch von Sowjetunion hat den Job von Drehbuchautoren komplizierter gemacht. Das Sowjetische Reich hat den zitternden Finger vom roten Knopf entfernt und die Spione sind  Rentner geworden.  Wenn man heute an einen Russen denkt, hat man höchstwahrscheinlich einen Oligarchen im Kopf der mit Fußballclubs jongliert und Gas an den Westen verkauft.

Nach der Liquidierung Bins Laden ist auch die terroristische Bedrohung aus den Nahen Osten uninteressant geworden. Deswegen dreht Hollywood zur Zeit vor allem Filme über Transformers, Aliens und Zombieinvasionen. Das ist ein sicheres Geschäft, doch früher oder später werden auch diese Filme, die man eigentlich nur noch als Recycling alter Ideen, bezeichen kann, an Anziehungskraft verlieren. Denn weder ein Alien, das die Erde versklaven möchte, noch der Zombie, der Menschenfleisch will, werden den Charme eines klassischen James Bond Gegners wie Goldfinger oder Octopussy haben.

Und wenn alle interessanten Bösewichte verschwunden sind, kommt die neue Hoffnung von der Koreanischen Halbinsel.  Sie heißt Kim Jong-un und ist zumindest fürs Kino eine Bereicherung. Der junge Diktator hat sofort deutlich gemacht, dass er nicht von Amerika geführt werden will. Heute schickt er seine Raketen in den Weltraum, morgen droht er mit einem Atomschlag. Er ist der perfekte Antagonist. Er hat alle  Attribute des klassischen Bad Guys – Roter Knopf, interessantes Aussehen,  eine große Portion Selbstüberschätzung und eine geschmacklose Frisur. Während die Bevölkerung seines Landes hungert, hat er Nordkorea zum neuen Trend verholfen.  Merkwürdig ist, dass Hollywood, das dafür bekannt ist jeden neuen Trend aufzugreifen, seine Chance noch immer nicht genutzt hat. Ausnahme bildet dabei nur der letzte Film mit Gerard Butler „Der Fall des Olymp“, in dem nordkoreanische Terroristen das Weiße Haus zerstören.  Wahrscheinlich ist der Grund für Hollywoods Scheue gegen Nordkorea, die simple Tatsache, dass niemand es wirklich fürchtet. Kim Jong-un ist zum Spott des ganzen Internets geworden. Amerika lacht bloß über seine Drohungen. Nordkorea ist einfach viel zu weit weg, um eine ernsthafte Bedrohung darzustellen. Über Langstreckenraketen, die nötig wären, um eine Atomrakete auf den westlichen Feind zu schicken, sind in dem kleinen Land nicht existent. Doch auch Hitler wurde lange Zeit verspottet, bis plötzlich halb Europa unter seiner Führung stand. Und wie wir wissen, Humor ist immer eine Form von Selbstschutz. Wir nutzen es um unsere Angst, egal wie groß oder klein sie sein mag, unter Kontrolle zu bringen. Und da wo Karikaturen von Kim Jong-un zu sehen sind gibt es immer auch eine Portion davon. Es klingt vielleicht unlogisch, aber Angst hält uns am Leben. Die Menschen langweilen sich ohne einen Feind.

Als wir, Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg, angefangen haben das Drehbuch zu unserem neuen Film zu schreiben, ging es nicht um Nordkorea.  Wir wollten einen Film über Angst machen. Am Anfang hatten wir uns einen Hauptprotagonist ausgedacht, der unter Paranoia leidet und zwar einen  amerikanischen Ex-Geheimagenten. Erst dann suchten wir einen passenden Bösewicht. Und da wir beide, der Regisseur Dimitri Tsvetkow und der Drehbuchautor Alex Tsukernyk beide aus der ehemaligen Sowjetunion kommen, waren uns Themen wie Kommunismus und Personenkult sehr nah. So kamen wir auf Nordkorea, das Land, welches diese zwei Begriffe so extrem verkörpert, wie man es nur aus bösen Erzählungen der Großeltern kennt. Die Idee zu das „Das Meer im Fernseher“ war geboren. Der Kurzspielfilm mit einer Länge von etwa 20 Minuten handelt von einem amerikanischen Geheimagenten, der den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-Il umgebracht hat und nun befürchtet, dass die zwei koreanischen Barbesitzerinnen Dollores und Doloress Rache an ihm ausüben wollen.

