Manchmal sucht man ja zur Unterstützung eigener Thesen, zum Zitieren oder einfach nur aus Interesse nach schönen, hieb und stichfesten Quellen, die die eigene Position stützen, oder die einfach nur spannend sind. Liest man solche Dokumente kann man sich außerdem sicher sein, dass man ganz nah an der Geschichte dran ist und ein tieferes Verständnis derselben gewinnen kann.
Nur gibt es eben das Problem, dass man diese Dokumente, von denen es, glaube ich, unglaublich viele gibt, nur selten zu lesen gibt. Aber selten ist eben nicht nie und es gibt einige Organisation (nur eine (oder zwei) davon ist recht umstritten (na ratet mal…), die anderen sehr bodenständig), die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese (historischen) Originaldokumente zumindest in Teilen zugänglich zu machen. Und weil ich wie gesagt glaube, dass die Lektüre von Originalquellen einen unschätzbaren Wert hat, wenn man die Geschichte besser verstehen will, möchte ich hier „Orte“ vorstellen, an denen man Quellen zu (und in einem Fall auch aus) Nordkorea finden kann.
CIA – Freedom of Information Act Electronic Reading Room: „Baptism By Fire: CIA Analysis of the Korean War, Overview“
Die CIA ist ja bekanntlich eine Firma, die eine Unmenge von Informationen produziert, die mal mehr, oft weniger richtig, nichts desto trotz häufig die Grundlagen der Politik der USA bilden. Durch den Freedom of Information Act sind die Geheimdienste der USA nun oft gezwungen solche Dokumente, die oft als „Geheim“ oder „Vertraulich“ deklariert waren, für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Das hat die CIA vor nicht allzu langer Zeit mit einem Teil ihrer Datensammlung zum Korea-Krieg gemacht und zwar einem ziemlich großen (in absoluten Zahlen, wie es im Verhältnis zum gesamten existierenden Datenberg aussieht weiß ich natürlich nicht).
Auf der Seite gibt es fast für ziemlich viele Tage des Koreakrieges geheimdienstliche Tagesberichte (insgesamt 793 Dokumente) außerdem eine fast vollständige Sammlung der Wochenberichte aus den Jahren 1948 – 1953. Erstere enthalten kurze Berichte aus neuesten geheimdienstlichen Erkenntnissen über Nord-und Südkorea und die inneren Vorgänge dort, sowie bspw. die Beziehungen Nordkoreas mit den Verbündeten. Außerdem werden, für wichtig empfundene, gesellschaftliche und politische Entwicklungen beschrieben. Die Wochenberichte beschreiben ausführlicher wichtige politische, gesellschaftliche oder wirtschaftliche Entwicklungen, wobei oft auch abgehörte Kommunikation zwischen Nordkorea und seinen Verbündeten eine Rolle spielt. Außerdem gibt es „Intelligence Memos“ aus den Jahren 1948-1950 in denen im Fall des Jahres 1950 z.B. über die Entwicklung des Krieges berichtet wird (da steht zum Beispiel wieviele Luftangriffe an dem Tag geflogen wurden (die Zahlen liegen eigentlich immer im Mittleren dreistelligen Bereich!)) und ob es zu bedeutenden Kampfhandlungen kam. Aus den Jahren 1951-1953 gibt es noch einige Themenbezogene Memos.
Unter den über 1000 Dokumenten kann man sicherlich einige spannende Sachen finden, nur dürfte das einiges an Arbeit sein, da oft der einzige Hinweis darauf was einen erwartet, das Datum des Dokuments ist. Zwar sind auch viele Memos mit inhaltlichen Überschriften gekennzeichnet, aber die sind auch nicht unbedingt aussagekräftig. Wer also Forschergeist besitzt, über einige Zeit verfügt oder ganz genau weiß wo und wann er suchen muss, der kann hier viel Freude haben, aber ansonsten kann das schon frustrieren sein…
The National Security Archive
Auch das National Security Archive, das ein Projekt der George Washinton University ist, beruht in Teilen auf Dokumenten, die das CIA und andere US-Behörden unter dem Freedom of Information Act freigegeben haben. Es gibt aber auch solche, die frei zugänglich im Netz stehen. Hier geht es mehr um eine relativ umfassende Information zu bestimmten Themen. Die Dokumente sind nämlich thematisch zusammengefasst und es gibt zu jedem eine Zusammenfassung des Inhalts. Hier kann man dementsprechend nicht unbedingt sensationell Neues finden, dafür wird man aber gut durch die verschiedenen Themen geführt und recht umfassend informiert. Außerdem reichen die enthaltenen Dokumente fast bis in die Gegenwart. Bisher wurden folgende Themen rund um Nordkorea aufgearbeitet:
North Korea and Nuclear Weapons: The Declassified U.S. Record (2003)
North Korea’s Collapse? The End is near — Maybe (2006)
How Do You Solve A Problem Like Korea? New Archive Document Collection Sheds Light on Nixon’s Frustrating Search for Military Options (2010)
Ich glaube hier sprechen die Überschriften für sich selbst.
