Deutschsprachige NGOs und ihre Arbeit in Nordkorea


Natürlich dürfte es für die meisten Leser interessant sein zu wissen, was deutsche bzw. deutschsprachige NGOs so in Nordkorea tun, denn aus diesem Bereich gibt es im Verhältnis zu den meisten anderen Ländern eigentlich recht viel zu vermelden (was nicht zuletzt dadurch unterstrichen wird, dass zwei deutsche Parteistiftungen Eingang in dieses CRS-Paper zu den Aktivitäten von NGOs in Nordkorea fanden, womit sie einen beachtlichen Teil der aufgeführten NGOs ausmachten). Grob gesagt lassen sich die Aktivitäten unterteilen in diejenigen von politischen Stiftungen, die sich hauptsächlich auf Capacity-Building und den Vertrauensbildung abzielen und diejenigen humanitärer Organisationen, die in verschiedenen Bereichen Hilfe leisten. Ich habe mal versucht die relevanten Akteure rauszusuchen und werde euch kurz beschreiben, was sie tun.

Politische Stiftungen

Erstaunlicherweise sind vor allem die Stiftungen konservativerer und freiheitlicher Parteien in und mit Nordkorea aktiv, während sich die Stiftungen des Parteienspektrums links davon scheinbar schwer mit diesem Thema tun. Ab und zu wird von dort mal ein kleineres Projekt oder eine Informationsveranstaltung in Deutschland veranstaltet und Vertreter der Friedrich-Ebert-Stiftung waren 2010 zusammen mit Parlamentariern der SPD in Nordkorea, aber von konkreten Projekten mit Nordkorea hört man eigentlich nichts.

Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Die FDP nahe Naumann-Stiftung ist sehr aktiv. was schon allein daran deutlich wird, dass Walter Klitz, der Leiter des Büros in Seoul, von dem die Aktivitäten ausgehen, mehrmals pro Jahr in Nordkorea zu Gast ist und im Laufe der Zeit vermutlich gute Kontakte knüpfen konnte. Konkret bietet die Stiftung immer wieder Workshops und Fortbildungen aus dem Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, für nordkoreanische Experten an. Diese Veranstaltungen fanden in der Vergangenheit auch schon in Deutschland statt, so das man hier nicht allein von Wissensaufbau und -austausch, sondern auch von Vertrauensbildung sprechen kann. Klitz veröffentlicht auf der Seite seines Büros außerdem regelmäßig Berichte zu seinen Eindrücken (nach Reisen nach Pjöngjang oder Veranstaltungen mit Nordkoreaner) und zu aktuellen Entwicklungen im Land.

Hanns-Seidel-Stiftung

Auch die CSU nahe Hanns-Seidel-Stiftung zeichnet sich in den letzten Jahren durch eine sehr aktive Arbeit hinsichtlich Nordkoreas aus. Bernhard Seliger, der Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung in Seoul reist ebenfalls regelmäßig nach Nordkorea und ähnlich wie bei der Naumann-Stiftung bietet auch die Hanns-Seidel-Stiftung regelmäßig Veranstaltungen für nordkoreanische Experten an, wobei der Fokus soweit ich das überblicke auf nachhaltiger Energiegewinnung zu liegen scheint. So unterstützt die Stiftung Nordkorea bspw. bei der Bewerbung um Emissionszertifikate des Clean Development Mechanism. Weiterhin gibt es von Herrn Seliger auch gelegentlich umfangreichere Politikanalysen zur aktuellen Lage oder zu Entwicklungen im Land.