Jetzt sind wir natürlich angenehm überrascht, dass unser Thema so „trendy“ geworden ist. In knapp zwei Monaten drehen wir und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Falls euch das Thema Nordkorea im Kino genauso interessiert wie uns würden wir uns über Unterstützung auf  http://www.startnext.de/das-meer-im-fernseher freuen. Dann schaffen wir es bestimmt einen nicht nur anspruchsvollen, sondern auch unterhaltsamen Film für euch zu machen.

Rot-Braun ist die taube Nuss: Die besten Nordkoreanazis und andere seltsame Erscheinungen


In der Vergangenheit habe ich mich ja immer mal wieder mit den Nordkorea-„Fanclubs“ in Deutschland beschäftigt und bin da eigentlich fast immer bei der KPD-Ost gelandet, die die Verehrung der nordkoreanischen Führung ja weiterhin mit viel Verve betreibt und erst gerade unter Regie von Torsten Schöwitz den Tag der Sonne mit allerlei Aktionen (von denen ich aber nur bei KCNA lesen konnte) begangen hat.
Bei der Seite Nordkorea-Info kam es in der Vergangenheit immer bei KCNA ja schonmal zu Verwirrungen, als die Seite als die Seite der Korean Friendship Association (KFA) bezeichnet wurde. Das hat sich mittlerweile geklärt: Früher war das wohl so, jedenfalls gab es damals eine Kategorie „KFA Germany“ auf der Seite, von der aus man jede Menge weiterführende Infos zur KFA finden konnte… (nachzugucken hier).

Eine interessante Fangruppe

Allerdings war mir eine Fangruppe bisher so vollkommen durch die Lappen gegangen. Vielleicht weil ich nicht genau genug geguckt habe, vielleicht aber auch, weil die Geschichte so schön abwegig ist, dass ich garnicht daran gedacht habe. Darauf aufmerksam wurde ich erst, als ich diesen schöne Artikel in der taz (in der Zeitung steht doch nicht immer nur das Selbe, das man eh schon kennt…) über die unterschiedlichen Anhänger Nordkoreas in Deutschland las. Als ich dann auch noch der Tatsache gewahr wurde, dass das Ganze scheinbar auch über die deutschen Sprachgrenzen hinweg bekannt ist, weil Brian Myers in seiner sehr schönen Analyse/Rundumschlag beiläufig erwähnte, dass „It is frank enough in the espousal of race thinking to have won the admiration of German neo-Nazis“ war mein Interesse so weit geweckt, dass ich mehr über diese Rot-Braune Freundschaft lernen wollte.

Die alte Geschichte mit der NPD und Nordkorea

Ein Großteil der Geschichte sind zwar alte Kamellen (sehr schön recherchiert und aufgeschrieben in diesem Blog), aber nicht alles, was die ganze Sache ein bisschen interessanter macht. Offenbar gab es Ende der 1990er Jahre einen heißen, jedoch kurzen Flirt zwischen dem offiziellen Nordkorea und einigen ostdeutschen Landesverbänden der NPD, namentlich denen aus Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Die NPD in Mecklenburg-Vorpommern hat diese Verehrung sogar förmlich zerrissen, als 1999 ein beachtlicher Teil der Mitglieder die Partei verließen um eine an China und Nordkorea orientierte „Sozialistische Volkspartei“ zu gründen, die jedoch schnell wieder von der Bildfläche verschwand. Die Verbindung der NPD-Sachsen zu Nordkorea (hier ins Bild gesetzt bei einem Besuch von NPD-Funktionären bei der nordkoreanischen Botschaft in Berlin 1998) lässt sich vor allem an einem Namen festmachen: Michael Koth (wenn man mag, kann man auch noch den Begriff Nationalbolschewismus dazunehmen, aber ich finde das ist zuviel Hirnschmalz für ein paar Nazis). Allerdings fand auch die Annäherung der Sachsen-NPD ein schnelles Ende, als die Bundespartei den Verband zur Ordnung rief. Seit dieser Zeit ist die Nordkoreaverehrung zwar weitgehend aus den Reihen der NPD verbannt, in der rechten Ecke geisterte sie aber weiter.

