Nordkorea 2015: Kuschelkurs mit Südkorea (wenn die mitkuscheln) // Nachfolge abgeschlossen


Das neue Jahr ist ja nun nicht mehr ganz neu, aber auch noch nicht ganz alt. Deshalb will ich Euch als erstes allen ein gutes und erfolgreiches (was auch immer das für Euch bedeutet, müsst Ihr selbst überlegen) Jahr 2015 wünschen. Meines wird (stand jetzt) zumindest privat ein Gutes werden. Nachdem ich letztes Jahr schonmal einen wichtige Sache unter Dach und Fach gebracht habe (hab eben beim Finanzamt den Antrag auf Änderung der Steuerklasse eingeworfen) ist dann für März so richtig Familie geplant. Kann also sein, dass ich ab dann mehr (wegen zu nutzender schlafloser Zeit etc.) oder weniger (wegen ungeheurer Müdigkeit etc.) Zeit zum Bloggen haben werde. Mal sehen…

Die zwei Nordkorea-Themen, die ich in den letzten Wochen wahrgenommen habe

Aber das interessiert Euch vermutlich nur mäßig, weshalb ich schnell zum Thema komme. Die Weihnachts- und Neujahrszeit war dieses Jahr irgendwie besonders voll, weshalb ich eigentlich nur zwei Nordkorea-Themen in irgendwelchen Nachrichten mitbekommen habe.
Das eine war so eine typische Nordkorea-Story, also ein Schwachsinn, den Medien und ihre Konsumenten lieben, der aber erstmal nicht besonders relevant ist, wenn nicht irgendwer entscheidet, daraus Politik zu machen. Dass irgendwer entschieden hat PR draus zu machen, ist ja wohl nicht zu übersehen (also sich zu versteigen, bei so nem Kram von „Meinungsfreiheit“ zu reden…und wie wichtig einem die ist, demonstriert man dann per Kinobesuch oder Filmkauf. Wie praktisch!). Ganz ehrlich, ich hab dazu eigentlich nichts gelesen und das werde ich vorerst auch weiter so halten, weil für den Quatsch ist mir meine Zeit zu schade…
Bei dem anderen war ich ein bisschen misstrauisch. Denn jedes Jahr setzen sich rund um den Globus Journalisten (zumindest ein paar) hin und versuchen die Neujahrsansprache des nordkoreanischen Führers (die es ja wieder gibt, seit der junge Kim den Staffelstab übernommen hat, davor war es ein „Neujahrs-OpEd“, weil Kim Jong Il nicht so der große Redner war) zu interpretieren. Das gelingt mal besser und mal schlechter. Besonders schlecht gelingt das, wenn sich die Interpretateure ohne jeden Kontext einen Teil der Ansprache herausgreifen und zu interpretieren suchen. Das führte vor zwei Jahren zu einem kleinen aber dämlichen Medien-Buzz in Deutschland. Und das wiederum ließ mich hinsichtlich der diesjährigen Berichterstattung zu Kim Jong Uns Vereinigungswillen ein bisschen misstrauisch werden. Ich hab Kims Ansprache aber nicht selbst nachgelesen. Bis heute…
Da dachte ich mir nämlich, wenn ich schon so vollkommen informationsfrei bin, lass ich es noch ein Zeitchen dabei, schaue mich ein bisschen in den nordkoreanischen Medien um und überlege mir, was Kim and friends momentan wichtig ist. Ich analysiere also heute einfach mal ohne tagesaktuellen (west-)medialen oder wissenschaftlichen Kontext, ob hinter der Geschichte mit dem Vereinigungswillen mehr steckt, als hinter dem angeblichen nordkoreanischen Wirtschaftsmasterplan mit deutscher Hilfe, den sich unsere Journalisten 2013 aus den Fingern gesogen haben. Erstmal gucke ich mir dazu die Neujahrsansprache selbst an und dann schaue ich, was es sonst noch so gab, an Infos in den nordkoreanischen Medien zu diesem Thema.

Kims Neujahrsansprache: Großes Gewicht auf innerkoreanischer Annäherung

Als ich die Neujahrsansprache dieses Jahres [hier auf Deutsch (aber vorsicht, ich hab das Gefühl, die Übersetzungen von Naenara sind noch schlechter geworden)] gelesen habe, kam mir der Teil zur Vereinigung der Koreas, der traditionell immer an zweitletzter Stelle der Ansprache steht (vor „internationales“ und nach dem Aufruf an den Verwaltungsapparat, sich für Volk und Partei einzusetzen) tatsächlich besonders lang vor. Ich habs mal ausgemessen und es waren ca. 850 von etwa 4550 Wörtern, also fast ein Fünftel. 2014 war die Rede ungefähr genausolang, der Wiedervereinigungspart hatte aber nur 560 Wörter. Die Rede 2013 [hier meine Auswertung] war zwar etwas kürzer, aber die 434 Wörter des Vereinigungsparts machten trotzdem nur ein Zehntel davon aus. Aber reden kann man ja viel, und vor allem die Nordkoreaner sind ganz stark im viel reden. Auf den Inhalt kommt es an! Und auch da scheint mir der Part zur Wiedervereinigung in diesem Jahr besonders:
Mal ganz abgesehen, von dem wirklich bemerkenswerten Gipfelangebot, dass Kim Jong Un in Richtung Süden gemacht hat, ist auch der Rest dieses Teils weniger formelhaft und insgesamt konkreter. Der Norden sprach zumindest drei Punkte an, die für ihn für Annäherungen mit dem Süden maßgeblich sind: Die Manöver zwischen den USA und Südkorea sollten ausgesetzt werden und eine Annäherung sollte unabhängig von anderen Parteien (sprich den USA) stattfinden (das alte Prinzip „By Our Nation Itself“) und keine der beiden Seiten sollte versuchen der anderen ihr soziales System aufzuzwingen. Das nordkoreanische Modell ist also nach wie vor eine Föderation und nicht (was natürlich auch wenig erstaunlich ist) eine Übernahme durch den Süden. Der Fokus auf Dialog mit dem eben schon genannten Gipfelangebot fällt ebenfalls ins Auge.
Eine ganz kleine Randbemerkung: Ich fand es spannend, dass da von „anti-reunification forces within and without“ gesprochen wurde. Ich vermute mal, das ist nur eine der Übersetzung geschuldete sprachliche Ungenauigkeit und „within“ meint hier die anti-Vereinigungskräfte innerhalb ganz Koreas. Wenn Kim nämlich so offen über Vereinigungsgegner in Nordkorea spräche, wäre das für sich genommen schon recht sensationell.

Nach der Lektüre der Ansprache kann ich durchaus nachvollziehen, dass die Medien diesen Punkt der Rede als bemerkenswert wahrgenommen und einen Willen zur Annäherung darin erkannt haben. Geht mir nämlich nicht anders. Aber wie gesagt: Im viel erzählen war die Führung in Pjöngjang noch nie schlecht, deshalb muss man das erstmal für sich genommen als Signal sehen. Mehr nicht.

Pjöngjang schmust: Signale

Wenn man aber nun im Umfeld guckt, fallen einem schnell weitere Signale der Annäherung auf. Vorneweg die überraschende Kontaktaufnahme als drei hochrangige Offizielle von Pjöngjang zu den Asienspielen nach Incheon entsandt wurden. Danach ging es zwar nicht so rasant weiter, wie das vielleicht angedacht war und kleinere Scharmützel, wie der alljährliche Schwachsinn mit dem Weihnachtsbaum an der Grenze gab es auch. Aber es lief alles relativ ruhig ab.
Auch den USA gegenüber zeigte man guten Willen, indem man die ganze Gefangenentruppe, die sich in den nordkoreanischen Kerkern angesammelt hatte nach Haus schickte. Ein bisschen frustriert schien man dann aber doch davon zu sein, dass die USA sich dadurch weder von ihrer Menschenrechtsagenda gegenüber Nordkorea abbringen ließen, noch im Fall der Sony-Geschichte irgendwie vorsichtig gewesen wären sondern eher übertrieben forsch (meine Wahrnehmung der Geschichte) nach vorn geprescht sind.
Das man trotzdem eine Annäherung mit den USA wünscht, schwingt aber im Subtext mit, wenn man die USA auf ihre anachronistische Politik gegenüber Nordkorea aufmerksam macht. Denn dieser „Hinweis“ hat einen Politikwechsel hin zu einer konstruktiveren Politik und weg vom (auch aus meiner Sicht) weitgehend gescheiterten Ansatz der „strategic patience“ zum Ziel. Dabei auch noch aus einem aktuellen CRS-Bericht (der übrigens sehr lesenswert ist), also einem Papier des wissenschaftlichen Dienstes des US-Kongresses, zitieren zu können, um der Obama-Administration ihre Erfolglosigkeit vorzuhalten, geht den Autoren merklich runter wie Öl.

Nordkorea an Südkorea: Keine Vereinigung durch Übernahme

Darüber hinaus gab es auch noch eindeutigere Signale an beide Seiten, die ziemlich stark zeigten, dass Pjöngjang für 2015 eher nicht auf Konfrontation setzen will. Schon am 19. Dezember berichtet KCNA über eine Stellungnahme des Kommittee für die friedliche Wiedervereinigung Koreas (eine Abteilung der Partei, die für Kontakte mit dem Süden zuständig ist und ein Stück weit das Pendant zum südkoreanischen Vereinigungsministerium darstellt). Die Stellungnahme befasst sich mit dem aktuellen Status der Beziehungen beider Länder und macht zwei Punkte stark, die auch in Kims Neujahrsansprache eine gewichtige Rolle spielen: Das Prinzip „By Our Nation Itself“ und das Ziel einer Föderation, also das Hinarbeiten auf eine Vereinigung mit zwei Systemen. Das klingt zwar alles in dieser Stellungnahme drastischer, aber die Kernaussage ist: „Wir haben kein Problem damit euch euer System zu lassen, aber lasst ihr uns dann auch mit unserem System in Ruhe!“

Zwei Forderungskataloge: Einer für Seoul, einer für Washington

Wirklich spannend finde ich aber die beiden am 7. Januar lancierten Stellungnahmen der politischen Abteilung des Nationalen Verteidigungskomitees (das NDK bzw. NDC ist ja sozusagen die höchste exekutive Instanz des Landes). Eine richtet sich an die USA, eine an Südkorea. An die USA gerichtet [grausam übersetzt auf Deutsch] äußert man zwei Forderungen und eine Drohung. Die Forderungen sind ein Ende der Sanktionen und das Absagen der alljährlichen Militärmanöver. Die Drohung ist nicht wirklich ernst zu nehmen, sondern deutet eher darauf hin, dass es ansonsten ungemütlich und konfrontativ bleibt.
An den Süden gerichtet [auf Deutsch] legt man ganz klar die Option verbesserter Beziehungen auf den Tisch, stellt aber auch hier Forderungen: Zum einen sollen Maßnahmen wie die Abwürfe von Propagandaflugblättern unterbunden werden, außerdem soll der Süden die Manöver mit den USA absagen und zuletzt soll der Süden die klare Positionierung für eine „Vereinigung durch Übernahme“ aufgeben.
Spannend finde ich daran vor allem, dass einerseits die Forderung nach einer Absage der Militärmanöver in beiden Katalogen steht und dass außerdem auch die Forderung nach dem Ende des Ziels „Vereinigung durch Übernahme“ schon wieder zu lesen ist. Die Forderung nach einem Ende der Flugblattabwürfe ist schon alt und wenn die südkoreanische Regierung das wöllte, könnte sie es unterbinden (mal abgesehen davon, dass ich diese Flugbalttabwerferei eh für äußerst fragwürdig halte).

Ein Angebot: Atomtests gegen Manöver

Zuletzt hat noch ein Artikel meine Aufmerksamkeit geweckt, in dem von einem Angebot an die USA die Rede ist (auf Deutsch). Man habe der US-Regierung am 9. Januar ein Atomtestmoratorium für dieses Jahr angeboten, wenn die USA im Gegenzug auf Manöver mit Südkorea verzichteten. Sollte es darüber Verhandlungsbedarf geben, sei man auch gerne bereit mit den USA in Gespräche zu treten. Man schlägt also beiderseitige vertrauensbildende Maßnahmen vor und sieht die USA am Zug.
Spannend: Denn auch hier ist wieder das Thema Manöver auf dem Tableau.

Was wir draus lernen – Verbesserung? Vielleicht

Wenn ich mir das alles so angucke, dann würde es aktuell die Möglichkeit geben, aus der Spirale von Konfrontation, Sanktion, Drohung, etc. herauszukommen und zumindest den negativen Trend aufzufangen, der in den vergangenen Jahren bezüglich der Situation auf der Koreanischen Halbinsel herrschte. Die USA und Südkorea müssten die gemeinsamen Manöver absagen oder zumindest auf sehr kleiner Flamme fahren. Diese Forderung ist meines Erachtens nicht unerfüllbar. Das heißt tatsächlich ist es an den USA und Südkorea zu entscheiden, wie das kommende Jahr auf der Koreanischen Halbinsel aussehen wird. Denn klar ist: Wenn es großangelegte Manöver gibt, dann wird es auch Provokationen aus dem Norden geben und vielleicht auch mal wieder Atom- oder Raketentests.

Von der Herausforderung, aufeinander zuzugehen

Eigentlich war es aber in den vergangen Jahren die Haltung der USA, nicht auf solche Avancen einzugehen, sondern ernsthafte Belege für den guten Willen Nordkoreas zu fordern. Diese Belege sehen nach Vorstellung der USA (habs gerade nochmal schnell nachgelesen, aber gestern hat Sung Kim, Washingtons aktueller Sondergesandter für Nordkorea das mal wieder (wenn auch verquarzt) wiederholt) so aus, dass Pjöngjang sich quasi selbst entwaffnet. Und ganz ehrlich, wenn ich einer der Regimeköpfe wäre und ein bisschen nachdenken würde (z.B. an Libyen), dann würde ich das auch nicht machen. Daher sind sie sich scheinbar ganz genau am überlegen, was sie machen sollen. Denn ganz klar ist auch, wenn sie einlenken und die Manöver absagen würden, dann wäre der Vorwurf, sie hätten sich erpressen lassen nicht ganz abwegig.
Denn Nordkorea erklärt ja im Endeffekt: „Entweder ihr macht das so wie wir wollen, oder es passiert mal wieder was schlimmes.“ Allerdings könnte man Pjöngjang aktuell zugutehalten, dass es erstmal die oben beschrieben ersten Schritte gegangen ist, die US-Gefangenen freigelassen und die Offiziellen in den Süden geschickt hat und dass es somit ja schon irgendwie guten Willen bewiesen hat. Die Frage ist ob das den USA reicht.