Woodrow Wilson International Center for Scholars: Cold War International History Project
Wenn ihr euch die ganze Zeit fragt, was ich denn mit den USA will und warum es nicht was aus Nordkorea gibt, ist die Antwort recht einfach: Nordkorea ist nicht besonders transparent. „Über Bande“ hat sich vor 20 Jahren allerdings trotzdem eine Möglichkeit geboten, an recht originale Dokumente ranzukommen. Nachdem die Sowjetunion und viele ihrer Satelliten kollabiert waren haben sich nämlich ganz schön viele Archive geöffnet und das Woodrow Wilson Center macht großartige Arbeit bei der Erschließung selbiger. Ähnlich wie das beim National Security Archive der Fall ist, sind die Dokumente inhaltlich sortiert und mit kurzen Inhaltsangaben versehen. Zu Nordkorea gibt es die Sammlungen „The Korean War“ und „North Korea in the Cold War„. Gerade wurde außerdem was zu nordkoreanischen Piloten im Vietnamkrieg aufgearbeitet und hier gibt es was zu Rumänien und Nordkorea und hier zu „After Detente: The Korean Peninsula, 1973-1976„. Außerdem gibt es eine nicht sortierte Sammlung aller Dokumente zu Nordkorea. Vielleicht ist euch ja schon aufgefallen, was ein kleiner Pferdefuß ist. Es ist einfach ein bisschen unübersichtlich, aber das weckt ja erst so richtig den Pioniergeist…
Ich kann euch nur sagen: Hier gibt es wirklich einiges zu finden und die Lektüre der Dokumente ist hoch spannend. Nur mal so zum Beispiel: Moskaus Botschafter in Pjöngjang berichtet über ein Gespräch mit Kim Il Sung bei dem dieser unter anderem erklärt, dass er Mao für den anstehenden Krieg gegen Südkorea nicht um Material bitten wolle, da Stalin ihm bereits alle Wünsche erfüllt habe. Sowas finde ich sehr spannend (obwohl ich gerne wüsste, ob der Kim da nicht ein Bisschen geflunkert hat). Schön fand ich auch einen Eintrag aus dem Tagebuch des sowjetischen Botschafter in Pjöngjang von 1963: „I am noticing as of late that all responsible Korean officials, beginning with the highest leadership, have turned into meteorologists. They cannot find any other topic for discussion except for weather.“ Toll!
Naja, ich hab das alles nur Überflogen und mir durchgelesen was mir interessant schien, aber authentische Dokumente die noch näher an Nordkorea dran sind, wird man wohl erst dann zu sehen bekommen, wenn Nordkorea zusammengebrochen ist und man in Südkorea genug Ressourcen hat, um so eine Art Kim-Regime-Unterlagen-Behörde auf die Beine zu stellen.
Wikileaks
Zu guter Letzt die Seite, zu der ich eigentlich nicht viel sagen muss. Wer’s ein bisschen aktueller will, dem empfehle ich nämlich einen Blick zu Wikileaks, bzw. zu deren Cablegate-Sammlung. Da wurde zwar schon einiges von unseren Medien aufbereitet, aber bei weitem noch nicht alles und unter Garantie auch nicht alles Interessante. Weil aber die originale Wikileaks-Seite nicht gerade durch Übersichtlichkeit und intuitiver Bedienbarkeit glänzt, benutzt ihr zur Recherche am besten dieses hervorragende Suchwerkzeug, mit dessen Hilfe ihr anhand verschiedener Filter, Wort- und Phraseneingaben den ganzen Cablesalat durchwühlen könnt. Immerhin gibt es 7003 Cables, in denen „North Korea“ vorkommt. Ein Viertel oder ein Fünftel davon könnten spannend sein. Also schaut‘s euch mal an, wenn ihr es noch nicht gemacht habt. Es lohnt sich…
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