Nordkorea hat für alle Radikalen was: Ideal zum Quefronten

Eigentlich geisterte, soweit sich das retrospektiv sagen lässt wohl vor allem Michael Koth weiter. Die schillernde Figur versuchte nach dem Ende seiner kurzen NPD-Karriere eine „Querfront“ zwischen rechten und linken Extremisten aufzubauen und sah Nordkorea dabei scheinbar als guten Identifikationspunkt, der sowohl Nationalismus, als auch Antiimperialismus verkörpert und damit für beide Seiten Potential hatte. Auch das völkische und die Bedeutung der Rasse mögen eine Rolle spielen, sind aber eher dem nationalistischen untergeordnet.
Als Vehikel zum Aufbau dieser Querfront gründete er mit einigen Gleichgesinnten den „Kampfbund Deutscher Sozialisten“ (KDS), der aber über ein sektiererisches Nischendasein nie hinaus kam (ist halt schwierig, rechte und linke Extremisten unter einen Hut zu bringen) und sich Mitte 2008 aufgrund einer „dürftigen Bilanz“ als bundesweite Bewegung auflöste. Ein Überzeugter blieb allerdings übrig und hielt eine Zeitlang in Berlin die Fahne des KDS hoch: Michael Koth, der auch die Nordkorea Komponente im KDS am aktivsten vertreten hatte. Er hat seinen Kampf wohl nie ganz aufgegeben und wer sich etwas näher mit seiner Denkwelt auseinandersetze will, dem empfehle ich der kann sich — wenn er wirklich viel Lebenszeit zu verschenken hat — die Podcasts in seinem „Rot-Braunen-Kanal“ (kein Scherz, heißt echt so) angucken (aber nicht nachher alle Querfrontler werden, dann mag ich euch nämlich nicht mehr…).

Antiimperialismus verpflichtet

Aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte, denn mittlerweile scheint Koth die Sache mit dem KDS ebenfalls ad acta gelegt zu haben und widmet sich nun einem neuen Projekt. Mit der Antiimperialistischen Plattform scheint er sich nun wieder öffentlichkeitswirksamer der Solidarität zu Nordkorea widmen zu wollen. Aber nicht ausschließlich. Daneben macht er sich auch noch für das Grüne Libyen, für Assads Syrien, Weißrussland und den Iran stark und trauert um Chavez. Was diese Staaten gemeinsam haben? Ihr könnt es ja mal zu ergründen versuchen. Aber wenigstens alle antiimperialistisch. Ist das jetzt rechts oder links?  Keine Ahnung, also ganz im Sinne der Querfront.
Für die Plattform hat Herr Koth im vergangenen Jahr bereits in der nordkoreanischen Botschaft Kim Il Sungs 100. mitgefeiert (Es gibt sogar Bilder. Meine Erkenntnisse daraus: Die nordkoreanische Botschaft scheint von innen so auszusehen, wie es der äußere Anschein erwarten lässt (Hauptsache die Kims hängen an der Wand) und der Nordkoreanazi von heute trägt Bauch). Und diverse Grußadressen an die nordkoreanische Botschaft geschickt, die auch immer mal brav beantwortet wurden. Sogar in die Berichterstattung von KCNA scheint er es jüngst mit der Antiimperialistischen Plattform geschafft zu haben, jedenfalls, wenn es neben der Plattform nicht auch noch ein Antiimperialistisches Forum mit Nordkoreafans gibt.
(Was ich mich gerade frage: Wieviele Grußadressen muss man wohl schreiben, um eine Nennung von KCNA zu bekommen? Wenn einer von euch Lust hat die Probe aufs Exempel zu machen, bitte melden…).