Will Pjöngjang die USA und Südkorea auseinanderdividieren?

Interessant auch, dass sich Pjöngjang so dezidiert mit den gleichen Forderungen an Südkorea und die USA einzeln wendet. Das könnte tatsächlich eine Strategie sein, die beiden auseinanderzudividieren. Denn wenn bei einer der beiden Parteien der Wille nach Gesprächen mit dem Norden größer ist als bei der anderen und sie deshalb die Manöver auf den Tisch legen will, dann steht die andere Partei dumm da, weil Manöver allein ist nur halb so witzig. Das Angebot Kims, einen Gipfel mit Frau Park durchzuführen könnte dabei im Süden durchaus ein großer Anreiz sein. Naja, mal sehen. Und wer weiß, vielleicht rechnet man sich ja auch bei Obama jetzt bessere Chancen aus, wo er ja mit Kuba schon angefangen hat sich ein außenpolitisches Denkmal zu setzen. Vielleicht will man sich da als weitere potentielle Erfolgsstory auf den letzten Metern seiner Amtszeit andienen.
Auf jeden Fall hat sich Pjöngjang für dieses Jahr scheinbar außenpolitisch einiges überlegt und vorgenommen. Das könnte entweder spannend und positiv werden oder aber ungemütlich, wenn die Avancen abgewiesen werden. Wir werden sehen.

Nachfolge abgeschlossen?

Naja und weil ich immer so drauf rumgeritten bin noch was ganz anderes: Meine These war ja immer, dass sich das Regime erstmal um die Innenpolitik (also das Ausschalten aller möglichen oder tatsächlichen Gegner) kümmert und dass man es als Indikator für den Abschluss der Nachfolgebemühungen Kim Jong Uns sehen kann, wenn sich diese starke Fixierung nach innen löst. Der Punkt scheint mir jetzt erreicht. Kim Jong Un sitzt fest im Sattel (oder glaubt es zumindest, man weiß ja nie) und kann sich jetzt den anderen großen Herausforderungen seines Amts kümmern. Wir sollten dann unabhängig davon, ob es mit Südkorea und den USA gut läuft oder nicht im kommenden Jahr stärkere diplomatische Bemühungen Pjöngjangs beobachten können. Die könnten sich auch an China (um das es ja wirklich sehr still ist in letzter Zeit), Russland (um das man sich ja aktuell mehr bemüht, vielleicht weil man sich vom Mann im Kreml Entgegenkommen erhofft) aber auch mit den ASEAN-Staaten oder der EU. Das könnt ihr also als meine Prognose für die Entwicklungen rund um Nordkorea im kommenden Jahr nehmen.

So, jetzt hab ich das fertiggeschrieben, ohne jeglichen Input von Experten aufzunehmen und hoffe mal, das ist kein totaler Quatsch. Ich schau mich einfach noch schnell auf ein paar Seiten um, wo ich zu lange nicht mehr war und tue ein paar Links hier drunter, damit Ihr noch ein bisschen weiterlesen könnt.

NK-News: Kim’s New Year’s speech reveals economic priorities
Korea RealTime: How North Korea Uses Inter-Korean Summits as Leverage
38 North: What’s New in Kim Jong Un’s New Year’s Speech
North Korea: Witness to Transformation: Slave to the Blog: More New Year’s Initiatives Edition

Und noch eine Story, die ich einfach so spannend finde und worüber ich was schreiben würde, wenn ich mehr Zeit hätte: SinoNK: Criticizing the “Low-Key” Approach: Chinese Responses to the DPRK Soldier-Murderer in Yanbian

Machiavelli lesen mit Kim Jong Un


Als ich kürzlich von den Gerüchten gehört habe, Kim Jong Un habe nicht nur Jang Song-thaek, sondern auch seine Familie hinrichten lassen, sind mir zwei Dinge durch den Kopf gegangen. Einerseits war ich mir nicht sicher, ob diese Gerüchte glaubwürdig sind, andererseits dachte ich zum wiederholten Male an Niccolò Machiavellis kontroverses Werk „Der Fürst“.
Dabei hatte ich eine ganz bestimmte Passage im Kopf und weil ich es eh nicht schlecht fand, da nochmal reinzulesen, habe ich eben beschlossen, die wenig kreative Übung auf mich zu nehmen und den Sturz Jang Song-thaeks durch die Machiavelli-Brille zu betrachten. Klingt erstmal nicht überspannend, ist aber eigentlich dann wieder so ergiebig, dass man sich fragen könnte, ob Kim Jong Un das Buch vielleicht doch unter seinem Kopfkissen liegen hat.

Notwendige Grausamkeiten auf einen Schlag. Macht das Kim Jong Un?

Allerdings startete mein Ausritt in die politische Philosophie erstmal mit einer Enttäuschung, denn die Passage an die ich gedacht hatte, wollte einfach nicht so richtig passen. Ich hatte irgendwas im Hinterkopf vonwegen „nötige Grausamkeiten in vollem Ausmaß auf einen Schlag begehen“. Und von diesem Anfangsgedanken war ich zu Jang Song-thaeks Hinrichtung und dem Schicksal seiner Familie gekommen. So wie sich uns diese ganze Säuberung dargestellt hat, wurden Jang und sein Netzwerk sowie vielleicht seine Familie innerhalb eines Monats von den Machtpositionen des Regimes entfernt und zumindest teilweise hingerichtet. Allerdings ist die entsprechende Passage bei Machiavelli ein bisschen differenzierter. Da steht nämlich der Absatz:

Woraus sich ergibt, dass der, welcher einen Staat an sich reißen will, alle notwendigen Gewalttaten vorher bedenken und sie auf einen Schlag ausführen soll, um nicht jeden Tag wieder anfangen zu müssen. Ist alles auf einmal abgetan, so beruhigen sich die Menschen, und er kann sie durch Wohltaten gewinnen. Wer aus Furcht oder aus Mangel an Einsicht anders handelt, muss das Schwert ständig in der Hand halten und kann sich nie auf seine Untertanen verlassen, da diese ihm wegen der fortgesetzten Misshandlungen nicht trauen können. Darum müssen alle Gewalttaten auf einmal geschehen, da sie dann weniger empfunden und eher vergessen werden. Die Wohltaten aber müssen nach und nach erwiesen werden, damit sie sich besser einprägen. (N. Machiavelli: Der Fürst, S. 53f)

Naja, einerseits stimmt die Sache mit „auf einen Schlag“ schon, wenn man nur auf Jang guckt. Aber wenn man sozusagen das gesamte Führungssystem in den Fokus nimmt, dann läuft ja eher das ab, was Machiavelli hier als Negativbeispiel nennt. Die notwendigen Gewalttaten werden über Jahre gestreckt und Kim Jong Uns Untergebene können ihm nicht wirklich trauen. Daher dürfte er laut Machiavelli sein Schwert nie weglegen. Man könnte natürlich argumentieren, dass die von Kim Jong Un empfundenen Grausamkeiten schlicht so umfangreich waren, dass er sie nicht hätte umsetzen können, wenn er auf einen Schlag hätte vorgehen wollen, denn wer soll denn gleichzeitig alle Chefs von Militär und Sicherheitsdiensten und ein umfassendes quer durchs Regime verlaufendes Netzwerk aushebeln, wenn man ja gerade mit dieser Aktion die Werkzeuge für ein solches Aushebeln (Militär und Sicherheitsdienste eben) außer Gefecht setzt. Ein bisschen retten könnte man die Passage dann dadurch, dass man davon ausgeht, dass Kim Jong Un das Regime wegen der umfangreichen notwendigen Grausamkeiten in funktionale Einheiten unterteilt hat. Auf der einen Seite der Militär- und Sicherheitsapparat, der sich wiederum in kleinteiliger Einheiten aufsplitterte und im Rahmen mehrerer einzelner Aktionen mit Grausamkeiten überzogen wurde und auf der anderen Seite Jang Song-thaek und sein Netzwerk, das mit Hilfe des runderneuerten Sicherheitsapparates auf einen Schlag ausgeschaltet wurde. Aber ein bisschen bemüht ist das alles schon und daher fand ich es spannend, dass es in einer anderen Passage Inhalte gab, die viel besser auf den Fall Jang passten.

Das „richtige“ Maß an Grausamkeit

Ein Fürst darf daher die Nachrede der Grausamkeit nicht scheuen, um seine Untertanen in Treue und Einigkeit zu erhalten; denn mit einigen Strafgerichten, die du verhängst bist du menschlicher, als wenn du durch übertriebene Nachsicht Unordnung einreißen lässt, die zu Raub und Mord führen. Diese treffen das ganze Gemeinwesen, wogegen die Strafgerichte, die der Fürst verhängt, nur dem einzelnen schaden. Unter allen Fürsten kann der Neue den Ruf der Grausamkeit am wenigsten meiden, weil neue Herrschaften voller Gefahren sind. […] Keineswegs darf er zu leichtgläubig oder zu mitleidig sein, aber auch nicht zu ängstlich, sondern mit Klugheit und Menschlichkeit maßvoll verfahren, damit ihn weder zu großes Vertrauen unvorsichtig, noch zu großes Misstrauen unerträglich mache. (N. Machiavelli: Der Fürst, S. 83f)

Das finde ich schon wesentlich passender. Der neue Fürst, der Ordnung halten will, indem er Strafgericht gegen einzelne hält. Dabei könnte man noch hinzufügen, dass Machiavelli auch gleich ein Argument gegen die von unseren Medien häufiger mal gerne kolportierten perversen Grausamkeiten mitliefert. Jedenfalls kann ich mir kaum vorstellen, wie Kim Jong Un sich nicht unerträglich gemacht haben könnte, wenn er all die abartigen Hinrichtungsmodi, Gründe und Ziele genutzt hätte, die ihm hierzulande schon unterstellt wurden. Überbordende Grausamkeit ist selten geeignet Herrschaft zu festigen. Kann sein, dass Kim Jong Un das nicht mitgekriegt hat, aber meine Vermutung ist eher, dass er das recht genau weiß und beherzigt und dass wir nur öfter mal sowas hören, weil unsere Medien an dieser zynischen rationalen Grausamkeit seiner Herrschaft zu wenig Spektakel finden kann. Dieses Argument stärkt Machiavelli ein paar Zeilen später auch nochmal, wenn er schreibt:

Nichtsdestoweniger muss der Fürst sich derart gefürchtet machen, dass er, wenn er auch keine Liebe erwirbt, doch auch nicht verhasst wird; denn gefürchtet und nicht gehasst zu werden, ist wohl vereinbar. Das kann er erreichen, indem er Hab und Gut seiner Bürger und ihre Frauen unangetastet lässt. Und wenn es nötig ist, einem das Leben zu nehmen, so geschehe es nur, wenn die gerechte Ursache offenbar ist. (N. Machiavelli: Der Fürst, S. 84f)

Das fand ich gleich in doppelter Hinsicht interessant. Einerseits gab man sich vor der Hinrichtung Jangs ja alle Mühe, seine Schuld offenbar und objektiv darzulegen, also die Grausmakeit so zu begehen, dass sie zum gefürchtet sein, nicht aber zum verhasst werden führt. Auch den Hinweis auf das Hab und Gut der Bürger finde ich sehr spannend. Denn klar, das wurde zumindest bei der Währungsreform Ende 2009 nicht geachtet. Die Lösung stellte die Hinrichtung Jangs dar, denn nicht zuletzt wurde ihm ja unterstellt, für diese chaotisch abgelaufene Aktion verantwortlich zu sein. Das zeigt auf der einen Seite, dass der aktuelle Fürst das Eigentum der Bürger achtet und auf der anderen Seite wird klar, dass die Hinrichtung Jangs, der das Eigentum missachtete, gerecht war.
Ziemlich passend fand ich auch das Beispiel des Cesare Borgia, das hier angeführt wird. Unter anderem berichtet Macciaveli dort, dass Borgia einen Statthalter eingesetzt habe, der mit Erfahrung und Grausamkeit für Ruhe in einem unrihigen Gebiet sorgte. Nachdem der Statthalter aufgrund seiner Grausamkeit verhasst wurde, ließ ihn Borgia öffentlichkeitswirksam hinrichten und demonstrierte so zum einen, dass der Statthalter und nicht er für die Grausamkeiten verantwortlich war und dass er selbst das Wohl der Bürger im Auge hätte.

Wie sich die Zeiten doch ähneln

Natürlich hat Machiavelli in seinem Fürsten noch viel mehr stehen und ich habe mir nur das rausgegriffen, was mir gerade prima gepasst hat und natürlich passt nicht alles so gut auf Nordkorea. Aber das wäre auch ein Wunder, schließlich hat sich Machiavelli nicht weniger zum Ziel gesetzt, als eine Allzweckanleitung für Fürsten in allen erdenklichen Lebenslagen zu verfassen. Naja und der nordkoreanische kleine Fürst ist ja nun nur in einer bestimmten Lebenslage. Und so komplett hat Machiavelli das auch nicht vorhersehen können, was heute im Norden der koreanischen Halbinsel existiert. Aber manches von dem, das Machiavelli da zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Toskana als Bewerbungsschreiben verfasst hat, passt erstaunlich gut auf die heutige Zeit und eröffnet unangenehme Perspektiven darauf, wie wenig sich bei aller „Zivilisiertheit“ und „Modernität“ unserer heutigen Zeit im Endeffekt an den grundlegenden Mechanismen der Macht geändert hat.

Hat Kim Jong Un den Fürsten gelesen? Egal!

Bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob Kim Jong Un jetzt seinen Machiavelli auf dem Nachttisch liegen hat oder nicht? Ganz ehrlich: Ich glaube Machiavellis Werk ist nicht unbedingt deshalb so berühmt, weil er so unglaublich kreative und kaum nachzuvollziehende Gedankengänge zu Papier gebracht hat, sondern weil er das unverblümt aufgeschrieben hat, was man damals wie heute eigentlich als moralisches Wesen nicht aussprechen durfte. Ohne Frage hat er hervorragend beobachtet und zugrundliegende Prozesse herausgestellt, aber ich würde nicht darauf wetten, dass ein junger und in seinem Metier talentierter Nachwuchsdiktator das nicht intuitiv hinkriegen würde.
Aber gleichzeitig hat sich Kim Jong Un vermutlich seit einiger Zeit auf seine Zukunft vorbereitet und abwegig finde ich es da nicht, dass er dabei auch mal in den Fürsten reingelesen haben könnte. Auf jeden Fall beruhen seine Herrschafts- und Machtprozesse meiner Meinung nach in weiten Teilen auf ähnlich kühlem Kalkül, wie es Machiavelli in seinem Buch den Fürsten empfiehlt. Und wenn das so ist, ist es im Endeffekt auch egal, ob er es jetzt gelesen hat oder nicht, die Denkstrukturen gleichen sich und deshalb ist die Machiavelli-Brille mitunter ein geeignetes Werkzeug um Kim Jong Uns Herrschaft zu analysieren.

Von 120 hungrigen Hunden und 146 Zuchtmeerschweinen: Warum man viel über Nordkorea schreiben kann, aber nur weniges beweisen muss.


Die meisten von euch werden die Story mit Jang Song-thaeks Hinrichtung mit Hilfe von 120 Hunden zumindest am Rande wahrgenommen und sich vielleicht auch eine Meinung dazu gebildet haben. Eigentlich wollte ich nichts dazu schreiben, denn wenn ich anfangen würde mich über jedes dumme Gerücht über Nordkorea aufzuregen, das von unseren Medien ohne seriöse Quellenprüfung oder Anwendung sonstiger journalistischer Standards zu einer skandalösen Geschichte breitgewalzt und mit tollen Schlagzeilen versehen wird, dann würde ich ja sonst nichts mehr machen (und das ist leider nicht wirklich überspitzt).
Dann hätte ich es mir fast anders überlegt, als ich diese ausgezeichnet verschwörungstheoretisch fundierte aber absolut gehaltlose Analyse meines lieblings-Kommunistenflüsterers, Stalinverstehers und Chefkommentators gelesen habe. Ich habe mich aber dagegen entschieden, weil es mir einerseits um die Zeit zu schade war, andererseits möchte ich nicht den Anschein machen, unter irgendeiner Art von persönlichen Manie zu leiden, so oft wie ich über den Quatsch schreibe, den der Mann von der WELT verzapft (der Grund für meine häufige Beschäftigung mit dem Werk des WELT-Chefkommentators ist schlicht, das niemand in Deutschland so ausdauern und so unterirdisch zu Nordkorea schreibt).
Dass ich aber jetzt doch hier sitze und was zu dem Thema tippe, liegt nicht an irgendeinem Mist, den ich gelesen habe sondern ist Folge eines positiven Impulses:

Schön zu wissen: Deutsche Journalisten sind zur Selbstkritik fähig

Denn tatsächlich gibt es nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland (bzw. zumindest in deutscher Sprache schreibend) Journalisten, die ihrer Arbeit offensichtlich etwas reflektierter nachgehen, als viele ihrer Kollegen und die auch bereit sind, in diesem Rahmen so etwas wie Medienkritik zu üben (unsere Medien sind ja grundsätzlich nicht unkritisch und verstehen es oft gesellschaftliche Phänomene etc. mit scharfer Feder bzw. Worten anzuprangern; Nur wenn es um sie selbst geht, tun sie sich mitunter schwer mit sowas). Naja, lange Rede kurzer Sinn, lest euch auf jeden Fall mal diesen Artikel von Stephan Scheuer durch, alles was er schreibt kann ich auch so unterschreiben.
Das Schöne an seinem Beitrag: Er suggeriert nichts in die eine oder andere Richtung, sondern macht das, was journalistische Texte eigentlich tun sollten: Er ordnet Informationen ein und bietet Hintergründe. Er lässt der Geschichte ihren Raum, macht nicht mehr daraus, als es ist und versucht nicht irgendwelche hochtrabenden Analysen daraus abzuleiten.
Das mag zwar weniger „sexy“ sein, als eine Story mit einem grausamen mordenden Diktator mit 120 hungrigen Hunde, aber da ich der Ansicht bin, dass „sexieness“ bei Inhalten und Überschriften nicht das oberste Kriterium journalistischer Arbeit sein sollte und gehöre daher zu denen, die solche Artikel wohltuend finden.
Ich hoffe auch einfach mal, dass ihr nicht zu den Leuten gehört, die das anders sehen, denn dann wärt ihr auf diesem Blog vermutlich leider falsch und solltet hier, hier oder hier weiterlesen (allerdings könnt ihr euch dafür dann vielleicht merken, dass die spektakulären, obskuren und „irren“ Storys meistens nicht unbedingt wahr sind).

Warum ich unkritische Berichterstattung zu Nordkorea verwerflich finde

Ich will jetzt nicht lange mit irgendeiner Art von moralischem Zeigefinger rumwinken, denn ich habe ja schon oft genug darauf hingewiesen, wie vorsichtig man mit Medienberichten zu Nordkorea umgehen muss. Denn leider machen sich es Medienvertreter allzuoft allzuleicht, übernehmen irgendwelche Gerüchte und halbseidenen Informationen, drehen sie dann so lange vorwärts, rückwärts, kreuz und quer durch die Medienmaschinerie, bis sie selbst glauben, das Gerücht sei wahr.
Natürlich gibt Nordkorea für ein solches Verhalten das ideale „Opfer“ ab, denn die informative Abschottung, die teils tatsächlich obskure Propaganda und das damit verbundene vergleichsweise lückenhafte gesicherte Faktenwissen über das Land laden dazu ein, einfach irgendetwas zu schreiben, Wiederspruch kommt ja eh nicht und da man ja weiß, dass das Regime böse ist, trifft es immer den Richtigen, selbst wenn das was man da über Nordkorea geschrieben oder gesagt hat, nicht so ganz der Wahrheit entspricht.
Nur dumm, dass damit eigentlich niemandem geholfen ist, außer vielleicht ein paar Journalisten, die mit wenig Aufwand viele Klicks erzeugt oder Zeilen gefüllt haben. Denn was wir als Leser  bekommen haben ist nur das Gefühl informiert worden zu sein, nicht aber echte Information oder Wissen. Noch schlimmer ist dabei, dass nicht nur wir kleinen Lichter Zeitung lesen, sondern auch diejenigen, die entscheiden dürfen. Auch die richten sich mitunter nach dem, von dem sie glauben, dass es sich um echte Informationen handelt. Wenn aber Politik auf Basis falscher Informationen gemacht wird, nur weil irgendwelche Medienschaffenden denken, dass es schon nicht so schlimm sein wird, wenn man ungeprüfte Gerüchte über Nordkorea (oder irgendein anderes Thema) publiziert, dann bin als Bürger damit nicht einverstanden und würde mir ein bisschen mehr Verantwortungsbewusstsein der Betreffenden wünschen.

Ist die Hundegeschichte wahr?

Und was ist jetzt mit der Hundegeschichte? Kann die nicht doch wahr sein? Klar kann sie wahr sein! Ich glaube das nicht und verweise euch einfach an den oben verlinkten Artikel, aber auch hierher, hierher und hierher und möchte euch darauf aufmerksam machen, dass ziemlich vieles wahr sein kann, weil man ziemlich weniges selbst nachprüfen kann (das betrifft übrigens nicht nur Nordkorea. So funktionieren Verschwörungstheorien). Es könnte auch gut sein, dass Kim Jong Un ein rosa-Meerschweinchen-Fetischist ist und zu diesem Zweck ein Expertenteam syrischer Meerschweinezüchter mitsamt 146 hochgezüchteten Meerschweinen hat einfliegen lassen (hierdurch erklärt sich übrigens die Präsenz nordkoreanischer Militärangehöriger im syrischen Bürgerkrieg: Sie schützen essentielle Meerschweinezuchteinrichtungen und sichern die Evakuierung der Experten ab). Klingt unwahrscheinlich? Klar! Aber beweist mir doch mal das Gegenteil! Könnt ihr nicht! Seht ihr: Und ich würde euch gerne die Belege für die Meerschweinegeschichte liefern, aber weil das Regime so intransparent, irre und böse ist kann ich das leider nicht.
Naja, und das ist das Motto nach dem ein beachtlicher Teil der Nordkorea-Storys funktioniert. Aber weil ihr ja hier regelmäßig mitlest wisst ihr natürlich Bescheid und geht deshalb gerade mit den Geschichten, die am spektakulärsten klingen auch am vorsichtigsten um und das ist auch gut so…

Guten Rutsch und frohes neues Jahr…


Ach immer diese stressige Freizeit. Ich dachte ja, ich komme noch dazu, heute nen kleinen Rückblick auf die ersten beiden Jahre mit Kim Jong Un zu werfen. Werde ich wohl auf nächstes Jahr verschieben müssen. Bis dahin euch allen nen guten Rutsch und ein erfolgreiches (gesundes, gutes und was man sich sonst noch so wünschen kann…) neues Jahr. Aber Vorsicht mit den Raketen… Kann ins Auge gehen…

Kim Jong Un Böller

Und solltet ihr noch Neujahrsgrüße zu entbieten haben: Versucht’s doch mal hiermit.

Ansonsten habt ihr ja vielleicht Freude an dieser scheußlichen Propaganda aus dem Reich des Bösen. Hier ein kleines Best-Of.

Nagut, wir sehen/hören/lesen uns nächstes Jahr wieder.

Kerry an Kim: „Weißt du noch: Saddam…“ — Paranoia angefeuert


Wer sich hin und wieder mal was über Nordkorea und seiner Außenpolitik, vor allem gegenüber den USA liest, der wird ganzschön häufig das Wort „paranoid“ vorfinden. Das meint in der gewöhnlichen Erzählung, dass die nordkoreanische Führung getrieben von einer unbegründeten Angst, die USA als bedrohlichen Feind sieht. Diese vermutete Paranoia, bzw. das mangelnde Vertrauen, werden auch von den USA so wahrgenommen und mitunter als Hindernis für eine Verständigung mit Nordkorea gesehen.

Kerry an Kim: „Du erinnerst mich an Saddam…“

Umso verwunderter war ich als ich diese Aussagen hier vom US-Außenminister John Kerry gehört habe (so ungefähr ab 2:20).

Da sagt zieht er nämlich direkte Parallelen zwischen Kim Jong Un und Saddam Hussein. Er beschreibt, dass ihn das Vorgehen Kims beim Sturz Jang Song-thaeks Saddam Hussein erinnere. Saddam habe auch Einzelne aus einer großen Gruppe heraus verhaften lassen und so Angst in der Gruppe verbreitet. Dies sei die Natur des Regimes in Pjöngjang und das müsse man beim Umgang mit Nordkorea einbeziehen.

Ein Statement: Nehmt euch in Acht

Dieser Vergleich an sich liegt zwar nicht extrem fern, aber dass Kerry ihn hier gezogen hat, ist trotzdem interessant. Die Kommunikationssituation hat dieses Beispiel in keiner Weise verlangt. Er hätte auch ohne dieses Beispiel oder mit dem üblichen „Stalinismus-Bezug“ erklären können, was er davon hielt. Stattdessen kam dieser Saddam-Vergleich. Das ist doch interessant. Besonders wenn man überlegt, was dieser Vergleich für kontextuelle Bezüge herstellt. Ihr werdet euch erinnern, was mit Saddam Hussein passiert ist und wer dafür verantwortlich war? Naja und deshalb kann man Kerrys Aussage durchaus als Statement verstehen. Besonders weil er anschließend noch  bekräftigt hat, dass dies (also ein Vorgehen, wie man es von Saddam kannte) die Natur des nordkoreanischen Regimes sei und dass man diese Natur beim Umgang mit Nordkorea auf der Rechnung haben müsse. Das letzte Mal, dass die USA so eine Natur auf der Rechnung hatten, war das Ende für die Betroffenen nicht gut.

Die Paranoia Pjöngjangs: Nicht völlig gegenstandslos

Kerry ist sich wohl der Paranoia des Regimes in Pjöngjang durchaus bewusst und vermutlich weiß er auch ganz genau, dass die nordkoreanische Führung nur weniges lieber tut, als Worte aus Washington und Seoul auf Goldwaagen zu legen und paranoid zu interpretieren. Und wenn dieser Kommentar Kerrys mal nicht dazu einlädt, dann weiß ich es auch nicht. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass man aus Kerrys Worten bzw. ihrem Kontext eine bewusste, aber blumige Drohung herauslesen kann. Und da ist dann die Frage: Ist jemand paranoid, wenn er tatsächlich bedroht wird?
Kerry würde wohl sagen: Wenn er nur glaubt, dass er bedroht wird ist er Paranoid. Ich habe ja nur ein Beispiel genannt, das mir gerade in den Sinn kam. Aber dass hochrangige Vertreter der USA in einem offensichtlich abgesprochenen Interview einfach mal vor sich hinplappern was ihnen in den Sinn kommt, daran will ich nicht so recht glauben. Vor allem wenn man daran denkt, dass auch in der Vergangenheit verbale Äußerungen an Nordkorea adressiert waren, die im Zusammenhang mit dem Irakkrieg zu lesen sind und die ganz klar Drohungen darstellten. (Meine These ist ja nach wie vor, dass George W. Bush die „Achse des Bösen“ mit ihrer verbalen Konstruktion in der tatsächlichen Welt schuf. Hier nachzulesen.) Aber auch darüber hinaus haben die Nordkoreaner durchaus Anlass, sowohl mit Drohungen, als auch mit Lockungen der USA vorsichtig umzugehen. Dass sie aus dem Fall Libyen Lehrern gezogen haben, haben sie oft genug gesagt. Wenn man sich selbst dann in einer ähnlichen historischen Konstellation sieht, dann kann man daraus durchaus die einfache Lehre ziehen, den USA im Zweifel nicht zu trauen.

Wozu die Übung?

