In letzter Zeit hört man ja immer wieder von nordkoreanischen Arbeitern, die überall auf der Welt eingesetzt werden, um Geld für das Regime in Pjöngjang zu verdienen. Besonders kamen sie in den Blick, weil das Regime offensichtlich angeordnet hat, dass nach Libyen entsandte Arbeitskräfte nicht nach Nordkorea zurückkehren sollen und weil Zeitungen meldeten, dass in iranischen Nuklearanlagen hunderte nordkoreanische Nuklearspezialisten gearbeitet hätten (letztere Meldung halte ich zumindest für fragwürdig, man sollte doch denken, Pjöngjang bräuchte seine Spezialisten – gerade die für das Uranprogramm — selbst, denn einerseits dürfte der Iran da schon weiter fortgeschritten sein und andererseits wachsen Nuklearspezialisten in Entwicklungsländern nicht unbedingt auf Bäumen). Generell werde ich in nächster Zeit versuchen, öfter mal etwas über nordkoreanische Arbeiter in den verschiedenen Teilen der Welt zu schreiben und heute will ich mit einem kleinen Bericht anfangen, der — wie ich finde — sehr interessant ist.
Bauen, putzen, pflanzen. Alles aus einer Hand…
Auf der Seite allAfrica.com, die ein recht umfassendes und gutes Informationsangebot über Entwicklungen in fast allen Staaten Afrikas bietet, gab es kürzlich einen kurzen Bericht aus Namibia. Darin beklage sich ein Funktionär der Jugendorganisation der Regierungspartei SWAPO (regiert seit der unabhängig und ist ursprünglich marxistisch ausgerichtet) über „importierte“ Arbeitskräfte. Genauer beklagte sich Veikko Nekundi darüber, dass nordkoreanische Arbeitskräfte an der Baustelle des Independence Memorial Museum eingesetzt würden. Nach seinem Verständnis ergebe es keinen Sinn, wenn Ausländer nach Namibia kämen um einfache Arbeiten wie putzen und aussäen von Gras zu erledigen, während im Land eine Arbeitslosigkeit von über 50 (!) Prozent herrsche. Recht hat er.

Der Stein des Anstoßes: Das Independence Memorial Museum in Windhoek wird nicht nur von nordkoreanischen Arbeitskräften gabaut, sondern sie putzen auch und pflanzen die Anlagen an. (Foto: Raymond June, CC-Lizenz: Attribution-NoDerivs 2.0 Generic)
Das wirft ein gewisses Licht auf die Arbeit der Mansudae Overseas Projects (MOP) über deren Arbeit ich vor längerer Zeit ja schonmal geschrieben habe. Scheinbar übernehmen die MOP Aufträge lieber als Generalunternehmer und setzen das gesamte Projekt alleine um. So können ihre Auftraggeber zwar von ihren hervorragenden Kenntnissen sozialistischer Formsprache und Baukunst profitieren, müssen aber für alle Arbeiten, die eigentlich auch die eigenen Leute hätten erledigen können, Nordkoreaner bezahlen. Aber der Deal ist vermutlich nur im Paket zu haben. Einstreichen kann die MOP somit wohl das gesamte Projektvolumen, das ursprünglich mit 60 Millionen Namibia-Dollar (ca. 5,4 Millionen Euro) angesetzt war. Ob Namibias Regierung allerdings mit den Auftragnehmern zufrieden ist und ob der Projektpreis auf diesem Level geblieben ist, dass bleibt offen, denn eigentlich sollte das Museum Ende März 2010 fertig sein, wartet aber immernoch auf seine Einweihung.
Kein Weg zu den Herzen der Namibier, aber zu 5,4 Millionen Euro…
Dass der Funktionär der namibischen Jugendorganisation bei seiner Beschwerde Nordkoreaner und Chinesen in einen Topf warf kommt wohl nicht von ungefähr, denn auch China ist dafür bekannt, Infrastrukturprojekte in afrikanischen Staaten zwar großzügig zu fördern, die Umsetzung aber von eigenen Unternehmern, die mit eigenen Arbeitern arbeiten, durchführen zu lassen (naja und meistens haben die Infrastrukturprojekte dann auch noch das eindeutige Ziel, Rohstoffe auf möglichst direktem Weg aus dem jeweiligen Land nach China zu schaffen). Ein bisschen scheinen sich die Manager der MOP jedenfalls in ihrem Geschäftsgebaren am Vorbild des großen Bruders zu orientieren. Ein gemeinsames Merkmal ist zumindest das Umsetzen von Projekten, von denen vermutlich nur die Projektnehmer profitieren, aber kaum Einheimische. Im Endeffekt ist das aber die Schuld der Auftraggeber, denn wenn man schon teure weiße Elefanten bauen muss, dann könnte man doch wenigstens die eigenen Leute daran teilhaben lassen. Nordkorea wird zwar mit diesem Vorgehen nicht unbedingt die Herzen der Bevölkerung der Gastländer gewinnen, aber da man darauf (das Gewinnen von Herzen) ja selbst im eigenen Land nur bedingt Wert legt, wird man das wohl verschmerzen können, solange man mit den jeweiligen Potentaten klarkommt.
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