Die Saat geht auf

Aber zurück zum Thema: Zwar ist Herr Koth sicherlich der schillerndste Rechtsradikale mit einer positiven Haltung zu Nordkorea, aber nicht der Einzige. Auch im Kreis der freien Kameradschaften (oder was auch immer, bin kein Naziexperte) scheint man dem Land seine falsche Gesinnung nachzusehen, solange (ACHTUNG! Wer keine Lust auf solchen Mist hat, kann mir auch einfach glauben, dass hinter den Links entsprechende Homepages mit entsprechenden Inhalten stecken und muss es sich nicht anschauen) es nur gegen die imperialistischen Kriegstreiber aus den USA geht. Dementsprechend fordert man dort, Finger weg von den letzten Freien Völkern der Welt. Was mich ein bisschen überrascht: Anders als Myers behauptet, scheinen die meisten deutschen Neonazis die nordkoreanische Juche-Ideologie garnicht für sich entdeckt zu haben, obwohl die tatsächlich eine Fundgrube für echte Ideologen wäre. Die Sympathien folgen viel einfacheren Reflexen, was auch damit zusammenhängen könnte, dass der Nazi von heute nicht mehr unbedingt Ideologe ist, sondern eher ganz einfachen Reflexen folgt.
Eine Ausnahme stellt dashier dar. Hier gibt man sich ein bisschen intellektueller und bemerkt deswegen den Führer in Nordkorea und die kulturelle Unabhängigkeit und den Dienst am Kollektiv.
Aber keiner dieser Vertreter hat es bisher wohl fertig gebracht, auf Botschaftsempfängen der nordkoreanischen Botschaft aufzulaufen oder zu allen möglichen Anlässen Grußadressen zu verschicken. Michael Koth ist eben der beste Nordkoreanazi, den es in Deutschland zurzeit gibt.

Den Bogen schlagen: Links, Rechts, Quer? Kinder eines Geistes.

Was Tolles ist es, wenn man zum Abschluss eines Beitrages einen schönen Bogen zum Anfang des Artikels schlagen kann. Und man sollte es nicht glauben, aber hier bietet sich das geradezu an, denn meine Erläuterung der Vergangenheit des Obernordkoreanazis in Deutschland reicht ja nur bis zum Ende der 1990er Jahre zurück. Schaut man aber noch ein paar Jahre weiter in die Vergangenheit, dann kommt man aber da an, wo ich heute begonnen habe. Bei der KPD-Ost. Da war Herr Koth nämlich mal Vorsitzender, bevor er dann zu den Nazis wechselte um später die Querfront voranzutreiben (recht, links, scheißegal, Hauptsache radikal! (Ich sollte Querfront-Werbetexter werden…)). Ob er sich dann bei Besuchen der nordkoreanischen Botschaft mit seinen heutigen Nachfolgern austauscht und weiter an der Querfront bastelt ist leider nicht überliefert.
Ich spare mir jetzt jedenfalls den ganzen Kram vonwegen Linken, die irgendwann Nazis wurden und solchem Zeug, könnt ihr ja z.B. hier nachlesen und lasse stattdessen jemanden das Schlusswort sprechen, den ich ungefähr so sehr schätze, wie den durchschnittlichen oder auch den besten Nordkoreanazi…

Naja, nicht ganz das Schlusswort, denn es gibt ja noch einen größeren Bogen zu schlagen, zurück zur Überschrift (ich glaube das ist jetzt echt das Fieseste, das ich heute verlinkt habe).

Ich weiß nicht genau woher das jetzt kommt, aber gerade hab ich das Gefühl, als sei ich heute knietief durch irgendwelche Fäkalien (braun und eklig) gewatet. Erstmal duschen…

Kim Jong Uns Schweizer Zeit revisited: Wo das Konstruieren von Realitäten noch witzig ist und wo es ernst wird


Fast genau vor einem Jahr beschäftigte ich mich mit der Geschichte um Kim Jong Uns Vergangenheit in der Schweiz und der Tatsache, dass es für diese angebliche Vergangenheit eigentlich keine belastbaren Belege gab. Ich stellte die These auf, dass gerade im Falle Nordkorea Medien, Experten und auch die Öffentlichkeit so etwas wie einen Konsens gefunden haben, dass Glauben fast so gut ist wie Wissen, weil man so wenig weiß und sonst so wenig sagen könnte. Seitdem ich mich damals mit dieser Schweizgeschichte beschäftigt habe, sind keine neuen Informationen zu diesem Thema bekannt geworden. Es gibt also weder neue Argumente für noch gegen eine Schweizer Zeit Kim Jong Uns.
Nur ist eben ein Jahr vergangen und man weiß noch immer sehr wenig. Also hat man die angesprochene Realität noch mehr für sich akzeptiert. Kim Jong Un war in der Schweiz und gut ist. So gab es bei n-tv eine ausführliche Geschichte über seine Schweizer Jugend, die BILD hat sogar neue Fotos von den Boulevardkollegen aus Korea und der von mir sonst geschätzte Sender Euronews hatte einen ausgiebigen Bericht, wo die Geschichte immerhin noch als nicht endgültig belegt dargestellt wurde. Auch die ZEIT hat sich umfangreich mit der Schweizer Jugend Kims befasst und nach eingehender Untersuchung für wahr befunden.
Nungut, dass Kim Jong Un in seiner Schweizer Zeit offensichtlich ziemlich gut englisch sprechen konnte, bei dem jüngsten Besuch von Dennis Rodman in Pjöngjang aber kaum noch, das ficht niemanden an, kann es ja schließlich verlernt haben oder auch einfach keine Lust gehabt haben, mit Rodman direkt zu sprechen. Denn wie gesagt. Es ist ja so eine schöne Geschichte, wenn er in der Schweiz war. Da hat dann jeder was zu zu sagen und man kann daraus so schöne Folgerungen ziehen.