Aber das ist ja alles bekannt. Interessant finde ich nun nur, dass die USA nicht wie sonst meist versuchen, die — egal ob begründete oder unbegründete — Paranoia Nordkoreas zu entkräften, sondern sie stattdessen noch befeuern. Warum macht man sowas? Weiß ich nicht so genau, aber vielleicht ist die Einschätzung der USA tatsächlich die, dass sich das Regime in Pjöngjang momentan in einer fragilen internen Situation befindet und bei Kim und seiner Gefolgschaft große Unsicherheit herrscht. Vielleicht denkt man sich, dass es in dieser Situation interessant sein könnte, dem Regime noch mehr Stress zuzufügen um mal zu sehen, wie das wirkt. Man wirft quasi einen Stein ins Wasser und guckt,  ob der ordentlich hohe Wellen schlägt. Vielleicht ist man sich auch überhaupt nicht sicher, was der Hintergrund der Ereignisse um Jang Song-thaeks Hinrichtung ist und man hat nur einen Testballon gestartet. So kann man gucken, ob es eine Reaktion aus Pjöngjang gibt, die den eigenen Erwartungen entspricht oder nicht. Wenn die Reaktion anders ausfällt, dann lässt sich daraus der Schluss ziehen, dass irgendwas im Busch ist. Wenn nicht, dann hat man eben die Paranoia des Regimes ein bisschen befeuert, aber da die bilateralen Beziehungen beider Staaten momentan ohnehin auf dem Nullpunkt sind, ändert das nicht besonders viel.

Wer das Moral bemüht, sollte nicht mit Drohnen schießen!

Mal ganz abgesehen davon habe ich auch noch was anderes gedacht, als ich die Berichte über die Empörung aus den USA gelesen habe: Ich stelle mir nämlich durchaus die Frage, ob irgendwer, der der US-Regierung angehört in der Position ist, moralische Kategorien aufzurufen. Ich will jetzt nicht in die von Nordkoreafans gerne gemachte Übung des Aufrechnens verfallen, bei der die Verbrechen der USA in der Vergangenheit genutzt werden, um Verbrechen Nordkoreas in der Gegenwart zu relativieren, aber ich frage mich, ob es nicht Verbrechen der USA in der Gegenwart fragwürdig machen, über Verbrechen anderer in der Gegenwart zu urteilen. Das gute alte Glashaus kennt ihr ja alle. Ich meine, worüber können sich die USA empören?
Über eine Hinrichtung? Gehört in den USA zur Rechtspraxis. Ok. Man könnte hinzufügen, dass der Prozess den Jang bekam mehr als fragwürdig war. Aber die USA richten regelmäßig Menschen hin, ohne dass die einen Prozess bekommen. Ok, das sind (meistens) keine US-Bürger, aber das war Jang ja auch nicht. Was bleibt dann noch an Empörung? Hm, Jang war hochrangig.
Und stimmt! Die USA haben vermutlich noch nie einen hochrangigen US-Bürger hingerichtet, aber das allein finde ich als Grundlage moralischer Empörung gleichermaßen fragwürdig wie dünn. Das heißt nicht, dass ich den USA für alle Zeiten das Recht absprechen will, moralische Werte geltend zu machen. Aber wenn man sie nicht an sich selbst anlegt, sondern nur an andere, dann — und da liege ich bedenklicherweise mit der nordkoreanischen Propaganda auf einer Linie —  dann ist das Doppelmoral und Heuchelei.

Jang Song-thaeks Hinrichtung: Konkrete Vorwürfe und ihre Funktionen


Heute schreibt und spricht ja jeder zur Hinrichtung Jang Song-thaeks und den Auswirkungen dieses Ereignisses. Dabei weiß man nicht vielmehr als gestern und die Tage davor. Das einzige Dokument, das möglicherweise Neuigkeiten enthält, ist der Bericht zum Prozess gegen Jang. Den habe ich mir mal angeguckt und alle enthaltenen Vorwürfe aufgelistet. Hier hat NK Leadership Watch den Text samt kurzem eigenen Kommentar und Bildern zur Verfügung gestellt.

Der zentrale Vorwurf war dabei ganz klar:

  • die Gründung einer modernen Splittergruppe, deren Chef er seit langem war. Diese sollte den Staat umstürzen und die absolute Macht in Staat und Partei ergreifen.

Diesem Vorwurf ordnen sich alle anderen Beschuldigungen unter. Entweder indem sie zum Beleg seiner Verwerflichkeit genommen werden, oder indem sie direkt mit diesem Umsturzversuch in Verbindung gebracht werden. Seine Verwerflichkeit drückt sich in seiner moralischen Schwäche aus:

  • Er hatte das Vertrauen aller drei Kims, am meisten jedoch Kim Jong Uns. Dieses Vertrauen missbrauchte er schändlich.
  • Unter Kim Il Sung und Kim Jong Il wagte er es nicht, sein wahres Gesicht zu zeigen. Jedoch glaubte er mit dem Machtwechsel zu Kim Jong Un, seine Zeit sei gekommen.

Dementsprechend begann er dann, die Vorbereitungen seines Umsturzes voranzutreiben:

  • Er sabotierte offen und Verdeckt die Nachfolge Kim Jong Uns.
  • Als Kim Jong Un zum stellvertretenden Vorsitzenden der Zentralen Militärkommission gemacht wurde, applaudierte er nur halbherzig.

Schon solche Beobachtungen werden in den Kontext der Machtpläne gesetzt:

  • Jang gab zu, dass er sich so verhielt, um die Konsolidierung des Führungssystems Kim Jong Un zu sabotieren, damit er später einfacher die Macht in Partei und Staat ergreifen könnte.

Vor allem aber wird wiederholt kritisiert, dass er sich mit Kim Jong Un gleichsetzte und dass er eine Gruppe um sich scharte.

  • Jang versuchte sich im Rahmen der Vor-Ort-Anleitungen Kim Jong Uns als jemand besonderes zu präsentieren, der gleichwertig mit Kim Jong Un sei.
  • Um eine Gruppe aufzubauen, holte Jang Personen in seine Abteilung des Zentralkomitees der PdAK, die gegen die Führung waren und zum Teil wegen Befehlsverweigerung ernsthaft bestraft worden waren.
  • Er fügte der Jugend als Mitglied einer Gruppe, die von Feinden bestochen war, Schaden zu.
  • Jang ließ in wenigen Jahren Vertrauten und Schmeichler, die wegen eines ernsthaften Falls der Befehlsverweigerung gefeuert worden waren, in seine Abteilung. Er herrschte über sie als heiliges und nicht angreifbares Wesen.

Als ein weiteres zentrales Element seines Planes wird die Ausweitung administrativer Kompetenzen dargestellt:

  • Er versuchte Aufgaben des Landes unter seine Kontrolle zu bringen, indem er die Mitarbeiter seiner Abteilung ausweitete und seine Tentakel nach Ministerien und anderen Institutionen ausstreckte.

Allerdings geht sehr viel Kritik in die Richtung, dass er nicht die notwendige Unterwürfigkeit und Unterordnung an den Tag gelegt habe.

  • Er verhinderte die Errichtung eines Mosaiks, das Kim Il Sung und Kim Jong Il darstellte und verneinte die einmütige Anfrage einer Einheit der Sicherheitskräfte, den Inhalt eines unterschriebenen Briefs Kim Jong Uns in einen Granitblock zu meißeln und vor seinem Kommandogebäude zu errichten. Jang ließ es in einer schattigen Ecke aufstellen.
  • Er verneinte systematisch die politische Linie der Partei und erweckte so den Eindruck, er sei jemand besonderes, der über den Entscheidungen der Partei stehe.
  • Er verteilte Geschenke, die für Loyalität für Partei und Führer verteilt wurde an seine Vertrauten und strich dafür den Respekt ein.
  • Er ließ sich von seinen Schmeichlern und seiner Abteilung „Genosse Nr. 1“ nennen.
  • Er errichtete ein heterogenes Arbeitssystem und was er sagte galt mehr als die Parteipolitik.

Interessant ist der Vorwurf, er habe sich in die Kompetenzen des Kabinetts eingemischt, aber auch

  • Mit der Idee, als erster Schritt seiner Machtübernahme Regierungschef zu werden, ließ er seine Abteilung die Kontrolle über zentrale Bereiche der Wirtschaft übernehmen. So wollte er die Wirtschaft in ein Chaos stürzen. Jang übernahm Aufgaben des Kabinetts und verhinderte so, dass es seine Arbeit richtig machen konnte. Dazu gehören das Aufstellen von Einheiten für den Außenhandel, die Devisengewinnung und die Verteilung von Aufenthaltsgenehmigungen.
  • Als er der Partei einen falschen Bericht erstattete und die Genossen anmerkten, dass das dem von Kim Il Sung und Kim Jong Il erarbeiteten Baugesetz widerspreche meinte er nur: „Die Umformulierung des Baugesetzes würde dieses Problem lösen.“

Ausgestattet mit diesen Kompetenzen, aber auch schon vorher, sollte die Wirtschaft ins Chaos gestürzt werden:

  • Er störte Baumaßnahmen in Pjöngjang, indem er Arbeiter und Material an seine Vertrauten weiterreichte, die so Geld verdienten.
  • Er beauftragte seine Vertrauten, Kohle und andere Ressourcen zu verkaufen. Deshalb waren sie hoch verschuldet. Um die Schulden zu begleichen verpachtete Jang einen Teil der Rason SWZ für fünf Jahrzehnte an ein anderes Land.
  • Auf Jangs Befehl hin wurden hunderte von Milliarden Won gedruckt. So verursachte er 2009 ein ökonomisches Chaos. Mit dem Geld wurde unter anderem Korruption finanziert.
  • Außerdem kaufte eine von ihm aufgebaute geheime Organisation im Widerspruch zum Gesetz wichtige Metalle und verursachte so Chaos im staatlichen Finanzsystem.

Er persönlich missbrauchte Mittel und verhielt sich unmoralisch:

  • Er führte ein dekadentes Leben und verteilte seit 2009 alle Arten von pornographischen Bildern unter seinen Vertrauten. Allein 2009 gab er 4,6 Millionen Euro in einem ausländischen Casino.

Seine Umsturzpläne reichten bis ins Militär:

  • Jang versuchte in der Armee Einfluss zu gewinnen um einen Putsch durchzuführen.

Abschließend wird er zu seinen konkreten Plänen zitiert:

  • Er wird zitiert, dass er Unzufriedenheit schüren wollte, um einen Putsch gegen Kim Jong Un auszulösen.
  • Er habe Leute angesprochen, die seit längerem in Positionen seien, da er die jüngst beförderten nicht kenne. Er dachte die Armee würde putschen, wenn die Lebensbedingungen von Volk und Soldaten sich weiter verschlechterten. Er zählte auf seine Vertrauten und versuchte die Organe der Volkssicherheit für sich zu gewinnen. Außerdem versuchte er andere zu gewinnen.
  • Er wollte nachdem er die Wirtschaft zugrunde gerichtet hatte Premier werden, dann mit Mitteln, die er auf unterschiedliche Weise gehortet hatte die Probleme  bei den Lebensumständen der Menschen lösen, so dass Bevölkerung und Militär „Hurra!“ schreien würden und der Putsch einfach umzusetzen wäre.
  • Durch sein Image als „Reformer“ würde er vom Ausland schnell Hilfe bekommen.

Aufgrund dieses „Umsturzplanes“ wurde er von der Sonderkommission schuldig gesprochen und hingerichtet.

Dieser gesamte Bericht enthält viele Komponenten, die verschiedene Funktionen erfüllen dürften. Ich versuche mal kurz die unterschiedlichen Funktionen, die ich sehe, zu erläutern:

  1. Rechtfertigung der Hinrichtung: Jang hat sowohl moralisch, als auch in der Realität gegen das Wertsystem der DVRK verstoßen. Er hat das Vertrauen der Führer missbraucht und er hat gegen das hierarchische Normsystem verstoßen. Außerdem hat er Volksvermögen verprasst und dem Volk geschadet, indem er gezielt seinen Lebensstandard verschlechtert hat.
  2. Klarstellung des Regelsystems: Jeder der nicht genug applaudiert, der sich eigene Netzwerke aufbaut, der sich mit dem Führer auf einer Ebene wähnt, der sich politischen Vorgaben der Partei aktiv oder passiv widersetz oder den Führerkult kritisiert ist verdächtig. Also sollte man als Teil der Führung all diese Regeln mit allen daraus ableitbaren Konsequenzen lieber befolgen.
  3. Stabilisierung der absoluten Führung Kim Jong Uns: Wer ein Netzwerk oder eine Gruppe bildet, gerät ins Blickfeld der Führung und steht potentiell auf der Abschussliste. Ohne Gruppenbildung bleibt das System leicht zu kontrollieren, denn ein alleinstehender Widerständler hat kaum die Möglichkeit, etwas zu unternehmen. Außerdem prüft und kontrolliert sich aktuell jeder noch stärker auf abweichendes Verhalten.
  4. Maßnahmen gegen ältere Generationen werden gerechtfertigt: Wenn Jang sagt (bzw. man Jang sagen lässt…) in den älteren Generationen habe es Leute gegeben, die er ansprechen wollte und die jüngeren kenne er nicht und wenn es im Unklaren belassen wird, wen er alles für seinen Putsch gewinnen wollte, dann ist klar, dass es unter den Älteren weitere Mitglieder der Jang-Gruppe geben könnte. Jüngeren kann man dagegen vertrauen. Kim Jong Un setzt seine eigenen Vertrauten ein und wenn es Konflikte gibt, weil hierarchisch eigentlich Ältere dran wären, dann kann immer das Vertrauensargument gezogen werden. Außerdem werden sich jetzt wohl alle älteren besonders bemühen, ihr Vertrauen zu beweisen.
  5. Ich sehe hier Anzeichen, die gegen reformerische Ideen und Öffnung sprechen. Die Errichtung eines Mosaiks dem wirtschaftlichen Arbeiten in einer Fabrik vorzuziehen zeigt klar die Präferenz: Personenkult geht vor wirtschaftlicher Entwicklung. Vor allem zeigt aber die Denunziation Jangs als „Reformer“ und die Kritik an Maßnahmen zur Öffnung (verpachten von Land in der SWZ Rason), dass man diesem Weg kritisch gegenübersteht. Diejenigen, die sich für Öffnung einsetzen oder Zusammenarbeit mit dem Ausland werden vermutlich wesentlich vorsichtiger werden.
  6. Es wird ein Sündenbock konstruiert, der an allem, was in den letzten Jahren schiefging, Schuld ist: Keine Verbesserung der Lebensumstände? Jang war’s! Inflation? Jang war’s! Stillstand auf Baustellen? Jang war’s! Korruption? Jang war’s! Ausverkauf von Ressourcen? Jang war’s! Alles klar? Wenn es in den letzten Jahren Probleme gab, ist der Schuldige gefunden.
  7. Entlastung der eigentlich Verantwortlichen: Den Punkt, dass Jang sich in die Kompetenzen des Kabinetts gemischt haben soll finde ich spannend, denn damit nimmt man diejenigen, die offensichtlich die Misere im Land nicht behoben haben aus der Schusslinie, sie konnten ja ihre Arbeit nicht richtig machen. Damit sind sie aber ab jetzt so richtig in der Pflicht.
  8. Trennung der Sphären und Verantwortlichkeiten: Jeder soll das machen, was seiner Aufgabenzuschreibung entspricht. Mischt sich eine Abteilung der Partei in die Wirtschaftspolitik, kann dies Verdacht erwecken. Vielleicht ist das übertragbar. Zum Beispiel denke ich da an wirtschaftliche Aktivitäten des Militärs. Generell ist jedenfalls eine klare Funktionstrennung ein gutes Mittel gegen Machtanhäufung.