Konrad-Adenauer-Stiftung

Die Konrad-Adenauer-Stiftung war, soweit ich das wahrnehmen kann, bisher nicht ganz so aktiv im Bezug auf Nordkorea wie die beiden Vorgenannten. Es gab wohl in der Vergangenheit Stipendien für zwei nordkoreanische Juristen, denen damit ein Studienaufenthalt in Berlin ermöglicht wurde. In der jüngsten Zeit scheint die Stiftung etwas mehr auf das Tätigkeitsfeld Nordkorea aufmerksam geworden zu sein. Darauf deuten jedenfalls eine Sondierungsreise zweier Repräsentanten der Stiftung nach Pjöngjang am Anfang des Jahres und ein Fachsymposium zu wirtschaftlichen Fragen Mitte/Ende des Jahres (2011), an dem auch eine nordkoreanische Handelsdelegation teilnahm, hin. Es scheint so, als würde auch die Adenauer-Stiftung dieses Tätigkeitsfeld für sich entdecken.

Humanitäre NGOs

Die folgenden drei deutschen NGOs sind schon (zumindest) seit 1999, als Deutschland begann Hilfsgelder für Nordkorea bereitzustellen, als umsetzende Organe im Land aktiv. Einen kleinen Überblick über die Gelder, die für die Umsetzung von Projekten von der Bundesregierung an die Organisationen geflossen sind, findet ihr hier.

Deutsche Welthungerhilfe

Die Deutsche Welthungerhilfe ist bereits seit über 10 Jahren mit unterschiedlichen Projekten in Nordkorea aktiv und Karl Fall, ihr Projektleiter vor Ort, hat nicht ohne Grund kürzlich das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Die Welthungerhilfe unterstützt vor allem innovative Projekte zur nachhaltigen Produktion von Nahrungsmitteln. So werden beispielsweise Kleinstgrünhäuser für die urbane Nahrungsmittelproduktion verbreitet und Weiterentwickelt. (Auf der Seite der Welthungerhilfe gibts noch mehr kurze Berichte zu deren Arbeit in Nordkorea. Sucht einfach mal mit dem Suchwerkzeug, wenn ihr euch dafür interessiert.)

Caritas International

Die Caritas scheint sich aktuell vor allen Dingen für die Hepatitis und Tuberkulosebekämpfung und -behandlung im Land einzusetzen. Neben der Versorgung Erkrankter gehört dazu auch eine Impfkampagne bei Kindern.

Deutsches Rotes Kreuz

Das DRK scheint vor allen Dingen durch die Lieferung von Medikamenten und Geräten die Gesundheitslage in der Fläche zu verbessern (der Bericht dazu ist leider schon was älter).

Cap Anamur

Cap Anamur war von 1997 bis 2002 in Nordkorea aktiv und baute bzw. unterstütze dort Krankenhäuser, Waisenhäuser und Kindergärten. Dann wurden die Helfer abgezogen, da sich die nordkoreanischen Behörden scheinbar als schwierige „Partner“ erwiesen und es Cap Anamur wohl zu bunt wurde. Dass die Organisation nicht nachtragend ist, zeigte sich dann in diesem Jahr, als auf Anfrage der nordkoreanischen Botschaft (scheinbar wurden nicht nur Länder, sondern auch Organisationen um Hilfen gebeten) insgesamt 1.300 Tonnen Lebensmittel geliefert wurden, die aus Spenden (also nicht der deutschen Entwicklungshilfe) finanziert wurden.

Agape International (Schweiz)

Die Organisation, die einem evangelikalen Missionswerk angehört (was man aber nicht an die große Glocke hängt. Angenehm), arbeitet schon seit über einem Jahrzehnt in Nordkorea und hat sich das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ auf die Fahne geschrieben. Dazu unterstützt man einerseits Kleinprojekte auf dem „platten Land“ und fördert andererseits den Wissenstransfer nach Nordkorea. Tätigkeitsschwerpunkte sind dabei im landwirtschaftlichen Bereich (v.a. Molkereien) zu finden und im Bereich alternative Energien (Kleinwindenergieanlagen und energieeffizientes Bauen). Das Team vor Ort scheint sehr engagiert zu sein, was man an den ausführlichen Informationen auf der Homepage erkennen kann.

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