Befürchtung bestätigt: Niebel glaubt an Kim Jong Uns schweizer Zeit

Vorgestern zum Beispiel. In der Sendung von Beckmann (die ich aber voll und ganz empfehlen kann, was nicht unbedingt an meiner Verehrung fü Beckmann liegt). Da hat unsere Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was ich letztes Jahr als Befürchtung geäußert habe. Er gab eine Einschätzung über die Persönlichkeit Kim Jong Uns ab mit dem Hinweis darauf, der sei ja schließlich auch lange in der Schweiz gewesen (Min. 19:00). Na super; Wenn Herr Niebel das so genau weiß. Vielleicht hat es ihm ja der Ressortchef Politik der SZ geflüstert, der von ziemlich belastbaren Fotos wusste (ab Min 22:50). Nur Rüdiger Frank wollte nicht so ganz mit und meinte, dass man auf den Bildern bestimmt einen Nordkoreaner sehen könne, ob das aber Kim Jong Un sei oder nicht, das wisse man schlicht nicht. Vielleicht ja, vielleicht nein. Das machte Stefan Kornelius von der SZ zwar kurz nachdenklich, aber nur kurz. Dann hatte er wohl beschlossen, dass es nicht sinnvoll sei weiter darüber nachzudenken.
Zwar dürfte die Tragweite der ministeriellen (vielleicht, oder auch nicht, Fehl-) Einschätzung auf Basis nicht vorhandener Informationen nicht besonders groß, aber meine Sorge ist, dass die Vergangenheit Kim Jong Uns nicht das Einzige ist, das auf Basis von unzureichenden Informationen bewertet und eingeschätzt wird und dass Herr Niebel (bei allem Respekt für die Bedeutung seines Amtes) nicht die einflussreichste Person ist, die solche Einschätzungen trifft.

Wo es relevant wird: Realitäten konstruieren im Fall von Raketen

Eine andere Beobachtung, die man seit einigen Tagen machen kann, deutet stark in diese Richtung. Am vergangenen Montag kamen erstmals später bestätigte Gerüchte auf,  dass die nordkoreanische Mittelstreckenrakete Musudan an die Ostküste verlegt würde. Dieser Schritt deutete dem Augenschein nach darauf hin, dass Pjöngjang als nächsten Schritt einen Raketentest plane. Eine Überlegung, die mit Blick auf vergangenes Verhalten Nordkoreas nicht ganz abwegig ist und die auch ganz gut zu der These vom Bedarf nach greifbaren Taten nach der überdrehten Rhetorik Pjöngjangs in den vergangenen Tagen gepasst hätte. Allein wollte und wollte Nordkorea seitdem keine Rakete testen. Vielmehr bewegte es die Raketen, als sie an ihrem Bestimmungsort angekommen war, mehrmals hin und her, ohne letztendliche Vorbereitungen zu unternehmen. Dementsprechend kommen heute erste Meldungen aus Südkorea, dass ein Test nicht unmittelbar bevorstehen würde. Haben also die Warnungen des Westens Nordkorea von diesem Schritt abgehalten?
Auch hier ist die Ungewissheit wieder treibendes Moment einer für uns zuerst konstruierten und dann akzeptierten plausiblen Realität. Wir haben mit Hilfe von Satellitenbildern festgestellt, dass die Raketen an der Ostküste aufgestellt wurden. Wir haben die Entwicklungen der letzten Tage im Kopf. Daher ist es plausibel, dass Nordkorea eine oder mehrere Raketen testen wird. Wir wissen nichts, sondern wir glauben, aber mangels besserer Erklärung, um die wir uns allerdings auch nicht sonderlich bemüht haben, akzeptieren wir.