Vermutlich enthält der Subtext noch einiges mehr, aber dafür muss man sich wohl weitaus besser mit Kultur und Gesellschaft dort auskennen und wohl auch den Originaltext lesen. Aber schon interessant, wieviel hier wirklich drinsteckt und wie wenig manche Medien daraus machen. Ich meine was soll das denn, als Hauptgrund für den Sturz immernoch Korruption und Frauengeschichten anzugeben. Das läuft hier unter „weiteres“ und dient nur als Beleg für seine moralische Verkommenheit. Auch die Verweise auf einen „Militärputsch“ oder auf Kim Jong Un als Reformer finde ich sehr fragwürdig, denn die Hinweise darauf müssen sich aus irgendwas ergeben, jedenfalls nicht aus den Informationen, die aus Nordkorea kommen. Und man sollte nicht in der selbstüberschätzenden Idee an die Sache rangehen, dass die nordkoreanische Propaganda diese Texte in erster Linie für den Westen konstruiert. Da steckt vielleicht die eine oder andere Botschaft drin, aber der überwiegende Teil der Informationen adressiert die Nordkoreaner selbst.

Ein(ig)e Frage(n) des Timings — Jang Song-thaeks Sturz betrachtet vor seinem zeitlichen Ablauf


Eben stand ich unter der Dusche und da ist mir eine Frage zum Fall Jang Song-thaek eingefallen, der ich gleich nach der Beendigung meiner Waschung (hm, hat einen komischen Klang das Wort. Irgendwie morbide…) nachgegangen bin. Und zwar habe ich mir die Frage gestellt, ob der Sturz Jang Song-thaeks vom Timing her funktioniert hat, bzw. wie das alles funktioniert hat.
Der Hintergrund: Der südkoreanische Geheimdienst und in der Folge so ziemlich alle westlichen Medien haben am vergangenen Dienstag dem 3. Dezember darüber berichtet, dass eine Säuberung gegen Jang stattgefunden habe. Der Bericht von KCNA, der das bestätigt hat, kam allerdings erst gestern, am Montag dem 9. Dezember, also sechs Tage später.
Ich habe in meinem Beitrag gestern alles Mögliche analysiert und zwischen den Zeilen gelesen, aber auf die Daten habe ich nicht geguckt. Deshalb war ich gespannt, welche Zeitangaben die nordkoreanischen Medien zu dem Vorgehen genannt haben. Und tatsächlich ist in dem Artikel zu lesen, dass Jang Song-thaek auf einer Sitzung des Politbüros des ZK der PdAK am 8. Dezember gestürzt wurde. Die Bilder auf denen Jang öffentlichkeitswirksam abgeführt wurde, kennt ihr mittlerweile ja vermutlich alle. Naja und damit hat die Antwort auf meine Frage einige weiter Fragen aufgeworfen:

Was passierte an den Tagen zwischen 3. Und 8. Dezember ab?

Denn wenn die Sitzung am 8. Dezember stattfand und der südkoreanische Geheimdienst schon am 3. Dezember darüber bescheidwusste, dass Jang gestürzt worden war, dann stelle ich mir die Frage, was an den Tagen zwischen dem 3. und dem 8. Dezember passiert ist. Ich meine Jang saß bestimmt nicht zuhause in seinem Büro, ging seinen Alltagsgeschäften nach und als er im Pressespiegel las, dass gegen ihn eine Säuberung im Gang war, ließ er sich von seinem Neffen bestätigen, dass alles in bester Ordnung sei.
Er muss schon festgesessen haben und vermutlich war gerade, als in Südkorea die Geschichte aufs Tableau kam, die Säuberung im Norden in vollen Gängen oder schon weitgehend abgeschlossen.
Wenn er aber schon festgesessen hat, dann war die Meldung die die südkoreanischen Dienste da in die Finger bekamen alles andere als brandheiß. Eher lauwarm. Vielleicht sogar bewusst durchsickern gelassen. Immerhin hat man das ganze davor einige Tage oder Wochen unter der Decke gehalten. Also wie kam es dazu, dass die Meldung durchgesickert ist? Und wer wusste zu diesem Zeitpunkt in Pjöngjang schon Bescheid? Denn innerhalb der Eliten wird doch schon aufgefallen sein, wenn bestimmte Leute nach und nach von der Bildfläche verschwunden sind.

An wen ist die Inszenierung des Sturzes gerichtet?

Die Frage die sich aus der Erkenntnis, dass Jang natürlich schon festsaß ergibt, ist, was die Zielrichtung dieses öffentlichen Sturzes war? Für wen wurde das inszeniert? Für die Bevölkerung? Für uns? War dieser Akt eine Reaktion auf die Berichte in den westlichen Medien, entsprach die Berichterstattung in den westlichen Medien dem Drehbuch Pjöngjangs (weil die Info gezielt lanciert wurde) oder lief das Vorgehen der nordkoreanischen Führung vollkommen unabhängig von der westlichen Berichterstattung ab?
Ich weiß es nicht, tendiere aber zur ersten These: Dadurch, dass in den westlichen Medien über die Säuberung berichtet wurde, sickerte die Information nach und nach auch in alle Bereiche der nordkoreanischen Führung durch. Das Überraschungsmoment war verloren und man musste schnell Gerüchten vorbeugen. Also zeigte man öffentlichkeitswirksam, dass Jangs Entmachtung absolut war und dass sein Netzwerk ausgehebelt ist. Das wäre die Botschaft nach innen.
Aber enthält das Ganze auch eine Botschaft nach außen? Ich weiß es nicht, aber ich bezweifle es. Normalerweise werden sensible (oder als sensibel erachtete) Sicherheitsfragen rigide und ohne jegliche Rücksicht auf die Außenwelt umgesetzt (siehe z.B. auch Atomtests etc.). Vielleicht wurde die Inszenierung in Teilen mit einer Botschaft nach außen versehen, aber selbst das glaube ich nicht. Ich glaube das ging alles als Botschaft an die eigenen Leute.

Wie lief die Inszenierung organisatorisch ab?

Aber auch im Zusammenhang mit der Inszenierung habe ich noch Fragen. Wenn man sich den Mann, der neben Jang Song-thaek saß (im Video etwa ab 7:55) anguckt, dann zeigt der ganz eindeutige Zeichen von einer möglichst demonstrativen Abwendung, vielleicht sogar Ekel. Drumherum gucken die Leute teils ein bisschen interessiert, teils aber auch ganz verängstigt nach unten (übrigens gibt es in den Kommentaren zu meinem Beitrag von gestern einige sehr spannende Beobachtungen zu den Bildern und dem Sachverhalt insgesamt und natürlich die Links zu den vollständigen KCTV-Berichten, danke dafür an die Kommentatoren). Was ich mich frage: Wie läuft die Inszenierung in der Praxis ab? Wissen vorher alle Bescheid: Heute wird Jang, der eh schon seit Wochen im Knast sitzt öffentlich niedergemacht. Oder wissen nur ein paar Eingeweihte Bescheid und die armen Leute, die um ihn rum sitzen wundern sich nur, warum er nicht an anderer Stelle sitzt? Oder wissen alle Bescheid und er wird extra zum „Fotoshooting“ reingebracht, hingesetzt und dann gleich wieder öffentlichkeitswirksam abgeführt? Keine Ahnung!
Aber dieses Vorgehen signalisiert für mich eine absolute Kontrolle der Führung. Die Säuberung war zu dem Zeitpunkt schon so weit abgeschlossen, dass man das, egal in welcher Spielart durchziehen konnte, ohne sich Sorgen zu machen, dass es Aufruhr gibt oder so.
Auch die Tatsache, dass nur von der Flucht einer einzigen Person aus dem Umfeld Jangs berichtet wird, deutet darauf hin, dass die gesamte Aktion straff durchorganisiert war.

Wie weiter mit Jang?

Bleibt die Frage, wie es mit Jang weitergeht. Es gibt ja bereits Berichte über seine Hinrichtung, was einerseits naheliegend wäre, im Sinne von jeglichen Widerstand schnell beenden, indem die Führungsfigur und damit die Perspektive geraubt wird. Bei einer solchen Lesart wäre sein inszenierter Sturz quasi der Schauprozess gewesen, auf den die Hinrichtung unmittelbar folgt.
Andererseits fände ich es abwegig, Jang Tage oder Wochenlang eingekerkert zu lassen um dann plötzlich den Drang zur Eile zu verspüren. Ich meine die Sitzung des Politbüros hat ja wie gesagt maximale Kontrolle demonstriert und sollte vermutlich auch maximale Angst bei eventuellen Sympathisanten verbreiten. Warum dann nicht noch mehr Kontrolle und Macht demonstrieren, indem man seinen Prozess und seine Hinrichtung zu einer einzigen Machtdemonstration macht? Mit meiner gesamten Wahrnehmung des Sachverhaltes wäre es eher konsistent, wenn es in nächster Zeit zumindest einen großangelegten öffentlichen Prozess geben würde.

Warum sich in hochtrabende Analysen ergehen, wenn die einfachen Fragen schon so naheliegen?

Naja, alles in allem finde ich es jedenfalls spannend, dass über alle möglichen Aspekte im Zusammenhang mit Jangs Sturz Analysen angestellt werden, aber sich niemand über den konkreten Zeitablauf Gedanken macht. Denn mal ganz ehrlich: Über die konkreten Zusammenhänge und Vorgänge die  dahinterstehen weiß man sehr wenig, aber der Zeitablauf ist offensichtlich und daraus lässt sich einiges ablesen. Es war jedenfalls keine Überraschungsaktion und zu dem Zeitpunkt, als Jang vor Kameras und versammelten Politbüro abgeführt wurde, war sein Schicksal schon lange entschieden. Es war ein kontrollierter und abgestimmter Vorgang. Zumindest eine Woche vor Jangs offizieller Festsetzung mussten recht viele Leute gewusst haben, dass etwas im Busch ist und seitdem müssen all diese Leute ein Stück weit Geschauspielert haben. Sowas klappt nicht, wenn ein offener oder halboffener Konflikt ausgetragen wird. Aber wir werden sehen. Daraus, ob von Jang nochmal die Rede sein wird und ob Kims Tante Kim Kyong-hui jetzt auch von der Bildfläche verschwindet, werden wir wohl einiges über die Hintergründe des Sturzes erfahren. Aber bis dahin ist noch etwas Geduld nötig.

Nordkoreas Säuberung gegen Jang Song-thaek: Was die KCNA-Meldung über die Hintergründe verrät


Heute Morgen bestätigte die nordkoreanische Führung die Absetzung der faktischen Nummer zwei im Staat, von Kim Jong Uns Onkel Jang Song-thaek. Damit bestätigt sich, was bereits seit einigen Tagen (auch von mir) vermutet wurde.
In einer recht ausführlichen KCNA-Meldung werden die Gründe für Jangs Ausschaltung ziemlich umfassend und auch detailliert dargelegt. Weil ich den gesamten Vorgang für ein entscheidendes Ereignis in der jüngeren nordkoreanischen Geschichte und für ein hoch riskantes Manöver halte, das vermutlich noch nicht abgeschlossen ist, will ich mich der Begründung für diese politische Säuberung gegen Jang Song-thaek etwas näher widmen. Hier zuerstmal der gesamte und wie gesagt recht lange Text zum nachlesen, ich werde mir ein paar Stellen herausgreifen, die ich besonders wichtig oder exemplarisch finde und sie übersetzten.