Alternative Realitäten

Auch das könnte ein Fehler sein, der von seinem Inhalt her schon etwas mehr Tragweite hat, als Kim Jong Uns sprachliche und gesellschaftliche Sozialisation in der Jugend. Es könnte, es muss aber nicht. Kann auch sein, dass in den nächsten Tagen eine Rakete fliegt. Aber zurück zu der kaum verfolgten Überlegung, dass wir hier einem Schnellschluss aufgesessen sind. Dazu habe ich drei Anmerkungen zu machen, die die These stärken könnten:

  1. Bisher gibt es keinen Beweis dafür, dass es sich bei Raketen des Bautyps Musudan, wie sie jetzt an die Ostküste verlegt wurden, um funktionsfähige Waffensysteme handelt. Bisher wurden sie nie getestet und bei ihrem ersten (und bisher einzigen) öffentlichen Auftritt auf einer Parade 2010 hatte es sich der Meinung eines ausgewiesenen Experten zufolge (in diesem Bericht aus 2012 nachzulesen) um eine Attrappe gehandelt. Gut möglich, dass es eine kleine Baureihe gab, aber nicht belegt, also nicht gewusst. Um diese Überlegungen wurden sich in den westlichen Medien aber wenig Gedanken gemacht. Die Raketen wurden an die Küste gebracht, also sollen sie getestet werden. Eine positive Ausnahme stellt hier Spiegel Online dar, wo sich ein Journalist mal ein bisschen näher mit der Rakete beschäftigt hat, die da angeblich getestet werden soll.
    Natürlich ist das alles kein Beweis dafür, dass man in Pjöngjang diese Rakete nicht testen will, aber irgendwie gehört diese Information der Vollständigkeit halber dazu und zweitens zieht sie die Konsistenz der Testgeschichte etwas in Zweifel: Wirklich eine Rakete, die noch nie getestet wurde, in so einer extrem gespannten Lage über Japan hinweg schießen. Ist das nicht ziemlich riskant, wenn man keinen Wert auf Krieg legt?
  2. Daniel Pinkston, Nordkorea-Experte der International Crisis Group, hat eine interessante andere Lesart der jüngsten Raketenbewegungen geliefert, die von ihrer Konsistenz her genausogut funktioniert, wie die Idee, Nordkorea wolle die Raketen testen, zuvor aber noch ein bisschen damit durch die Gegend fahren. Nachzulesen ist das ganze in diesem Tweet:

    Remember KPA & Strategic Rocket Forces have been training. So moving the missiles & TELs around is part of the training.

    Eine Übungen finde ich eigentlich garnicht so schlecht als  Erklärung für die Hin-und-Herfahrei der Raketen. Aber irgendwie scheint sich sonst keiner für die Idee erwärmen zu können. Vielleich auch deshalb, weil die allgemein akzeptierte Realität ja bereits ist, dass Nordkorea eine oder mehrere Raketen Testen will und weil es dann irgendwie blöd zu erklären wäre, dass man sich da eben geirrt hat. Da lassen sich im Nachhinein sicherlich bessere alternative Erklärungen finden.
    Auch dies ist wieder kein Beweis dafür, dass Nordkorea keine Rakete Testen will und das Eine schließt das Andere ja noch nichtmal aus: Man kann ja ein bisschen üben und wenn man meint, dass man damit durchkommt, ohne einen Krieg auszulösen, dann testet man das Ding eben noch. Aber es bietet eben auch eine Lesart, nach der der Zweck der Übung nicht unbedingt ein Raketenstart gewesen sein muss.

  3. Die Führung in Pjöngjang hat eine gewisse Meisterschaft im ‚Tarnen und Täuschen inne.
    1. Die Raketenattrappen, mit denen man schonmal gerne auf Paraden rumfährt und die gephotoshopten Bilder von Manövern sind dabei zwar viel belächelte, aber trotzdem zugehörige Elemente dieser Tarnen und Täuschen Strategie. Denn egal wie stümperhaft gemacht, führen diese Dinge zu zusätzlicher Unklarheit und Ungewissheit über die tatsächlichen Kapazitäten Nordkoreas. Und Ungewissheit ist eine der stärksten Abschreckungsmethoden, die Pjöngjang zur Verfügung hat.
    2. Vor allem weiß das nordkoreanische Militär aber sehr gut um die Begrenzungen der südkoreanischen und US-amerikanischen Aufklärung in Nordkorea. Die kann eigentlich fast nur von oben (was Sichtaufklärung) und von außen, was Abhören von Kommunikation angeht, erfolgen. In beiden Fällen hat Pjöngjang in der Vergangenheit bewiesen, dass es in der Lage ist, die toten Winkel der Überwachung auszunutzen (Ein absolut lesenswertes GIGA-Paper zu Grenzen und Risiken der Darstellung Nordkoreas mit Satellitenbildern habe ich hier verlinkt). So stellte das nordkoreanische Militär vor dem Beschuss der Insel Yonpyong alle Einheiten dort von Funkkommunikation auf klassische Telefonverbindungen um (S. 3, rechte Spalte), die eigens für den Einsatz gelegt wurden. Im Vorfeld des Raketenstarts vom Dezember warf man zuerst durch eine Meldung der Nachrichtenagentur KCNA Nebelkerzen, was den Termin anging, um anschließend nurnoch an der Rakete zu arbeiten, wenn gerade kein Satellit das Land überflog. Beide Male standen die Dienste der USA bzw. Südkoreas düppiert da. Vielleicht wollten die Nordkoreaner ja auch einfach mal testen, welche Methoden zur Aufklärung die USA und Südkorea hinzuziehen, wenn die Lage gespannt ist und wo dabei tote Winkel der Aufklärung zu finden sind.

Auch die Tarnen und Täuschen Überlegung schließt sich mit den zuvor angestellten Ideen nicht aus, aber könnte genausogut ein zentrales Ziel der ganzen Übung gewesen sein: Wie schnell merken die anderen, dass wir Raketen transportieren? Wieviel von dem das sie wissen wird bekannt? Wie lange dauert es, bis sie merken, dass sie vielleicht an der falschen Stelle Aufklärung betreiben? Alles das sind Fragen, auf die die nordkoreanischen Militärs durch ihre Manövrierei Antworten bekommen haben dürfte. Wertvolle Informationen, die man in der Zukunft für weitere Überraschungsmanöver einsetzen kann.

Was ist wahr, was nicht? Man weiß es nicht!

Mit diesen ganzen Ausführungen wollte ich euch nicht beweisen, dass Nordkorea in den nächsten Tagen keine Rakete testen will. Ich wollte nur zeigen, dass wir uns recht schnell auf eine Annahme festgelegt haben und alle Informationen, die wir zu dem ganzen Sachverhalt bekommen, unter der Maxime einordnen, dass diese Annahme zutrifft. Wir haben uns mal wieder eine Realität konstruiert, von der wir keine Ahnung haben ob sie zutrifft oder nicht, an die wir aber glauben, weil es am bequemsten ist.
Nur finde ich es, wenn es nicht mehr um Jugendfreundschaft, Basketball und Filmvorlieben, sondern um Raketen geht, sehr, sehr bedenklich, wenn das Risiko besteht, dass Leute die die Kompetenz zum Entscheiden haben, nicht auf Basis von Informationen, sondern von Glauben handeln. Hoffen wir also, dass die meisten Minister und Präsidenten nicht so leichtsinnig sind, das zu glauben, was sie in der Zeitung lesen (auch wenn es zehnmal drinsteht), sondern einen guten Stab um sich haben, der ihnen den Unterschied zwischen Wissen, Glauben und Nichtwissen klarmacht und ihnen das, was so in der Zeitung steht entsprechend einordnet. Das würde ungemein zu meiner Beruhigung beitragen.

P.S.:

Ich habe während ich das geschrieben habe jede viertel Stunde die Nachrichtenlage gecheckt, weil ich Sorge hatte, dass man in Pjöngjang doch beschließt, heute eine Rakete abzuschießen und alles, was ich hier geschrieben habe damit hinfällig wird…

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