Wenn ihr keine Lust habt, dass zu lesen wollt ihr es vielleicht hören? Hier ein Mitschnitt (auch Englisch) von der der Voice of Korea:

Report on Enlarged Meeting of Political Bureau of Central Committee of WPK

Pyongyang, December 9 (KCNA) — A report on the enlarged meeting of the Political Bureau of the Central Committee of the Workers‘ Party of Korea (WPK) was released on December 8.
    The following is the full text of the report:
    An enlarged meeting of the Political Bureau of the Central Committee of the WPK was held in Pyongyang, the capital of the revolution, on Dec. 8.
    Respected Comrade

Kim Jong Un, first secretary of the WPK, guided the meeting.
    Present there were members and alternate members of the Political Bureau of the Central Committee of the WPK.
    Leading officials of the Central Committee of the WPK, provincial party committees and armed forces organs attended it as observers.
    Our party members, service personnel and all other people have made energetic efforts to implement the behests of leader Kim Jong Il, entrusting their destiny entirely to Kim Jong Un and getting united close around the Central Committee of the WPK since the demise of Kim Jong Il, the greatest loss to the nation.
    In this historic period for carrying forward the revolutionary cause of Juche the chance elements and alien elements who had made their ways into the party committed such anti-party, counter-revolutionary factional acts as expanding their forces through factional moves and daring challenge the party, while attempting to undermine the unitary leadership of the party.
    In this connection, the Political Bureau of the C.C., the WPK convened its enlarged meeting and discussed the issue related to the anti-party, counter-revolutionary factional acts committed by Jang Song Thaek.
    The meeting, to begin with, fully laid bare the anti-party, counter-revolutionary factional acts of Jang Song Thaek and their harmfulness and reactionary nature.
    It is the immutable truth proved by the nearly 70-year-long history of the WPK that the party can preserve its revolutionary nature as the party of the leader and fulfill its historic mission only when it firmly ensures its unity and cohesion based on the monolithic idea and the unitary center of leadership.
    The entire party, whole army and all people are dynamically advancing toward the final victory in the drive for the building of a thriving nation, meeting all challenges of history and resolutely foiling the desperate moves of the enemies of the revolution under the leadership of Kim Jong Un. Such situation urgently calls for consolidating as firm as a rock the single-minded unity of the party and the revolutionary ranks with Kim Jong Un as its unitary centre and more thoroughly establishing the monolithic leadership system of the party throughout the party and society.
    The Jang Song Thaek group, however, committed such anti-party, counter-revolutionary factional acts as gnawing at the unity and cohesion of the party and disturbing the work for establishing the party unitary leadership system and perpetrated such ant-state, unpopular crimes as doing enormous harm to the efforts to build a thriving nation and improve the standard of people’s living.
    Jang pretended to uphold the party and leader but was engrossed in such factional acts as dreaming different dreams and involving himself in double-dealing behind the scene.
    Though he held responsible posts of the party and state thanks to the deep political trust of the party and leader, he committed such perfidious acts as shunning and obstructing in every way the work for holding President Kim Il Sung and Kim Jong Il in high esteem for all ages, behaving against the elementary sense of moral obligation and conscience as a human being.
    Jang desperately worked to form a faction within the party by creating illusion about him and winning those weak in faith and flatterers to his side.
    Prompted by his politically-motivated ambition, he tried to increase his force and build his base for realizing it by implanting those who had been punished for their serious wrongs in the past period into ranks of officials of departments of the party central committee and units under them.
    Jang and his followers did not sincerely accept the line and policies of the party, the organizational will of the WPK, but deliberately neglected their implementation, distorted them and openly played down the policies of the party. In the end, they made no scruple of perpetrating such counter-revolutionary acts as disobeying the order issued by the supreme commander of the Korean People’s Army.
    The Jang group weakened the party’s guidance over judicial, prosecution and people’s security bodies, bringing very harmful consequences to the work for protecting the social system, policies and people.
    Such acts are nothing but counter-revolutionary, unpopular criminal acts of giving up the class struggle and paralyzing the function of popular democratic dictatorship, yielding to the offensive of the hostile forces to stifle the DPRK.
    Jang seriously obstructed the nation’s economic affairs and the improvement of the standard of people’s living in violation of the pivot-to-the-Cabinet principle and the Cabinet responsibility principle laid down by the WPK.
    The Jang group put under its control the fields and units which play an important role in the nation’s economic development and the improvement of people’s living in a crafty manner, making it impossible for the economic guidance organs including the Cabinet to perform their roles.
    By throwing the state financial management system into confusion and committing such act of treachery as selling off precious resources of the country at cheap prices, the group made it impossible to carry out the behests of Kim Il Sung and Kim Jong Il on developing the industries of Juche iron, Juche fertilizer and Juche vinalon.
    Affected by the capitalist way of living, Jang committed irregularities and corruption and led a dissolute and depraved life.
    By abusing his power, he was engrossed in irregularities and corruption, had improper relations with several women and was wined and dined at back parlors of deluxe restaurants.
    Ideologically sick and extremely idle and easy-going, he used drugs and squandered foreign currency at casinos while he was receiving medical treatment in a foreign country under the care of the party.
    Jang and his followers committed criminal acts baffling imagination and they did tremendous harm to our party and revolution.
    The ungrateful criminal acts perpetrated by the group of Jang Song Thaek are lashing our party members, service personnel of the People’s Army and people into great fury as it committed such crimes before they observed two-year mourning for Kim Jong Il, eternal general secretary of the WPK.
    Speeches were made at the enlarged meeting.
    Speakers bitterly criticized in unison the anti-party, counter-revolutionary factional acts committed by the Jang group and expressed their firm resolution to remain true to the idea and leadership of Kim Jong Un and devotedly defend the Party Central Committee politically and ideologically and with lives.
    The meeting adopted a decision of the Political Bureau of the Party Central Committee on relieving Jang of all posts, depriving him of all titles and expelling him and removing his name from the WPK.
    The party served warning to Jang several times and dealt blows at him, watching his group’s anti-party, counter-revolutionary factional acts as it has been aware of them from long ago. But it did not pay heed to it but went beyond tolerance limit. That was why the party eliminated Jang and purged his group, unable to remain an onlooker to its acts any longer, dealing telling blows at sectarian acts manifested within the party.
    Our party will never pardon anyone challenging its leadership and infringing upon the interests of the state and people in violation of the principle of the revolution, regardless of his or her position and merits.
    No matter how mischievously a tiny handful of anti-party, counter-revolutionary factional elements may work, they can never shake the revolutionary faith of all party members, service personnel and people holding Kim Jong Un in high esteem as the unitary centre of unity and unitary centre of leadership.
    The discovery and purge of the Jang group, a modern day faction and undesirable elements who happened to worm their ways into our party ranks, made our party and revolutionary ranks purer and helped consolidate our single-minded unity remarkably and advance more dynamically the revolutionary cause of Juche along the road of victory.
    No force on earth can deter our party, army and people from dynamically advancing toward a final victory, single-mindedly united around Kim Jong Un under the uplifted banner of great Kimilsungism-Kimjongilism. -0-

In der Folge wie gesagt ein paar Übersetzungen, denen ich dann jeweils meine Bemerkungen und Bewertungen anfüge:

Die ideologische Begründung: Störung der Einheit

Es ist eine unveränderliche Wahrheit, bewiesen von der nahezu 70-jährigen Geschichte der PdAK, dass die Partei ihre revolutionäre Natur und ihre historische Mission nur als die Partei des Führers erhalten und erfüllen kann, wenn sie fest ihre Einheit und ihren Zusammenhalt sicherstellt, basierend auf der monolithischen Idee und dem einheitlichen Zentrum der Führung.

Die gesamte Partei, die ganze Armee und alle Menschen schreiten dynamisch voran in Richtung des finalen Triumphs, auf dem Weg des Aufbaus einer gedeihenden Nation, unter der Führung Kim Jong Uns allen Herausforderungen der Geschichte entgegentretend und entschieden die Verzweiflungstaten der Feinde der Revolution vereitelnd. Diese Situation verlangt es notwendig, die einmütige Geschlossenheit der Partei und der revolutionären Reihen mit Kim Jong Un als ihrem einheitlichen Zentrum felsenfest zu konsolidieren und das monolithische Führungssystem der Partei innerhalb der Partei und der Gesellschaft noch sorgfältiger umzusetzen.

Diese Absätze liefern zwar nicht direkt Erkenntnisse über die Vergehen Jang Song-thaeks oder irgendeine Art von juristischer Begründung für das Vorgehen, dafür aber etwas, das in einem Staat wie Nordkorea mindestens ebenso wichtig ist. Die ideologische Erläuterung und Erklärung des Vorgehens und gleichzeitig ein ideologisches Bekenntnis zur ungebrochenen Fortsetzung des alten Führungssystems Kim Il Sung und Kim Jong Ils: Die Partei ist an der Spitze und schart sich quasi um ihr Zentrum, den Führer, mit dem alle Aufrechten Parteimitglieder und Revolutionäre einer Meinung sind. Gesellschaft, Armee und Partei müssen weiter dafür arbeiten, die einmütige Geschlossenheit zwischen revolutionären Massen, Partei und Führer zu stärken.
Einfacher: Es gibt nur einen Führer und seine Vorgaben dürfen nicht in Frage gestellt werden. Alle sind einer Meinung und wer das nicht ist stört notwendigerweise die Einheit von Partei, Gesellschaft und Führer und gehört damit wohl zu den verzweifelten Feinden der Revolution.

Eine deutliche Warnung und Hinweise auf einen Putsch?

Die Jang Song-thaek-Gruppe, beging jedoch solche anti-Partei, konter-revolutionären, Splittergruppen-Aktionen wie das Nagen an der Einheit und dem Zusammenhalt der Partei. So störten sie die Arbeit an der Etablierung des einheitlichen Führungssystems der Partei. Sie bereitete solch anti-staatliche Verbrechen gegen das Volk vor, wie das enorme Schädigen der Bemühungen, eine gedeihende Nation zu errichten und den Lebensstandard der Bevölkerung zu verbessern.

Jang gab vor, die Partei und ihren Führer zu unterstützen, war jedoch vertieft in Splittergruppenaktivitäten wie das Träumen anderer Träume und das Mittun in Unaufrichtigkeiten hinter den Kulissen.

[…]

Jang arbeitete verzweifelt daran, eine Gruppe innerhalb der Partei aufzubauen, indem er Illusionen über sich schuf und so diejenigen, die schwach im Glauben waren und die Opportunisten auf seine Seite brachte.

Bedingt von seiner politisch motivierten Ambition versuchte er seine Macht zu vergrößern und eine Basis sie zu nutzen aufzubauen, indem er diejenigen, die für ihre ernsthaften Vergehen in der Vergangenheit bestraft worden waren, in die Reihen der Funktionäre der Abteilungen des Zentralkomitees der Partei und den Einheiten unter diesen einpflanzte.

Jang und seine Gefolgschaft akzeptierten nicht ehrlich die Linie und Politik der Partei, den Organisationswillen der PdAK, sondern vernachlässigten bewusst ihre Umsetzung, verdrehten sie und spielten die politischen Maßnahmen der Partei offen herunter. Am Ende hatten sie noch nicht einmal mehr Skrupel, solch konter-revolutionäre Akte wie die Missachtung der Anordnungen des obersten Kommandanten der Koreanischen Volksarmee vorzubereiten.

Was hier beschrieben ist, ist ziemlich genau das, was auch das Urteil westlicher Analysten über Jang Song-thaek war. Er hatte ein eigenes Netzwerk und dehnte seinen Einfluss dadurch immer weiter aus, dass er Leute, die ihm loyal gegenüberstanden in Ämter in der Staatsführung und Verwaltung brachte. Dadurch bekam er immer mehr Einfluss an den Schnittstellen des Regimes und wies eine eigene Machtbasis auf. Was auffällt: Es geht hier exklusiv um die Partei. Der Vorwurf ist, dass Jang mit seiner Splittergruppe die Parteiorganisation ein Stück weit unterwandert hat. Das Militär wird nicht erwähnt.

Was ich an diesem Absatz auch noch spannend finde ist die Formulierung „träumte andere Träume“ ich weiß nicht, wie das im Ursprungsdokument formuliert ist, aber wenn es da auch um Träume geht, dann ist das spannend, denn eigentlich wird hier ja auch irgendwie gesagt: Du darfst noch nichtmal im Traum daran denken, von der ideologischen Linie der Partei abzuweichen. Wenn du das tust, dann bist du auch ein Verräter und wenn wir das rausfinden, dann geht es dir wie Jang. Das dürfte in ziemlich vielen Menschen ziemlich große Sorgen hervorrufen. Aber wie gesagt, Formulierungen aus englischen Übersetzungen zu analysieren ist immer ein bisschen kritisch, daher solltet ihr diese Träumereien nicht überbewerten.

Kann sein, dass der letzte Absatz hier so etwas wie der Kern des Ganzen ist. Muss es aber nicht.
Hier steht es sei die Missachtung der Befehle Kim Jong Uns vorbereitet worden. Das ist einerseits spannend, weil das das einzige Mal ist, dass die Armee oder vielmehr ihr oberster Befehlshaber als aktive Größe im Text vorkommt. Interessant, dass man aus dem gesamten Text die Armee rausgehalten hat. Natürlich war es formal die Partei, die Jang entmachtet hat, aber einerseits waren Armeeleute als Beobachter da, andererseits ist das nordkoreanische Machtsystem ohne Armee nicht zu denken. Allerdings sehe ich hierin das klare Signal: Die Partei war und bleibt das Zentrum der Revolution, mit ihrem Führer in ihrer Mitte. Die Armee ist ein Werkzeug.
Und damit sind wir beim zweiten bemerkenswerten Punkt an diesem Absatz, denn wenn man eine Befehlsverweigerung der Armee in Nordkorea vorbereitet, dann klingt das für mich nach nicht weniger als einem Putsch. Gleichzeitig heißt es aber auch, dass Jang Einfluss in der Armee gehabt haben muss, denn ohne Einfluss kann er keine Befehlsverweigerung vorbereiten. Ich will auch das nicht überbewerten, aber werde auf jeden Fall beobachten, ob etwas über Verwerfungen im Militär Nordkoreas berichtet wird. Zum Beispiel ein umfassender Austausch von Kommandanten und eine Ver- und Zusammenlegung von Einheiten. So hatte das jedenfalls Kim Jong Il seinerzeit zur Machtsicherung gemacht.

Konkrete Vergehen: Jang als Sündenbock?

Indem sie das Finanzverwaltungssystem in Konfusion stürzte und verräterische Taten wie das Verkaufen wertvoller Ressourcen des Landes zu billigen Preisen beging, machte es die Gruppe unmöglich, die Weisungen Kim Il Sungs und Kim Jong Ils umzusetzen, Juche-Eisen, Juche-Dünger und Juche-Vinalon [nordkoreanisches selbstentwickeltes Plastikersatzprodukt] zu entwickeln.

Vom kapitalistischen Lebensstil beeinflusst, war Jang für Regelverstöße und Korruption verantwortlich und führte ein zügelloses und verderbtes Leben.

Diese Abschnitte verhandeln weitere und konkretere Vorwürfe gegen Jang, die aber eher als Rechtfertigungen, denn als Gründe für seine Entmachtung gesehen werden können. Erstens kommen sie im Text nach den Absätzen, die eher die theoretisch-ideologischen, aber auch die politpraktischen Vorwürfe der Störung der einheitlichen Gefolgschaft betrafen, zweitens sind sie weit kürzer gehalten und drittens dürften viele der Punkte auch auf andere Regimeeliten zutreffen.

Der Verweis auf die Konfusion im Finanzverwaltungssystem könnte einerseits die Währungsreform von 2009 betreffen, die zu großer Unruhe in der Bevölkerung führte und die Inflation anheizte (das finde ich naheliegend). Andererseits könnte es sich auch um Hinweise auf jüngere Entwicklungen handeln, nach denen das Eintauschen von Won zu Schwarzmarktpreisen und das Zahlen in Yuan in Pjöngjang heutzutage scheinbar an der Regel ist (auch das könnte plausibel sein). Jedenfalls ist Jang scheinbar der aktuelle Sündenbock für den relativen Stillstand der Wirtschaft.

Sehr spannend finde ich auch die Hinweise auf Juche-Eisen etc. Der Vorwurf ist hier nicht, dass Jang die Rohstoffe zu günstig verkauft hat, sondern so wie ich das lese eher, dass er sie überhaupt verkauft hat, denn man soll ja laut Geheiß der Kim-Ahnen Juche-Sachen produzieren, also selbst, ohne das Ausland. Wenn man das weiterdenkt, dann könnte man darin durchaus einen Vorwurf lesen, Jang habe die wirtschaftliche  Verknüpfung mit dem Ausland vorangetrieben und wenn das ein Vorwurf ist, dann besagt die Lehrmeinung wohl gerade, dass wirtschaftliche Orthodoxie, das heißt in Nordkorea der Aufbau eines autarken Wirtschaftssystem das Ziel sind.

„Wir haben euch im Auge und wir habe alles unter Kontrolle“

Die Partei hatte Jang wiederholt, auch durch konkrete Maßnahmen, gewarnt. Dabei beobachtete sie die anti-Partei, konter-revolutionären Splittergruppenaktivitäten, weil sie seit langer Zeit um diese wusste. Aber Jang beachtete das nicht und überschritt die Toleranzgrenzen. Deshalb schaltete die Partei Jang aus und nahm eine Säuberung gegen seine Gruppe vor, da es unmöglich war, noch länger Zuschauer dieser Aktivitäten zu bleiben, indem sie vielsagende Schritte gegen sektirerische Taten ergriff, die sich innerhalb der Partei manifestierten.

Unsere Partei wird unabhängig von seiner Position und seinen Verdiensten, niemals jemandem verzeihen, der gegen das Prinzip der Revolution verstoßend, ihre Führerschaft herausfordert und die Interessen des Staates und der Menschen verletzt.

Ganz egal wie boshaft eine winzige Handvoll anti-Partei, konter-revolutionärer Splittergruppenelemente auch arbeitet, sie können niemals das revolutionäre vertrauen aller Parteimitglieder, Arbeitnehmer und Menschen erschüttern, die Kim Jong Un in Hochachtung als das einheitliche Zentrum der Einheit und einheitliches Zentrum der Führung betrachten.

Damit schließt sich der Kreis und die Erzählung ist abgeschlossen, denn von der anfänglichen ideologischen Erzählung haben wir den Schritt ins Konkrete gemacht um am Ende wieder zur Ideologie zurückgeführt zu werden. Nur dass die Ideologie jetzt reiner und klarer scheint und nicht mehr von den anti-kontra-Splittergruppenelementen beeinträchtigt wird. Allein durch die Säuberung gegen die Jang-Gruppe ist das Land ein Stück besser geworden.
Interessant auch die Hinweise darauf, dass man Jang schon lange im Auge hatte. Einerseits dürfte das eine Anspielung auf die Zeit seines Abtauchens zwischen 2004 und 2006 sein, was ja vermutlich innerhalb der Führung bekannt war, andererseits aber auch als Warnung gegenüber allen anderen, die sich je was zuschulden haben kommen lassen gesehen werden, denn die Partei hat ihr Auge auf dir und irgendwann ist die Toleranzgrenze überschritten.
Interessant finde ich die Erwähnung dieser Toleranzgrenze, denn das heißt ja, man toleriert Korruption, Verstöße gegen die Interessen der Menschen, liederliches Leben und Splittergruppenaktivitäten, es darf nur nicht zu viel werden. Gegenüber der Bevölkerung finde ich dieses Argument nur schwer vermittelbar, aber vielleicht lege ich das etwas zu viel auf die Goldwaage.

Was wichtig ist in nächster Zeit

Alles in allem finde ich es hoch spannend, wie offen über Jangs Ausschaltung berichtet wird. Hier könnt ihr euch ein paar Screenshots von KCTV angucken, die zeigen wie Jang aus der Versammlung abgeführt wird.
Sein Sturz wurde also demonstrativ und offen vollzogen, was meine Prognose für ihn ziemlich schlecht ausfallen lässt. Vermutlich endet er in einem Stadion. Weiterhin bleibt zu beobachten, was mit seiner Frau Kim Kyong-hui passiert. Ich kann mir vorstellen, dass Kim Jong Un sie verschont, aber aufs Abstellgleis schiebt.
Außerdem bleibt nach wie vor offen, was mit den Resten von Jangs Netzwerk passieren wird. Erste Hinweise auf Absetzbewegungen gibt es und ich kann mir vorstellen, dass einige weitere Leute, die verschont geblieben sind das Land zu verlassen versuchen.
Weiterhin werde ich aufmerksam beobachten, ob es auch in den Sicherheitsorganen zu erneuten Säuberungen kommt. Ich kann mir vorstellen, dass da nichts mehr öffentlich passiert. Möglicherweise waren all die Ämterwechsel an den Spitzen von Militär und Sicherheitsapparaten die Vorbereitung für diese große und entscheidende Säuberung. Man musste erstmal die Werkzeuge, vor allem ihre Führung mit so loyalen Leuten besetzen, dass man sicher sein kann, dass sie folgen, sollte Jang offen opponieren. Allerdings galt das wohl nicht bis in die niedereren Dienstränge und möglicherweise hat Jang den Braten gerochen und versucht Militärs auf seine Seite zu bringen, ehe er gar keinen Einfluss mehr hatte.

Naja, aber das ist reine Spekulation und wie es wirklich war, werden wir nie erfahren. Jedenfalls werden die Zeiten wieder interessanter und in nächster Zeit werden wir wohl erfahren, in welche Richtung Jang marschieren wollte und in welche Kim will. Ich fürchte ja, dass er den Steinzeitkurs seines Vaters fortsetzen will, aber vielleicht lese ich auch gerade etwas zu viel zwischen den Zeilen…

Säuberung in Nordkorea? — Kim Jong Uns Onkel Jang Song-thaek soll entmachtet worden sein


Normalerweise springe ich ja selten auf Gerüchte auf, vor allem nicht, wenn sie aus den Reihen südkoreanischer Geheimdienste kommen. Allerdings hat dieses spezielle Gerücht auf der einen Seite eine so große Tragweite, dass ich noch nichtmal den südkoreanischen Geheimdiensten zutraue, dass leichtfertig zu streuen, weil sie ein bisschen Gegenpropaganda treiben wollen und auf der anderen Seite ist das ein Gerücht, das im Gegensatz zu dem Fragwürdigen Kram, der sonst häufig in die Welt gesetzt wird, von tatsächlicher politischer Relevanz ist.

Säuberung gegen Jang Song-thaek

So, jetzt will ich es aber auch nicht länger spannend machen und mich gleich auf das Thema stürzen, nicht ohne vorher nochmal gesagt zu haben: Das ist ein Gerücht, es ist noch nicht bestätigt und daher kann es auch sein, dass ich einer Ente hinterherjogge, ich werde das aber jetzt nicht mehr weiter thematisieren, weil das mit der Zeit auch nervt, jedesmal hinzuzufügen, dass noch nichts bewiesen ist.
So, jetzt aber: Der südkoreanische Geheimdienst NIS hat vor kurzem verlauten lassen, Kim Jong Un habe seinen Onkel Jang Song-thaek (hier alles was ich so zu ihm geschrieben habe) aus dem zentralen Machtzirkel des Regimes entfernt. Diese Einschätzung beruhe auf den Aussagen mehrerer verlässlicher Quellen, nach denen zwei von Jangs engsten Vertrauten, Ri Yong-Ha und Jang Soo-Kil, Ende November öffentlich hingerichtet worden seien. Ihnen sei Korruption und eine Haltung entgegen der der Arbeiterpartei vorgeworfen worden. Seit den Hinrichtungen sei Jang nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden.

Hm, erstmal zwei Lieder an die ich beim Schreiben denken musste: Also: Hit the road Jang?

Jang Song-thaek: Zentraler Pfeiler des Kim-Regimes

Die Tragweite dieses Berichts ergibt sich aus der Position, die Jang Song-thaek innerhalb des Regimes hat oder hatte. Der angeheiratete Onkel Kim Jong Uns, der mit Kims Tante Kim Kyong-hui verheiratet ist, die ebenfalls eine gewichtige Rolle im Regime spielt, hat in den vergangenen Jahren immer mehr Macht innerhalb der Führungszirkel in Pjöngjang angesammelt. Er war bereits bis 2004 eine wichtige Figur innerhalb des Regimes, bevor er und seine Frau sehr unvermittelt von der Bildfläche verschwanden. Damals wurde das im Zusammenhang mit gescheiterten Wirtschaftsexperimenten (Juli-Reformen) des Regimes gesehen, allerdings sind die konkreten Hintergründe seines Verschwindens nicht geklärt und auch was er in dieser Zeit gemacht hat ist nicht wirklich bekannt. Jedenfalls tauchten er und Kim Kyong-hui einige Jahre später wieder auf und erarbeiteten sich sehr schnell  hervorgehobene Positionen im Regime. Dabei bekam Jang vorerst wenig formale Stellungen in der ersten Reihe, jedoch war er sehr oft an der Seite Kim Jong Ils zu sehen, begleitete ihn auf Auslandsreisen und übernahm wichtige Aufgaben. So wird auch davon ausgegangen, dass Jang das Regime während des Ausfalls Kim Jong Ils infolge eines Schlaganfalls im Jahr 2008 steuerte und quasi als Stellvertreter Kims agierte. Spätestens danach war das Vertrauen Kims in ihn so sehr gefestigt, dass er immer weitere Kompetenzen bekam und auch nominell aufstieg.

Jangs Schnittstellenpositionierung

Aktuell hielt er mit dem Vize-Vorsitz der Nationalen Verteidigungskommission, sowie dem Direktorposten in einer zentralen Abteilung der Partei und einem Generalstitel Positionen an sogut wie allen entscheidenden Schnittstellen des Regimes.
Darüber hinaus war und ist Jang für sein persönliches Netzwerk bekannt. Dieses drückt sich nicht in formalen Verbindungen sondern durch persönliche und berufliche Kontakte, die er bzw. seine Frau an sich gebunden haben. Dadurch wurde den beiden ein sehr umfassender Einfluss zugeschrieben, der aber formal kaum festzumachen war. Jedoch war in den vergangenen Jahren zu beobachten, dass viele Leute in zentrale Ämter kamen, die dem Netzwerk Jangs zugeschrieben wurden (allerdings könnte auch sein, dass sich hier Analysten von ihren Wünschen nach Analysierbarem leiten ließen und einfach das gesehen haben, was sie wollte: „Jang ist mächtig und hat ein Netzwerk. Derda gehört bestimmt auch dazu…“).
Die Bedeutung dieses Netzwerkes erschließt sich ja auch schon daraus, dass der Fall Jangs nur aus der Tatsache gefolgert wird, dass wichtige Mitglieder des Netzwerkes hingerichtet wurden. Ein Vorgehen des Regimes gegen Jangs Netzwerk war bisher nicht zu beobachten gewesen, was viele Analysten zu der Annahme geführt hat, dass Jang Song-thaek als Manager des Übergangs für Kim Jong Un unersetzlich und durch seine vielfältigen Einflüsse auch unangreifbar sei. Sollte sich das Gerücht über seinen Fall bestätigen, dann ist ein weiteres Mal bewiesen, wie wenig man von außen über das Regime versteht und weiß.

Was bedeutet Jangs Sturz? – Was wir alles nicht wissen…

Was bedeutet der Fall Jangs nun genau? Grundsätzlich weiß man das erstmal nicht. Selbst wenn man davon ausgeht, dass er gestürzt wurde, weiß man nicht wie tief.
Man weiß nicht, ob in erster Linie gegen ihn oder gegen sein Netzwerk vorgegangen wird und man weiß auch nicht, ob er hingerichtet, ins Exil geschickt oder nur degradiert wird, oder ob er gar im Amt bleibt und nur seiner Kontakte entkleidet wird.
Außerdem ist nicht klar, was mit Kim Kyong-hui ist. Sie ist immerhin eine der engsten Blutsverwandten Kim Jong Uns und eventuell wird das sie schützen. Man weiß aber nicht wie sehr.
Weiterhin ist das, was mit Jang Song-thaek und seinen Leuten passiert ja nur ein Teil des Rätsels. Denn die andere Frage ist, wer dafür verantwortlich zeichnet. Kim Jong Un direkt? Oder eine Behörde oder eine Personengruppe, die ihn dazu drängte. Mischt er sich überhaupt direkt in die Machtkämpfe unterhalb seiner Person ein, oder lässt er den verschiedenen Interessengruppen relativ freie Hand, so dass sie sich mit sich selbst beschäftigen und sich gegenseitig schwächen und ihm damit nicht gefährlich werden könne.
Wer sind überhaupt die relevanten Gruppen und die Köpfe dahinter? In den vergangenen Monaten und Jahren sind so viele mächtige Personen von der Bildfläche verschwunden, dass es zumindest mir schwer fällt, die Konstellationen zu sortieren und zuzuordnen.
Ja nachdem welche Antworten man auf all diese Fragen geben wird (aktuell hat niemand außerhalb Nordkoreas gute Antworten darauf, deshalb bringt es nichts da zu spekulieren), dürfte das natürlich Auswirkungen auf die weitere Entwicklung und die Stabilität des Regimes bieten und eventuell auch nähere Informationen über die künftige Ausrichtung Nordkoreas enthalten. Aber all das werden wir wohl erst später erfahren.

Ist das Regime weiter stabil?

Die Frage die natürlich über allem steht ist, ob das Regime weiterhin stabil ist? Meines Erachtens ist ein Sturz Jangs schon so etwas wie eine Operation am offenen Herzen. Es gibt viele Risiken und ein kleiner Fehler kann zu einer unberechenbaren Entwicklung führen. Allerdings dürfte das den Akteuren die dafür verantwortlich sind durchaus bekannt sein. Sie scheinen die Entmachtung vorbereitet zu haben und die Tatsache, dass davon, wie auch schon von früheren wichtigen Ereignissen in Nordkorea (am Prominentesten wohl der Tod Kim Jong Ils), erst Tage später etwas durchsickert scheint die Wahrnehmung zu bestätigen, dass das alles relativ ruhig abgelaufen ist und kein offener Konflikt entbrannt ist. Das deutet auf ein geplantes und erfolgreiches Vorgehen hin.
Generell deutet diese jüngste Säuberung gegen einen der wichtigsten Unterstützer des Regimes darauf hin, dass Kim Jong Uns Regentschaft nicht weit weg ist von einer Terrorherrschaft stalinistischer Prägung, innerhalb derer im Führungszirkel sich niemand sicher sein kann. Eine solche Herrschaftsmethode sichert zwar die Führung relativ gut ab, führt jedoch auch zu einer gewissen Ineffizienz des Regimes bei der Verrichtung seiner Führungsaufgaben (wenn zentrale Köpfe permanent ausgetauscht werden, dann können sich die verschiedenen Gliederungen des Regimes nicht auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren, sondern müssen immer erstmal ihre Verwaltungseinheiten etc. auf Linie bringen, sich einarbeiten, sich möglichst gut gegen Angriffe durch Konkurrenten etc. absichern. Das fördert nicht unbedingt eine optimale Führungspraxis.
Instabilität dürfte kurzfristig nur dann zu erwarten sein, wenn es zwischen den Gruppierungen unterhalb Kim Jong Uns offene Konflikte gibt, die Kim Jong Un nicht eindämmen kann und die ausgetragen werden, ohne dass er Einfluss nehmen könnte. Allerdings scheint das nicht der Fall zu sein, da bei aller vermutlicher Feindschaft doch von allen Beteiligten immer das einheitliche Erscheinungsbild nach außen gewahrt wird. Die Konflikte und Konfliktlinien werden nicht sichtbar und damit gibt es für äußere Gegner keine Möglichkeit dort einzuhaken. Nichtsdestotrotz birgt die aktuelle Entwicklung ein gewisses Risiko von Instabilität. Wenn Kim Jong Un Jang Song-thaek gegen sich aufgebracht hätte und nicht von seinem Netzwerk trennen konnte und wenn er das Netzwerk nicht zerschlagen konnte, dann gibt es viele Personen an Schnittstellen die sich Sorgen um ihr Wohl machen und die gemeinsam eventuell eine Gegenmacht bilden könnten. Allerdings deutet aktuell jedenfalls nichts auf diese Entwicklung hin.

Worauf man in den nächsten Wochen ein Auge haben kann

Worauf sollte man also achten, um in den kommenden Tagen und Wochen einen Eindruck von der Situation zu bekommen?

  • Taucht Jang Song-thaek wieder auf und wenn ja, hat er weiter wichtige Ämter? Wenn das der Fall ist, dann waren die Meldungen und mein Artikel überstürzt und wir haben es wenn überhaupt mit einem Vorgehen gegen Einzelpersonen zu tun, das nicht direkt in Verbindung mit Jang steht.
  • Taucht Kim Kyong-hui wieder auf und wenn ja in welcher Rolle? Ist nur sie oder auch Jang sichtbar? Auch hier könnten sich eventuelle Rückschlüsse auf den Umfang der Säuberung ziehen lassen.
  • Wie steht es um wichtige Personen aus Jangs Netzwerk? Verschwinden weitere von der Bildfläche, werden andere nach oben gespült, die ihm zugeordnet werden? Auch das lässt Rückschlüsse auf den Umfang der Säuber zu.
  • Wie positioniert sich das Regime in wichtigen Fragen? Sind Verschiebungen im Verhalten erkennbar? Tut sich etwas im wirtschaftlichen Bereich, wird wieder aggressiv gedroht oder verhandelt, oder wird das Nuklearprogramm vorangetrieben? All das könnte man als Hinweise auffassen, welche Fraktion im Regime an Gewicht gewonnen hat.
  • Gibt es ungewöhnliche Meldungen der nordkoreanischen Medien oder Inkonsistenzen im Verhalten des Regimes? Das könnte auf einen weiterhin stattfindenden und nicht ganz zu überdeckenden Machtkampf hindeuten.
  • Fliehen wichtige Mitglieder des Regimes? Wenn ich zum Netzwerk Jangs gehören würde, würde ich drüber nachdenken mich vom Acker zu machen. Das muss nicht gleichbedeutend mit dem Anfang vom Ende des Regimes sein, kann aber als Hinweis dienen, dass eine bestimmte Gruppe die Oberhand gewinnt und eine andere komplett untergebuttert wird.

Was mich ärgern würde

Naja, das sind so ein paar Punkte, die man im Auge behalten kann. Es gibt sicher noch einige weitere, aber man kann ja nicht alles aufschreiben. Man merkt bestimmt, wenn was komisch ist. Erstmal bin ich gespannt, ob die Geschichte sich eher als richtig oder eher als falsch herausstellt. Ich bin eher von ersterem überzeugt, aber ich würde keine fünfzig Euro drauf setzen (vielleicht fünf). Ich würde mich allerdings sehr ärgern, wenn ich das Ganze hier umsonst geschrieben hätte, aber es wäre mir auch eine gute Lehre noch vorsichtiger mit Gerüchten zu sein…

Zum weiterlesen kann ich euch die schöne KINU-Studie empfehlen, auf die ich kürzlich hier hingewiesen habe. Die beschäftigt sich sehr ausführlich und kenntnisreich mit den Dynamiken innerhalb des Regimes und gibt viele Hinweise und Denkanlässe zu Fragen, die ich oben aufgeworfen habe.

Ein nicht-Ereignis mit Folgen? — Kim Jong Un traf den mongolischen Präsident nicht


Nachdem die mongolische Delegation um Präsidenten Tsachiagiin Elbegdordsch Nordkorea wieder verlassen hat, halte ich es für notwendig ein kleines Fazit des Besuchs zu ziehen. Diese Notwendigkeit entspringt nicht der Tatsache, dass während des Besuches etwas Besonderes gesehen wäre, sondern ganz im Gegenteil dem Umstand, dass etwas Besonderes nicht geschehen ist (oder geschehen zu sein scheint), was den ursprünglich von mir geäußerten Erwartungen in den Besuch zuwiderläuft.
Da das Berichten über nicht-Ereignisse nicht unbedingt die Stärke unserer Medien ist — ist aber auch kein Wunder: Von nicht-Ereignissen gibt es weder Bilder noch Zitate, noch Anekdötchen. Sie sind verwertungsmäßig einfach ein Grauen — und wohl nur über die allerwichtigsten nicht-Ereignisse berichtet wird (z.B. Die USA gehen nicht pleite, Gerhard Schröders Haare waren früher mal nicht gefärbt), gibt es nicht wirklich viel zu lesen über das nicht-stattgefundene Treffen zwischen Kim Jong Un und dem mongolischen Präsidenten Tsachiagiin Elbegdordsch. Anders wäre das gewesen, hätte es das Treffen samt Bildern, Zitaten und Anekdötchen gegeben. Naja, aber nur weil Medien aufgrund von Sachzwängen nicht-berichten, heißt das noch lange nicht, dass das Ausbleiben eines Ereignisses nicht-wichtig ist.

Ein Schritt zurück: Warum der nicht-Empfang wichtig ist

Aber nochmal kurz eine Schritt zurück und überlegen, was wir daraus schließen können, dass der erste Staatschef seit Amtsantritt (bzw. Machtantritt) Kim Jong Uns Nordkorea besucht, herumreist, unterschiedliche für die nordkoreanische Wirtschaft wichtige Verträge schließt, manche wichtige Leute, z.B. Kim Yong-nam trifft und dann wieder nach Hause fährt, ohne Kim Jong Un gesehen zu haben.
Das ist erstaunlich und eigentlich umso erstaunlicher, als die Einladung für den Besuch von Kim Jong Un selbst kam. Eigentlich kann man doch erwarten, dass der einladende Gastgeber den Gast auch selbst begrüßt. Ob der Präsident der Mongolei das erwartet hat, weiß man nicht, denn in der Pressemeldung, die sein Büro im Vorfeld verbreitete, stand nur, dass er verschiedene hochrangige Personen treffen wollte. Diese Uneindeutigkeit könnte darauf hinweisen, dass man sich nicht sicher war, ob Kim Jong Un Zeit/Lust/Interesse hätte und deshalb nicht zu viel versprechen wollte. Andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass ein Präsident auf Staatsbesuch fährt, ohne das Programm zu kennen oder auf ein Treffen mit dem wichtigsten Staatsmann zu verzichten. Allerdings ist es erstmal müßig das alles zu diskutieren, weil wir es nicht wissen, aber es ist eben alles andere als unwichtig.

Noch ein Schritt zurück: Gab es wirklich ein nicht-Ereignis? Wir wissen es nicht…

Aber vielleicht noch einen Schritt zurück: Hat Kim Jong Un den Präsidenten der Mongolei definitiv nicht getroffen? Wir wissen es nicht. Es bleibt eine Wahrheit, dass ein Ereignis nicht nur deshalb nicht stattgefunden hat, weil Medien nicht darüber berichten. Es ist nicht unmöglich, dass sich beide außerhalb der öffentlichen Aufmerksamkeit getroffen haben und dass aus politischen Gründen nicht publik machen wollten.
Z.b. könnte ich mir vorstellen, dass das eine Art Kompromiss war. Einerseits hat man so den mongolischen Gast nicht vor den Kopf gestoßen, andererseits aber auch den großen chinesischen Bruder nicht. Aber das wissen wir nicht und selbst wenn man sich auf so ein geheimes Treffen geeinigt hat, zeigt sich darin einiges. Kim Jong Un scheint es nämlich nicht für nötig zu befinden, gut Wetter mit wichtigen außenpolitischen Partnern zu machen.

Warum Kim den Präsidenten der Mongolei nicht getroffen hat. Mögliche Gründe.

Das kann unterschiedliche Gründe haben:

  • Er darf nicht, weil in der internen Arbeitsteilung andere dafür zuständig sind, was nach außen geschieht.
  • Er will nicht, weil ihm andere Aspekte, zum Beispiel millitärische zur Zeit wichtiger sind. Er zeigt so, dass die Priorität des Landes auf innerer Stärke liegt.
  • Er will nicht, weill er ein schlechter Politiker ist. Er erkennt nicht die Relevanz des Besuchs und hängt lieber mit B-Sternchen wie Dennis Rodman ab.
  • Er traut sich nicht, weil die Chinesen ihm klar gemacht haben, dass es ernsthafte Konsequenzen hätte, wenn er sich so deutlich von ihnen abwendet.
  • Er will nicht, um den Chinesen so seine Unterwürfigkeit zu demonstrieren.

Was genau die Gründe waren, das werden wir vermutlich nie wirklich erfahren, aber irgendwo in diesem Bereich mögen sie liegen.

Auf Folgen achten und Rückschlüsse ziehen

Was die Auswirkungen sind, das können wir in den nächsten Monaten vielleicht ein Stück weit beobachten. Einerseits wird es interessant sein zu sehen, wie die Mongolei und Nordkorea politisch miteinander umgehen. Kühlen die in letzter Zeit recht freundlichen Beziehungen mehr oder weniger rapide ab, dann ist davon auszugehen, dass es tatsächlich zu einem Affront kam und der mongolische Präsident sich geschmäht fühlt. Bleiben die Beziehungen weiter gut, dann sind die Mongolen entweder gut im Kröten schlucken, oder es gab eine Art Vereinbarung im Vorfeld bzw. ein geheimes Treffen während des Aufenthaltes des Präsidenten.

Auch der weitere Verlauf der wirtschaftlichen Beziehungen ist spannend. Geht auch hier die rapide Annäherung weiter, was zu erwarten ist, oder gibt es einen Bruch. Auch im letzteren Fall wäre davon auszugehen, dass Pjöngjang den Präsidenten der Mongolei vor den Kopf gestoßen hat.

Weiterhin ist auch das Verhalten anderer Akteure interessant.
Wird China sich irgendwann bewegen und ein Treffen zwischen Kim Jong Un und der chinesischen Spitze gewähren, oder bleibt die Situation weiterhin in der für Pjöngjang schwierigen Schwebe? Sich mit anderen Staatsoberhäuptern zu treffen, ehe man die chinesische Führung sieht wäre ein Affront, aber die Chinesen verhindern ein solches Treffen, was ein Stück weit die außenpolitischen Bemühungen Nordkoreas lähmt.
Reisen andere Staatschefs nach Nordkorea? Mir würden da spontan die Präsidenten von Laos (als alter Freund) oder Indonesien (das in jüngster Zeit verstärkte Interesse an den wirtschaftlichen Chancen Nordkoreas zeigt) einfallen. Wenn auch andere Staatschefs nach Nordkorea reisen, könnte man das als Anzeichen sehen, dass der Präsident der Mongolei nicht gedemütigt wurde, denn ich denke, dass sich sowas durchaus rumspricht und wer will das schon…
Wie ergeht es anderen Gästen in Nordkorea. Empfängt Kim Jong Un auch mal öfter ernstzunehmende Besucher oder vorrangig Pfeifen wie Rodman?

Warum nicht-Ereignisse spannend sind und ein paar Infos zum Weiterlesen

Wir werden sehen und vielleicht dann irgendwann besser verstehen, was in der letzten Woche in Nordkorea (nicht-)passiert ist. Und vielleicht seid ihr euch ja mit mir einig, dass die Dinge die nicht passieren oftmals interessanter sind, als die die passieren, denn wenn etwas nicht passiert, dann ist es oft ungewöhnlich, denn eigentlich passieren ja dauernd Dinge nicht und deshalb müssen wir ja irgendwie erstmal mit ihrem Passieren rechnen, um ihr nicht-passieren dann bemerken zu können.
Es gab übrigens auch andere Leute, denen das nicht-Ereignis aufgefallen ist. Ihre Analysen des Sachverhalts könnt ihr bei NKNews und Korea Realtime (danke für den Hinweis C.R.) nachlesen. Eine ziemlich umfassende Abdeckung des Besuchs gibt es wie immer bei NK Leadership Watch.

%d Bloggern gefällt das: