„The KPA never makes an empty talk.“ — Oder vielleicht doch?


Heute gab es aus Nordkorea mal wieder massive Drohungen. Man wolle das Rimjin Pavillon direkt und ohne Vorwarnung unter Feuer nehmen, sollten südkoreanische Aktivisten wie geplant am kommenden Montag von dort aus Luftballons mit regimekritischem Inhalt in Richtung Nordkorea abschicken. Daher sollten vorsorglich die Zivilisten aus der Gegend evakuiert werden:

The Western Front Command of the KPA issues following notice upon authorization:

1. Rimjin Pavilion in Phaju City, location from where the puppet forces made public they would send leaflets and its surrounding area will become targets of direct firing of the KPA from now.

The location is the origin of provocation which can never be left as it is and a target of physical strike to be immediately blown away.

2. The moment a minor movement for the scattering is captured in Rimjin Pavilion and in its vicinity, merciless military strike by the Western Front will be put into practice without warning.

Scattering of leaflets amounts to an undisguised psychological warfare, breach of the Korean Armistice Agreement and an unpardonable war provocation.

3. South Korean inhabitants at Rimjin Pavilion and its surrounding area are requested to evacuate in anticipation of possible damage.

The KPA never makes an empty talk.

Die Reaktion aus dem Süden ließ nicht lange auf sich warten. Verteidigungsminister Kim Kwan-jin, der momentan ohnehin ein bisschen unter Druck steht, weil seinen Leuten der Grenzübertritt eines geflohenen nordkoreanischen Soldaten entgangen war, was Fragen hinsichtlich der Grenzsicherheit aufwarf, kündigte an, auf einen Beschuss mit einem lokal begrenzten Gegenschlag (die Quelle des Beschusses ausschalten) zu antworten.

Die Drohungen beider Seite klingen erstmal auf ihre Art recht glaubwürdig. Die nordkoreanische, weil sie einerseits auch die Evakuierung von Zivilisten verlangt und damit den (vielleicht realen) Anschein erweckt, bei diesem Angriff nicht dieselben Fehler wie beim Beschuss von Yonpyong zu machen und zivile Opfer zu verantworten, das macht es für mich irgendwie glaubwürdiger. Außerdem schließt der Text der Drohung mit der Aussage, dass man keine leeren Worte mache. Und irgendwie kann man es sich ja schwer vorstellen, dass man in so einer Ankündigung auch noch sagt, man mache keine leeren Worte, nur um genau das dann ein paar Tage später zu tun. Die südkoreanische Gegendrohung ist deshalb glaubwürdig, weil sie ganz genau beschreibt, was die südkoreanische Arme tun wird (bzw. vorhat zu tun, denn ob das gelingt, steht ja auf einem anderen Blatt) falls es zu einem Beschuss kommt, nicht mehr und nicht weniger.

Allerdings sollte man die Drohungen aus dem Norden vielleicht doch nicht ganz so ernst nehmen, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Südkoreas Verteidigungsminister Kim hat nicht ohne Grund darauf hingewiesen, dass dies nicht die ersten Drohungen aus dem Norden gegen südkoreanische Luftballonstarter und andere Propagandaquellen seien. Solche Drohungen kommen um genau zu sein ziemlich regelmäßig aus Nordkorea. Aber da das Rimjin Pavillon immernoch steht, wurden sie bisher nicht in die Tat umgesetzt. Auch die Aussage, die Koreanische Volksarmee mache keine leeren Worte, lässt sich bei näherer Prüfung nicht wirklich halten. Hier ist ein Beispiel aus dem Mai 2010, in dem die Armee ebenfalls ankündigt, keine leeren Worte zu machen und hier eines aus dem Jahr 2008. Nur zu diesem Anlass hatte es mit dem Beschuss von Yonpyong auch Taten gegeben, allerdings waren die Worte auf die Taten gefolgt (nicht umgekehrt) und dann ist es natürlich einfach zu sagen, wir machen keine hohlen Drohungen. Und das bringt mich auch schon zum letzten Punkt, der mich an der Glaubwürdigkeit der nordkoreanischen Drohungen zweifeln lässt. Denn bisher scheinen Drohungen und Taten eher voneinander abgekoppelt stattzufinden, bzw. scheint sogar ein negativer Zusammenhang zu bestehen. Auf explizite Drohungen folgen keine Taten und vor Taten wird nicht explizit gedroht. Wenn man dieser Logik folgen will, könnte man am Montag beruhigt zum Rimjin Pavillon gehen und die Luftballons starten. Allerdings würde ich nicht mein Leben drauf wetten, dass es dieses Mal nicht doch anders ist.

Naja, wir werden sehen. Aber wenn am Montag doch etwas passieren sollte, wäre ich doch überrascht. Dann müsste man nochmal über die innere Stabilität und Einigkeit des Regimes in Pjöngjang nachdenken. Und dann würde ich mir auch mal nähere Gedanken dazu machen, wie die Nachrichtenagentur KCNA funktioniert. Aber wie gesagt, ich erwarte außer Schimpf- und Drohkanonade keinen weiteren Beschuss aus Nordkorea…

(Update) Propaganda verstehen lernen mit Nordkorea: Nordkoreanische Dokumentation „Propaganda“


Update (31.05.2012): Eben hat mich Thomas zurecht darauf hingewiesen, dass ich vielleicht ein bisschen mehr Vorsicht bei der Bewertung der Filmchen hätte walten lassen können und wenn ich so drüber nachdenke hat er eindeutig recht. Die erste Frage bezieht sich auf den verpixelten Sprecher. Bei dem kann man sich zurecht fragen: Warum ist der verpixelt. Eine naheliegende Antwort ist: Weil er ein Südkoreaner ist und ihn ein solcher Auftritt ganzschön in Schwierigkeiten bringen kann. Das hat sich aufgrund seiner Seoul-Sprache auch erhärtet. Hätte ich von da aus allerdings weitergedacht, hätte ich mich auch noch gefragt, warum er der einzige Sprecher ist, der da auftritt. Vielleicht ja, weil kein nordkoreanischer Sprecher zur Verfügung stand, weil der Film im Süden produziert wurde?

Außerdem kann man noch auf die sehr gute Übersetzung verweisen. Allerdings lässt sich das auch klären, wenn man der Uploaderin der Videos glaubt, dass sie die Filme selbst synchronisiert hat. Das lässt sich aber alles nicht nachprüfen. Weiterhin habe ich ja schon auf die „Fehler“ wie den Verweis auf Verbündete als potentielle Ziele für „Krieg gegen Terror“ verwiesen und auch angemerkt, dass sowas aus Nordkorea bisher nicht zu sehen war.

Also läge wohl eine „idealistische“ Produktion von Freunden Nordkoreas im Süden nahe. Allerdings müssen das dann große Idealisten sein. Der Film ist ja schon recht aufwändig zusammengeschnitten, da stecken also einige Stunden Arbeit drin. Da müsste also einer mit viel Zeit und vermutlich auch etwas technischem Know How (und eventuell Zugang zu Bildarchiven (weiß ich nicht) am Werk gewesen sein. Ich weiß nicht, aber das passt für mich ähnlich schlecht, wie die Story einer Produktion in Nordkorea.

Keine Ahnung, ich weiß es nicht, aber eins weiß ich: Ich sollte künftig ein bisschen kritischer mit solchen Sachen umgehen. Wie unangenehm das werden kann, wenn man sein Hirn ausschaltet, bevor man schreibt, davon kann ja gerade ein amerikanischer Journalist ein Lied singen, der eine Story über angebliche Missionen amerikanischer Spezialkommandos in Nordkorea geschrieben hat, was ihm ziemlich auf die Füße geknallt ist, obwohl er nicht inkorrekt zitiert hat.

Ursprünglicher Beitrag (31.05.2012): Eben habe ich ein interessantes Youtube-Filmchen gesehen, auf das ich euch gerne aufmerksam machen möchte. Dieses Filmchen finde ich so besonders interessant (normalerweise widme ich ja Youtube-Videos sehr selten einen ganzen Artikel), weil es sich dabei um eine sehr aktuelle nordkoreanische Propaganda-Doku handelt. Die trägt auch  noch lustigerweise den Titel „Propaganda“ und behandelt die mannigfaltigen Spielarten westlicher Propaganda zur Gehirnwäsche der 99 % Beherrschten durch das 1 % der Reichen und Mächtigen. Leider kenne ich keine anderen Eckdaten zu dem Film und kann noch nicht mal mit hundert Prozentiger Sicherheit beschwören, dass der Film authentisch ist (allerdings fände ich andere Erklärungen über die Herkunft des Films auch in Verbindung mit dem Inhalt echt abenteuerlich) also wenn jemand mehr dazu weiß, dann kann er es ja posten. Ich fände es zum Beispiel auch interessant zu wissen, ob der Film oder Teile davon je in Nordkorea ausgestrahlt wurden, halte das aber für unwahrscheinlich. Allerdings finde ich es auch interessant, dass man so einen Film nur für den externen Gebrauch produziert.

Verderbtheit des Westens zeigen

Der Inhalt des Filmes ist wirklich interessant: Eigentlich wird darin an so ziemlich alles angeknüpft, das man an der westlichen Welt irgendwie kritisieren kann. In den ersten beiden Teilen (es sollen insgesamt neun sein), findet man hauptsächlich recht deutlichen Antiamerikanismus gemischt mit Konsumkritik und dem Hinweis auf die ungleiche Verteilung von Macht und Produktionsmitteln. Im zweiten Teil gibt es dann noch Religionskritik, die aber mit Antiamerikanismus etc. vermischt wird. Die Zielrichtung ist schon jetzt deutlich. Es soll die Krankheit und Verderbtheit der westlichen Welt gezeigt werden. Wenn man zu den eher zart besaiteten Gemütern gehört, sollte man sich überlegen, ob man den Film anschauen will. Da werden nämlich recht häufig sehr drastische Bilder gezeigt um die Brutalität und Unmenschlichkeit der USA zu belegen.

Für nordkoreanische Verhältnisse sehr mordern: „Generation-MTV“ im Visier?

Auch technisch finde ich den Film recht interessant. Ich kenne mich nicht wirklich mit solchen Dingen aus, aber wenn ich es einschätzen müsste, würde ich sagen, das richtet sich an die MTV-Generation. Die ist zwar auch nicht mehr wirklich up-to-date, aber für nordkoreanische Propaganda doch recht modern. Die Filmchen sind in kurze Sequenzen mit eindrucksvollen Bildern und kleine Zitate zerhäckselt, die nur von der Stimme aus dem Off zusammengehalten werden, die den roten Faden erklärt. Außerdem nutzt man auch hier die interessante Technik, die auch Kim Myong-chol, mein Lieblingspropagandalautsprecher nahezu perfektioniert hat. Man reißt irgendwelche Zitate von Instanzen, die nur schwer anfechtbar sind, mehr oder weniger stark aus dem Zusammenhang und verleiht dem Ganzen damit einen gewissen Eindruk von Seriosität. Hier beruft man sich gerne auf Noam Chomsky (was auch naheliegt, weil er der US-Politik ja nicht gerade unkritisch gegenübersteht), aber auch Seneca oder Adolf Hitler kommen zu Wort (Nazibilder sind eh recht beliebt, besonders um dann Bezüge in die Gegenwart, z.B. ähnliche Gesten, aufzuzeigen).

Interessantes Propagandadokument

Naja, das ganze Filmchen ist jedenfalls ein interessantes Propagandadokument im doppelten Sinne. Man lernt, was man in Nordkorea unter Propaganda versteht (Werbung, PR, Wahlkampf etc.) und kriegt das mit Hilfe feinster propagandistischer Methoden vermittelt. Spannende Sache.

Nur fürs Ausland?

Ebenfalls spannend finde ich wie gesagt die Zielgruppe dieses Films. Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass sich das in erster Linie an (junge) Südkoreaner richten sollte und in zweiter Linie an Menschen in aller Welt. Dadurch, dass man so viele Punkte abgrast, in denen Gesellschaftskritik teilweise nicht ungerechtfertigt ist, hofft man wohl, eine breite Gruppe von Leuten anzusprechen. Als Indiz dafür würde ich beispielsweise die Nazibezüge nehmen, die in aller Welt wohl als bekannt vorausgesetzt werden können. In Nordkorea bin ich mir aber nicht so sicher. Daneben finde ich es auch interessant, dass beispielsweise der Sudan und vor allem Simbabwe und Myanmar direkt genannt werden als Länder, die bei einem echten Krieg gegen den Terror auch angegriffen werden müssten. Eigentlich bemüht man sich ja um gute  Beziehungen zu den Führern dieser Staaten (beim Sudan bin ich mir nicht ganz sicher. Man hat sehr schnell den Südsudan anerkannt), aber sowas ist ja nicht gerade nett. Das einzige Motiv, das mir dafür einfällt, ist eine Art opportunistische Anbiederung an linksgerichtet Leute in westlichen Staaten.

Ein bisschen verstehe ich jetzt die südkoreanische Angst vor nordkoreanischer Propaganda

Ich kann mir vorstellen, dass dieses Filmchen nicht nur bei Irrlichtern und Verschwörungstheoretikern (aber bei denen besonders) auch in unseren Breiten auf Zustimmung oder zumindest Interesse stoßen wird. Ganz ehrlich gesagt verstehe ich heute zum ersten Mal wirklich, warum sich südkoreanische Regierungen Sorgen vor der nordkoreanischen Propaganda machen. Aber schauts euch einfach mal selbst an. Ich bin jedenfalls auf die nächsten Teile gespannt…

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Kurzer Ritt durch Nordkoreas totalitären Kitsch


Manchmal sagen Bilder ja mehr als tausend Worte. Und deshalb schaue ich mir manchmal ganz gerne Bilder an, um zu sehen, was die so zu sagen haben. Öfter mal sind dabei auch Bilder von Kim Jong Il oder anderen Protagonisten des Regimes, wie sie gerade diese oder jene Delegation aus dem Ausland empfangen. Meist schaut man dabei, wer auf dem Bild ist und wo er sitzt.

Den Hintergrund verliert man dabei leicht aus dem Auge, obwohl der meistens (zumindest bei den Gruppenfotos) auch aus einem Bild besteht. Und kürzlich habe ich nochmal daran gedacht, dass Rüdiger Frank mal bei einem Vortrag gesagt hat, dass auch die Symbolik dieser Hintergründe nicht zu unterschätzen sei. Daher habe ich mir mal relativ vogelwild ein paar Hintergründe rausgesucht und will sie ohne allzu großartige Interpretation präsentieren.

Der wohl berühmteste und am liebsten genommene Hintergrund ist dieser hier:

Fast immer wenn Kim Jong Il eine hochrangige ausländische Besuchergruppe empfängt, stellt/setzt sich die ganze Gesellschaft vor diesem Wandbild hin.

Ob sie dabei auch gezielt unterschiedlich platziert werden weiß ich nicht. Jedenfalls sieht es hier fast so aus, als würden die Wellen über Madeleine Albright zusammenschlagen:

Eric Gibson hat dieses Hintergrundbild anlässlich von Bill Clintons Besuch zur Befreiung der beiden Journalistinnen Ling und Lee (oder vielmehr anlässlich des dort geschossenen Fotos) analysiert und das finde ich sehr interessant. Er spricht den Gegensatz zwischen der gefährlich aufgewühlten See mit ihren gewaltsam zusammenschlagenden Wellen (die dazu noch größer sind als die posierenden Menschen und so den Blick einfangen) und den friedlich rumsitzenden Vögeln rechts unten auf und leitet daraus ab, dass das Bild „Kunst mit einem Zweck“ sei, oder „totalitärer Kitsch“ wie diese Art der propagandistischen Kunst zumindest im englischen Sprachraum nicht unzutreffend genannt wird. Der Autor interpretiert diesen Gegensatz als Ausdruck zweier Botschaften, die gleichzeitig transportiert werden sollen. Einerseits die unbändige Macht des Regimes, die gleich der Naturgewalt des Meeres durch nichts zu bremsen ist. Andererseits das Paradies auf Erden — symbolisier durch die fröhlichen Vögelchen — das vom Regime erschaffen wurde, das aber (so sehe ich es zumindest) gleichzeitig nur existieren kann, solange die Macht des Regimes es nicht zerschmettert, was jederzeit möglich wäre. Besonders schön ist es natürlich Gäste wie Bill Clinton vor so einem Hintergrund zu platzieren, denn die Macht der Naturgewalt Nordkorea per Foto in aller Welt Publik hat ja schon was.

Ganz ehrlich gesagt kenn ich mich aber mit der Symbolik von Kunst im Allgemeinen und nordkoreanischer Kunst im Speziellen leider nicht besonders gut aus und konnte auch keinen wirklich erschöpfenden „Internet-Crash-Kurs“ zu dem Thema finden, aber die Interpretation erscheint mir durchaus schlüssig. Nichtsdestotrotz finde ich das Thema höchst spannend und daher habe ich noch ein bisschen weiter geschaut. Auf dem Bild sind ja nach der Interpretation nur das Volk und das Regime/die Staatsmacht abgebildet. Schaut man auf den Boden, dann findet man auch noch das Land. Da sind nämlich schöne Magnolien zu sehen, die als Nationalblumen Nordkoreas die Nation repräsentieren. Eigentlich steht oder sitzt Kim auf jedem Bild auf einer der Magnolien. Ob das der Suche nach der richtigen Perspektive geschuldet ist, oder auch etwas mit Symbolik zu tun hat, vermag ich nicht zu sagen.

Allerdings ist dieses Wandbild nicht das Einzige, das das Regime für seine Gäste bereithält. Je nach Anlass gibt es ein relativ breites Portfolio verschiedener Gemälde, vor denen die Vertreter des Regimes mit ihren Gästen posieren können.

Yang Hyong-sop, der Präsident der Obersten Volksversammlung und damit einer der wichtigen Repräsentanten des Regimes nach außen steht öfter mal hier:

Der Hintergrund ist wieder die Magnolie als Symbol für die Nation, aber hier ist interessanter, was andeutungsweise vorne in der Mitte zu sehen ist. Da gibts nämlich mit höchster Wahrscheinlichkeit (der Farbe und angedeuteten Blütenform wegen) eine Kimilsungia. Die Orchideenart, die Indonesiens Präsident Sukarno Kim Il Sung 1965 zum Geschenk machte und die mittlerweile ungefähr mit der gleichen symbolische Bedeutung belegt ist, wie ein Kreuz an der Wand bei Christen. Bei dem Treffen das oben abgebildet ist, waren also nicht nur Yang und die südkoreanischen Religionsvertreter vor Ort, sondern auch der Staatsgründer hat seinen Platz gehabt.

Kim Yong-nam sieht man dagegen gelegentlich hier:

Hier sind sowohl Kimilsungia als auch Kimjongilia zu sehen, und schauen Kim Yong-nam und seinem Gast Xi Jinping über die Schultern.

Eine Blume habe ich noch, die mich ein bisschen vor Schwierigkeiten stellt. Anlässlich des Empfangs des laotischen Präsidenten sah der Hintergrund nämlich so aus:

Ganz ehrlich, ich weiß nicht wirklich was das ist. Könnte sich um die Frangipani, die Nationalblume von Laos handeln, quasi als Ehrenbekundung. Aber sicher bin ich mir da nicht.

Es ist aber nicht alles so blumig in Nordkoreas Bildsymbolik. Das Meer als Naturgewalt hatten wir ja eben schonmal. Dass es aber auch anders geht, zeigt dieses Bild beim Empfang einer chinesischen Delegation um Chinas Vizepremier Zhang Dejiang in diesem Jahr:

Das Meer plätschert fein vor sich hin und alles ist super harmonisch. Allerdings weiß ich nicht, ob das wirklich ein Gemälde ist, oder nicht doch eine Fototapete. Ein Bekannter hatte mal eine verdächtig ähnliche…

Ebenfalls sehr harmonisch ist der Hintergrund ausgefallen, als Kim Dae-jung Nordkorea besuchte:

Naja, aber Symbolik hat man ja nicht nur in Nordkorea gepachtet. Dass auch Chinas Parteikader wissen wo sie herkommen, zeigte sich beispielsweise bei Choe Yong-rims Besuch in China:

Südkoreanischer Mann wegen Retweets verurteilt — Warum wird das Nationale Sicherheitsgesetz Südkoreas nicht reformiert?


In Südkorea wurde gestern ein Mann zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, weil er Twitter Nachrichten des Accounts Uriminzokkiri (http://twitter.com/uriminzok) weitergeleitet („geretweetet“ nenn ich es mal) hat, der so etwas wie der Propaganda-Außenposten Nordkoreas in den sozialen Medien ist. Der Mann wurde vor dem Hintergrund des Nationalen Sicherheitsgesetzes Südkoreas verurteilt, das unter anderem Handlungen wie die Verherrlichung Nordkoreas oder die Verteilung nordkoreanischer Propaganda unter Strafe stellt. Dieses Gesetz gibt den südkoreanischen Behörden auch die Handhabe für die gern genutzte Praxis, den Zugang zu nordkoreanische Internetseiten aus Südkorea zu verhindern.

Das Sicherheitsgesetz ist meiner Meinung nach eine ziemlich kritische Angelegenheit, da aufgrund seiner teilweise schwammigen Formulierungen sehr weitreichende Maßnahmen der südkoreanischen Behörden beispielsweise hinsichtlich freier Meinungsäußerung vorstellbar sind und früher auch umgesetzt wurden (Gab es eigentlich in Deutschland ein Pendant hinsichtlich DDR-Propaganda?). Außerdem führt dies zu der irgendwie kuriosen Situation, dass die südkoreanischen Bürger über die nordkoreanische Propaganda nur gefiltert durch die eigenen Medien informiert werden und damit auch irgendwie stärker durch die eigene „Propaganda“ beeinflussbar sind (denn alternative Informationen sind schwer zu bekommen). Ich kann natürlich nicht wirklich einschätzen wie stark eine relativ frei verbreitete nordkoreanische Propaganda sich auf die Bevölkerung auswirken würde, aber eigentlich ist es sehr schwer vorstellbar, dass sich die südkoreanische Bevölkerung in Scharen auf die Seite des nordkoreanischen Regimes schlüge.

Daher gibt es für den unveränderten Erhalt des Sicherheitsgesetzes meiner Meinung nach eigentlich nur zwei sinnvolle Erklärungen. Einerseits ist es möglich, dass Südkoreas politische Eliten die Stabilität der noch relativ jungen Demokratie noch immer sehr kritisch betrachten und nordkoreanische Propaganda als echte Bedrohung sehen oder sie wissen den „praktischen Nutzen“ des Sicherheitsgesetzes zu schätzen. Je nach Bedarf kann man das Gesetz anwenden und damit unbequeme Leute wie Journalisten auf Linie bringen. Außerdem dürfte das Gesetz bei einigen Leuten eine gewisse Selbstzensur bewirken, denn man weiß ja nicht, ob man das Gesetz nicht doch in diesem speziellen Fall etwas schärfer auslegen wird. Grundsätzlich sollte eine gesunde und selbstbewusste Demokratie ohne einen solchen juristischen Notnagel klarkommen und anders herum gesehen kann ein solches Gesetz sogar eine Gefahr für die Stabilität der Demokratie gesehen werden, denn es kann ein erster Schritt zur Begrenzung der bürgerlichen Freiheiten sein und damit ein Weg zu autoritären Regierungsformen. Künftige Regierungen Südkoreas sollten daher mal darüber nachdenken, dass Gesetz zu reformieren und ein bisschen mehr Vertrauen zur Demokratie und der Bevölkerung zu haben.

Flugblattpropaganda gegen Kims Regime. Warum „gut gemeint“ oft nicht viel mit „gut“ zu tun hat.


Kürzlich habe ich mich ja damit beschäftigt, welche Lehren Kims Regime aus den Ereignissen in den Staaten der arabischen Halbinsel und Nordafrikas ziehen kann. Dabei spielte die Frage eine zentrale Rolle, inwiefern es dem Regime weiterhin gelingt, Informationen zu monopolisieren. Ohne dieses Informations- und Kommunikationsmonopol dürfte es auf Dauer unmöglich sein, Widerstand aus dem Volk (welche Ausmaße der erreichen kann ist eine andere Frage) zu verhindern. Eben dieses Monopol haben zivilgesellschaftliche Gruppen aus Südkorea schon länger im Visier, indem sie auf verschiedenen Wegen Flugblätter über den 38. Breitengrad bringen. Auf diese Art versuchen diese Gruppen momentan, Informationen über die Ausbreitung des Widerstands in den arabischen und nordafrikanischen Staaten, in Nordkorea zu verbreiten.

Doppelte Gefahr für die öffentliche Ordnung aka Grabesruhe

Solche Nachrichten sind für die Grabesruhe, in der Kims Regime das Land halten möchte, natürlich doppelt gefährlich. Einerseits weil sie die Menschen in Nordkorea generell (so wie andere Flugblattaktionen auch) darüber aufklären, dass ihnen vieles von dem, was in der Außenwelt geschieht vorenthalten wird und dass die staatliche Propaganda wohl hinterfragenswert ist. Darüber hinaus kann sich durch diese speziellen Informationen aber auch die grundsätzliche Idee verbreiten, dass Widerstand möglich ist. Solange die herrschende Ordnung quasi als gottgegeben akzeptiert wird, ist es ein fast unmöglicher Schritt, sich gegen die Führung zu wenden. Wird dieser Gedanke aber durch die Annahme verdrängt, dass herrschende Ordnungen menschengemachte Systeme sind, die auch von Menschen niedergerungen werden können, dann wird Widerstand wahrscheinlicher. Interessant dürfte auch sein, inwiefern Informationen über übergelaufene Militärs in Libyen enthalten sind. Denn irgendwen wird das Regime wohl damit beauftragen, die gefährlichen Schriftstücke einzusammeln. Und da ist es ja durchaus vorstellbar, dass der eine oder andere Militär nach Lektüre besagter Zettel auf Ideen kommt, die Kims Regime ganz und gar nicht gefallen dürften.

Informationen sind im Norden leichter zugänglich

Im Zusammenhang mit dem Einsickern von Informationen, sind auch die Nachrichten, die die Chosun Ilbo über Unruhen im Norden des Landes verbreitet (wie immer unter meinem „Chosun Ilbo vorbehalt“) interessant. Denn in dieser Region ist die Grenze durch den kleinen Grenzverkehr recht porös und auch Mobiltelefone mit chinesischen Netzbetreibern scheinen dort verfügbar zu sein. Daher dürften die Menschen im Norden des Landes „aufgeklärter“ sein, als in anderen Regionen.

Eine gute Idee? Weiß nicht!

Die Idee hinter der Flugblattaktion ist interessant und bestimmt gut gemeint. Ob sie gut ist weiß ich aber nicht so genau. Meine Zweifel beruhen auf zwei unterschiedlichen Überlegungen.

Die erste ist eher grundsätzlicher Natur. Wenn man eine Aktion startet, dann ist es natürlich vorher immer gut zu überlegen, was eigentlich genau ihr Ziel ist. Zuerst denkt man ja, das Ziel sei klar. Man will die Leute zum denken bewegen und Widerstand im Volk befeuern. Schön, und dann? Denkt man ein bisschen weiter, dann stellt sich nämlich die Frage, wo das denn hinführen soll. Will man, dass diejenigen, die das Lesen nach der Lektüre auf die Straße stürmen und protestieren? Das wäre eine schlechte Idee. Will man, dass sich langfristig ein oppositioneller Kern entwickelt, der auf seine Chance wartet und irgendwann loslegt? Wäre schon besser, aber dann müsste man immernoch ein Stück weiterdenken. Ok, ganz abgesehen von den Unwägbarkeiten (stark euphemistisch formuliert), die mögliche Reaktionen des Kim Regime mit sich brächten, nehmen wir einfach mal an, es läuft irgendwie ähnlich wie in Libyen, meinetwegen auch besser. Die Kims packen recht schnell ihre Koffer und suchen Asyl in China. Dann haben die Südkoreaner was sie wollten. Oder nicht? Südkoreas Premier Kim Hwang-sik sagte kürzlich in einem Interview gegenüber Yonhap, der Weg einer Absorption Nordkoreas sie als Wiedervereinigungsoption nicht gewünscht. Nagut, dann hätte man ein verarmtes Kopfloses Armenhaus in direkter Nachbarschaft, für das man irgendwie Verantwortung übernehmen müsste, ohne aber eine staatliche Einheit anzustreben. Das dürfte schwierig werden. Was man nicht will ist ein nuklear bewaffnetes Somalia vor der Haustür. Also reicht Grenzen dicht machen wohl nicht. Einen eigenen starken Mann installieren? Ist wohl schwer vertretbar. Was dann? Gut das ich dafür keine Antwort liefern muss. Aber wer solche Flugblattaktionen positiv sanktioniert (das macht die südkoreanische Regierung), der sollte sich auch über möglich mittelbare Folgen Gedanken machen. Mein Gefühl ist, dass es hier (wie in der gesamten Politik gegenüber dem Norden) keinen wirklichen Plan gibt, sondern man einfach mal ein bisschen Unruhe stiften will. Aber aus Unruhe werden — wie man zurzeit ja eindrucksvoll beobachten kann – oft unverhofft Unruhen. Und die sollte man dann gleich mal mit einplanen.

Die zweite Überlegung, die mich die Flugblattaktionen hinterfragen lässt, betrifft die Adressaten. Würde mich Gott oder ein fieser Teufel vor die Wahl stellen, wo in Nordkorea ich leben wollen würde, dann würde wohl kein Ort dazu zählen, der in Reichweite der südkoreanischen Flugblätter liegt. Man stelle sich vor ich fände einen solchen Zettel. Ich könnte ja nichts mehr richtig machen. Egal ob ich ihn verstecke, oder den Behörden  gebe. Ich stehe den Rest meines Lebens unter Druck. Entweder werde ich als potentielle Gefahr (weiß ja keiner was ich gelesen habe und welchen Reim ich mir darauf gemacht habe) unter Dauerbeobachtung stehen (bestenfalls), oder ich muss mein Leben lang fürchten, dass jemand was von meinem Geheimnis weiß. Beides ist nicht erstrebenswert. Es ist klar, dass das Regime weiß, dass die Flugblätter da sind und es ist klar, dass dem besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Als menschenverachtender Diktator lassen sich daraus einige perfide Methoden entwerfen, um vertrauenswürdige Leute von unsicheren Kantonisten zu trennen. Daher weiß ich nicht, inwiefern die Menschen die in den Genuss dieser Informationen kommen, den Absendern wirklich dankbar sein können. Wer sein Radio manipuliert um den Auslandssender zu empfangen der macht dies aus eigenem Willen. Wem ein Stapel Flugblätter in den Garten fällt, der kann daran nichts ändern und auch nicht unbedingt an den Folgen die das nach sich zieht.

Die Verhältnismäßigkeit der Mittel im Auge behalten und sich eine Strategie überlegen

Es ist wie so oft im Fall Nordkorea. Es muss immer kritisch hinterfragt werden, inwiefern die Mittel, mit denen man gegen das Regime vorgeht, verhältnismäßig sind. Eigentlich will man ja die Lebenssituation der Bevölkerung Nordkoreas verbessern. Ist es da verhältnismäßig, keine Nahrungsmittelhilfen zu geben, weil dies vielleicht auch das Regime trifft? Das erinnert mich irgendwie an der berühmt gewordenen „Wir mussten das Dorf zerstören um es zu retten“ Aussage aus dem Vietnamkrieg. Ist es verhältnismäßig Menschen ungefragt Informationen zu geben, die sie in Gefahr bringen können und die sie vielleicht garnicht haben wollen? Ist es verhältnismäßig den Sturz von Kims Regime zu befeuern, scheinbar ohne auch nur im Geringsten eine Idee zu haben, was danach sein soll? All das sind Fragen die ich nicht wirklich beantworten kann, aber irgendwie fände ich es gut und wichtig, wenn sich die verantwortlichen in Seoul und Washington zumindest mal eine Nordkorea-Strategie überlegen würden, die funktioniert und die aus einem Guss ist. Die jetzige Strategie scheint mir oft nur bis zu Kims Ende zu reichen und ob sie funktioniert, naja, kann man bezweifeln…

Wo ich gerade so von „gut“ und „gut gemeint“ schreibe und ganz nachdenklich geworden bin, fällt mir das grandiose Lied von Kettcar ein. Viel Spass beim hören…

UPDATE: Rodong Sinmun geht Online — Wohin führt Nordkoreas Netzoffensive?


Update (22.02.2011):Werner hat eben darauf aufmerksam gemacht, dass es ein kurzes „Vergnügen“ war, mit dem Auftritt von Rodong Sinmun. Die Seite war nur an dem Tag, als ich darüber schrieb (und ein paar Tage davor), erreichbar. Wenn einer von euch darüber was weiß, kann er gerne bescheidgeben. Ich werde auch die Augen offenhalten.

Ursprünglicher Beitrag (17.02.2011): E-Papers sind ja nicht unbedingt was Neues und Internetauftritte von Tageszeitungen sind in unseren Breiten Standard. Spannend wird es allerdings, wenn nordkoreanische Publikationen ins Netz gehen, denn damit öffnen sich die Inhalte nordkoreanischer Propaganda für eine wesentlich breitere Lesergruppe. Den Schritt in die Weltöffentlichkeit hat nun Rodong Sinmun, das Organ des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas gemacht. Seit gestern kann man alle Inhalte des Propagandaorgans auf dem Internetauftritt http://www.rodong.rep.kp/ finden. Man kann sich entweder einzelne Artikel auf der Seite anschauen, oder sich das e-Paper im PDF-Format durchlesen. Auf North Korea Tech, durch das ich auf die Seite aufmerksam geworden bin, steht, dass das Archiv bis Anfang dieses Jahres zurückreicht. Als Grundvoraussetzung zur Lektüre des Blattes muss man allerdings der Koreanischen Sprache mächtig sein, denn eine englische Version ist nicht verfügbar. Aus dem Grund kann ich auch nicht wirklich was zu Struktur und Aufbau der Seite sagen.

E-Paper von Rodong Sinmun vom 17.02.2011, Seite 1

Für alle die die sprachlichen Fähigkeiten haben und sich für die interne Propaganda des Regimes interessieren dürfte der neue Internetauftritt aber eine großartige Fundstelle sein. Neben KCNA gibt es nun eine weitere Quelle, die man regelmäßig auswerten kann und die vielleicht einen noch stärkeren Blick auf die Sicht der Partei (ich weiß nicht wo KCNA organisatorisch eingeordnet ist) erlaubt und außerdem eine deutlichere Sicht auf die nach innen gerichtete Propaganda des Regimes gewährt. Denn Hauptadressaten der Rodong Sinmun dürften ja Nordkoreaner sein, was auch das Fehlen eines englischsprachigen Auftritts erklärt. Gleichzeitig wird damit aber die Frage nach dem Zweck des Auftritts aufgeworfen. Sehen wir hier erste Anzeichen, dass das Regime für Teile der Bevölkerung Teile des Internets bereitstellen will? Eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen, denn es wäre eine ungeheure Gefahr für das Regime, aber vielleicht gibt es da einen langfristplan.

Wenn man sich so anschaut, wie eifrig die „PR-Abteilung“ des Regimes in letzter Zeit an der Präsenz im Internet arbeitet, bin ich mal gespannt, was noch für Internetauftritte zu erwarten sind. Eine Organisationsseite der NDC oder des Kabinetts? Eine Fanseite für Kim Jong Un? Kim Jong Il bloggt über seine Sicht der Dinge (Er wäre ja nicht der Erste. Chavez tut es und Ahmadinedjad ist schon wieder drüber weg (obwohl ich seine Inhalte sehr geschätzt habe, irgendwie)? Wir wissen es nicht, aber ich bin gespannt und denke, dass da im kommenden Jahr noch einiges zu erwarten ist.

Ein Blick in Nordkoreas Propagandawelt: Poster und Slogans


Ich bin momentan mit allerlei anderen Sachen beschäftigt und komme daher nicht so regelmäßig zum schreiben, wie ich das gerne würde. Aber soweit ich das mitbekommen habe, ist auch nicht wirklich was Wichtiges passiert. Kim Jong Ils ältester Sohn (Kim Jong Nam der alte Wonneproppen) hat sich mal wieder zu einem Kommentar hinreißen lassen, dass Raum für viele Interpretationen und Spekulationen lässt, aber von seiner Aussagekraft schwer einzuordnen ist. Ansonsten gibt es jede Menge Gesten, aber nichts Handfestes. Mein beschränktes Zeitbudget und die relative Ereignislosigkeit, die momentan herrsch nehme ich einfach mal zum Anlass, euch etwas eher „Zeitloses“ vorzustellen. Zwei Youtube-Videos, die eine große Zahl nordkoreanischer Propagandaposter zeigen und dazu die englische Übersetzung der enthaltenen Slogans mitliefern. Ich fand es sehr interessant um einen kleinen Eindruck der nordkoreanischen Propagandawelt zu gewinnen und naja, wer sich für die Ästhetik sozialistischer Propaganda interessiert, der wird daran erst recht seinen Spaß haben…

Naenara ist wieder da


Vielmehr gibts dazu eigentlich nicht zu sagen. Naenara, die Seite die unter anderem in deutscher Sprache nordkoreanische Nachrichten Propaganda verbreitet hat und seit längerem aus dem Netz verschwunden war ist wieder da (um genau zu sein hier). Scheinbar wird Naenara nun von dem „Star Joint Venture“ gehostet, demselben Betreiber, der auch den neuen Auftritt von KCNA betreibt. Wenn ihr euch also aus erster Hand über das Neueste aus Nordkorea informieren wollt, besteht jetzt wieder die Möglichkeit. Ich bin mal gespannt, ob es bald noch mehr Seiten auf den IPs, die Star Joint Venture betreibt, zu sehen geben wird.

Die „Drei Generäle vom Paektusan“ in den nordkoreanischen Medien: Vorbereitung zur Nachfolge Kim Jong Uns?


Update (25.02): Werner hat sich die Zeit genommen und sich die koreanische Version der KCNA Seite mal etwas näher bezüglich der „Storys of…“ angeschaut. Hier seine Ergebnisse:

2009 und 2010:
Montag-Kim Il Sung, Dienstag-Kim Jong Il, Mittwoch-Kim Jong Suk  (immer in der letzten Zeile der KCNA-Nachrichten)

2007 und 2008:
Anekdoten über Kim Vater und Sohn an unterschiedlichen Wochentagen, manchmal öfter, dann wieder seltener (aber immer in der letzten Zeile der KCNA-Nachrichten)

2003 und 2004:
Die Anekdoten kommen nur selten vor
(auch nicht in der letzten Zeile, sondern irgendwo im letzten Drittel der KCNA-Nachrichten)

Kurios: am 23. 3. 2008 steht anstelle „Anekdoten mit dem Vorsitzenden Kim Il Sung“ nur „Anekdoten mit den Vorsitzenden“ (auf den Namen Kim Il Sung wurde an diesem Tag verzichtet/vergessen)

Werner sagt, dass sich die koreanische Version von KCNA von der englischen generell dadurch unterscheidet, dass sie viel weniger Hetztiraden gegen die Politik und Politiker in Südkorea, Japan oder den USA aufweist. Durchaus interessant. Also, danke für die Mühe.

Ursprünglicher Beitrag (24.02): Ich habe bei meiner Lektüre der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA was recht interessantes rausgefunden (Vielleicht hats auch wer Anderes rausgefunden, dann geht meine Entschuldigung an denjenigen, aber ich hab bisher keinen Bericht darüber gelesen). Seit Juni des vergangenen Jahres gibt es eine Art Serie, die zwischenzeitlich auch mit einem eigenen „Label“ versehen wurde und zu regelmäßigen Terminen auf die Errungenschaften Kim Il Sungs, Kim Jong Suks und Kim Jong Ils hinweist. Das ganze könnte im Zusammenhang mit der (angeblich geplanten) Nachfolge von Kim Jong Ils jüngstem Sohn hinweisen. Im Folgenden findet ihr einen Versuch einer näheren Analyse des Ganzen…

Ich lese von Zeit zu Zeit ganz gern die „Nachrichten“ der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA. Einerseits gibts da natürlich zwischen den Informationen über Grüße anderer Präsidenten oder „Figures“, Blumengestecken und Seminare über Juche, die irgendwo abgehalten werden, gelegentlich durchaus brauchbare Inhalte (wenn man seinen „Nordkorea-Filter“ eingeschaltet lässt). Vor allem ist es andererseits aber oft einfach nur unterhaltsam. Ich habe oft kaum zu übertreffendes Spaß, wenn ich über die Besuche Kims in landwirtschaftliche Betrieben oder Produktionsstätten lese, besonders seine Anweisungen und Kommentare find ich herrlich. Was ich auch gerne lese sind die Anekdoten. Leider gab es davon relativ Lange nur wenige. In letzter Zeit ist mir aber aufgefallen, dass eine Art neue Rubrik eingeführt wurde. Wer gelegentlich bei KCNA reinschaut, der hat vielleicht bemerkt, dass öfter mal als letzte Nachricht da steht: „Story of…“, wobei diese Storys entweder von Kim Il Sung, Kim Jong Il oder Kim Jong Suk (wobei diese den annähernd festen Namenszusatz „Anti-Japanese heroine“ innehat) handeln. Weil mich Veränderungen, auch wenn sie nur klein (aber durchaus offensichtlich) sind, immer interessieren, da ich mir einbilde, dass man aus solchen etwas ablesen kann, hab ich mir die Storys mal näher angeschaut. Keine Sorge, ich mach jetzt keine Inhaltsanalyse darüber was Kim Il Sung in Juch 43 hier gemacht, Kim Jong Il in Juche 74 da gesagt, oder wessen Wäsche Kim Jong Suk in Juche 67 gewaschen hat. Wäre bestimmt vielleicht auch interessant, aber da ich auch noch was anderes zu tun habe, präsentiere ich andere aber wie ich finde hoch interessante Ergebnisse.

Auffälliges Muster in den Nachrichtenartikeln

Mir ist nämlich recht schnell aufgefallen, dass die „Storys of…“ Reihe nicht einfach so ins Propagandarauschen eingestreut wird, sondern dass die Serie einem recht stringenten Muster folgt. Schaut ihr Mittwochs bei KCNA rein, könnt ihr mit ner über 90 Prozentigen Wahrscheinlichkeit ne Story von Kim Jong Suk lesen, Dienstags gibts ne Anekdote von Kim Jong Il und wie sich das gehört ist es am ersten Tag der Woche der Ewige Präsident himself, dessen glorreiche Vergangenheit ins Bewusstsein des Lesers gerufen wird. Die drei Generäle vom Paektusan erleben also ein wohlgeordnetes Revival in den nordkoreanischen Medien, obwohl 2/3 der Gruppe schon recht lange tot sind. Das finde ich schonmal erstaunlich und interessant auch die strikte Reihenfolge, an die sich die Meldungen über die Drei halten.

Allerdings hat diese Erkenntnis mein Interesse noch weiter angestachelt. Also hab ich mich daran gemacht, die Archive der KCNA zu durchforsten (Bei Kim Jong Suk hat sich NK News als gute Hilfe erwiesen, aber da Kim Jong Il in jeder zweiten Nachricht namentlich genannt wird und Kim Il Sung auch häufig, musste ich bei den Beiden auf die klassische Durchforstungsmethode zurückggreifen). Dabei sind mir noch einige weitere interessante Fakten aufgefallen, denndie Serie hat eine Entwicklung durchgemacht. Sie wurde in mehrerlei Hinsicht immer weiter verfeinert

  • Sie hat nicht unter dem Label „Story of…“ gestartet, sondern unter irgendwelchen Überschriften, die den Inhalt der Anekdote mehr oder weniger genau umschrieb (Das Label wurde am 09. Dezember erstmals eingeführt (Kim Jong Suk), aber noch nicht konsequent durchgehalten. Konsequente Anwendung findet das Ganze seit dem 04. Januar 2010 (Kim Jong Il, erste Anekdote des Jahres).
  • Anfänglich waren die Anekdoten auch nicht generell als letzte Nachricht eingeordnet, sondern fanden sich irgendwo zwischen den Anderen. (Die Einordnung als letzte Nachricht begann am 06. Juli und wurde seitdem konsequent durchgehalten. Interessant, gleichzeitig wurde das übliche Muster durchbrochen, es gab keine Anekdote von Kim Il Sung sondern an dem sonst für ihn reservierten Montag eine von Kim Jong Il und am Kiim Jong Il vorbehaltenen Dienstag eine von Kim Jong Suk)
  • Hin und wieder wurde die strikte Reihenfolge (wie gesagt: Montag Kim Il Sung; Dienstag Kim Jong Il; Mittwoch Kim Jong Suk), nach der die Drei Generäle Erwähnung fanden auch durchbrochen (sehr selten, ich glaube zweimal oder so) oder es wurde Einer ausgelassen (etwa 5 Mal).
  • Gestartet wurde die Serie, soweit ich das erkennen kann am 18. Mai 2009. Danach trat das Muster in der oben genannten Reihenfolge (Kim Il Sung, Kim Jong Il und Kim Jong Suk) sieben Wochen in Folge auf.

Toll, oder? Nun stehe ich nur vor einer Art Dilemma. Einerseits freue ich mich, dass ich irgendwas bemerkt habe. Andererseits weiß ich aber überhauptnicht, was das alles bedeuten soll. Ich mache mir mal ein bisschen Gedanken und schreibe das hierher, wenn euch ne Idee kommt, immer her damit!

Die Drei Generäle vom Paektusan

Vielleicht erstmal was zu den Drei Generälen des Paektusan. Kim Il Sung, Kim Jong Suk und Kim Jong Il sind die drei entscheidenden Figuren des nordkoreanischen Gründungsmythos (Ich bin nicht besonders Firm in dieser Gründungsmythos-Sache (ich hab mich bisher immer gesträubt mich da wirklich reinzulesen), also seht mir bitte Ungenauigkeiten nach und macht mich auf Fehler aufmerksam). Kim Jong Il ist der Sohn der beiden Anderen und soll dem Mythos entsprechend während des Befreiungskampfes gegen Japan in einer Hütte am Paektusan geboren worden sein (während am Himmel ein Regenbogen erschien), was aber alles mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht stimmt. Die Hütte etc. sind heute ein quasi heiliger Ort, zu der man als guter Nordkoreaner pilgern muss, wie ein guter Christ ins Heilige Land (apropos Christ: Teile des Gründungsmythos sollen christlichen Motiven entliehen sein). Und natürlich wurde die Erinnerung an die Drei Generäle hochgehalten. Allerdings wurden Kampagnen, die auf die Drei Generäle hinwiesen, in jüngerer Vergangenheit oft mit der Nachfolge Kim Jong Ils in Verbindung gebracht. Der Verweis auf die Drei Generäle ist ein klarer Verweis auf die Blutsline Kim Il Sungs. Kim Jong Il stammt aus diesem „heiligen Geschlecht“ an dessen Bedeutung wir alle wöchentlich erinnert werden und Kim Jong Un (der zurzeit allerorten besprochene aber nicht bekannte jüngste Sprössling Kim Jong Ils) stammt direkt aus dieser Linie. Die Kampagne kann also als Vorbereitung für Kim Jong Un gesehen werden. Ich muss gestehen, dass ich mich nie so recht von dem Gerede um die Vorbereitung der Nachfolge überzeugen lassen wollte, aber irgendwie werde ich zunehmend nachdenklich. Nachdem ich mich jetzt auf wissensmäßig relativ dünnem Eis bewegt habe, gehe ich am Besten nochmal zurück zu den Fakten und schaue mir einfach mal die Termine an, zu denen es Änderungen gab.

Indirekte Zusammenhänge mit dem Nukleartest?

Hach, das finde ich ja herrlich, am 18. Mai begann die Serie und ratet mal was am 25. Mai war. Genau, da hat Nordkorea seinen zweiten Nukleartest durchgeführt. Zusammenhang? Ja? Nein? Vielleicht! Aber man könnte das Ganze so sehen, dass der Nukleartest eben auch eine große interne Bedeutung hatte und eben auch eine Rolle für die Nachfolge Kim Jong Uns spielen sollte und das zu dieser Zeit eine groß angelegte Kampagne für die Vorbereitung derselben anlief. Auch Meldungen über die offizielle Verkündigung der Nachfolge, die Anfang Juni datieren, könnte in diesem Zusammenhang gesehen werden.

Oder am Ende doch nur Nebelkerzen?

Nun wirft das Ganze allerdings noch eine weitere Frage auf, die ich mir schon seit langem stelle: Wer sind eigentlich die Adressaten der KCNA Meldungen? Ich meine, Nordkoreaner sind es nicht (definitiv nicht bei der englischen Version), weil die großteils keinen Zugang zum Internet haben. Es könnten natürlich die Versprengten Wirrköpfe sein, die es überall auf der Welt zu geben scheint und die weiterhin von Nordkorea als erfolgreichem und zukunftsträchtigem Modell überzeugt sind und an die Propaganda glauben. Aber müssen die von der Legitimität der Nachfolge Kim Jong Uns überzeugt werden? Eigentlich nicht! Dann bleiben, zumindest für diesen Fall, nur noch…wir (im weiteren Sinne)! Leute die sich mit Nordkorea beschäftigen und die irgendwelche Informationen einziehen wollen, bzw. irgendwas zwischen den Zeilen rauslesen wollen. Aber kann man in Pjöngjang ernsthaft annehmen uns von irgendwas überzeugen zu können oder zu müssen? Eigentlich nicht. Wozu also das ganze? Ich habe keinen blassen Schimmer. Aber da Nordkorea ja schon gelegentlich gerne Leute manipuliert könnte das ganze (Ich bin gerade äußerst spekulativ) auch ein kleiner Scherz sein. Nebelkerzen die dazu führen, dass sich Menschen, die mehr zu Nordkorea herausfinden wollen sich in irgendwelchen Spekulationen und Analysen verrennen, während irgendetwas ganz anderes abläuft. Dazu würde auch passen, dass man offensichtlich will, dass das Muster hinter den „Storys of…“ auffällt. Nach der Einführung stellte man sie zuerst an einen auffälligen Ort (immer die letzte Stelle) und versah sie nach einiger Zeit noch zusätzlich mit dem einheitlichen Label („Story of…“). Daher war es ja nur eine Frage der Zeit, bis es irgendwer merkt. Und wenn nicht, hätte man vielleicht irgendwann ne Meldung geschrieben, die dezidiert auf die Serie hinweist oder so.

Was fürn Ärger, da hat man irgendwas gefunden und weiß nicht was man damit anfangen soll, oder wie Faust sagen würde: „Da steh ich nun ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor“

Nordkoreanische „Öffentlichkeitsarbeit“. Propaganda oder Satire, das ist hier die Frage!


Wenn in den Medien, oder auch im Internet generell belegt werden soll, wie Skurril Nordkorea ist, ist die beste Möglichkeit das zu tun, indem man ein paar Beispiele der nordkoreanischen Propaganda auftischt. Das unbedarfte Publikum wird darauf meist von einer Art erstauntem Schauer ergriffen, denn kann das was man da gerade gesehen hat wirklich wahr sein, oder ist es Satire oder einfach nur ein schlechter Witz. Hört man Berichte über den Personenkult um Kim Jong Il und seinen Vater, kann man kaum glauben, dass es sowas wirklich gibt. Liest man dann Berichte der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA, dann kann man es schon eher glauben. Und die Videos von Aufmärschen in Nordkorea sind ja auch echt. Also muss da ja was dran sein.  

Ich möchte mich heute aber eigentlich mit einer anderen Spielart nordkoreanischer Propaganda beschäftigen, die immer wieder für meine persönliche Erheiterung sorgt. Hier mal ein paar Beispiel von dem was man so bei YouTube finden kann:Das letzte ist natürlich definitiv ne Satire. Das erste und zweite ziemlich sicher nicht. N bisschen schwieriger ist das mit den Nummern 3, 4, und 5. 4 und 5 sind veröffentlicht und vielleicht auch hergestellt von nem Blogger, der leider nicht mehr aktiv ist, dessen Blog Archiv aber hier anzusehen ist. Kann man sich angucken und überlegen ob ers ernst gemeint hat oder nicht. Ich kann mir eigentlich nur ne Art Satire vorstellen. Und zwar ne echt gute. Aber was die Videos angeht…Nummer 5 besteht nur aus Originalaufnahmen und Originalaussagen nordkoreanischer Propaganda. Ist das dann noch Satire, auch wenns mit satirischem Gedanken zusammengesetzt wurde? Hm, wahrscheinlich Realsatire in ihrer reinsten Form. Und was unterscheidet letztendlich die Satire von der Propaganda (außer die unterschiedlichen Fähigkeiten im Gebrauch der englischen Sprache)? Vermutlich nicht viel mehr als die Absicht. Alles recht kompliziert hier…aber ich muss sagen, im Endeffekt ist es mir egal, ob „Kim Jong Il – The Great Architect“ mit satirischer oder propagandistischer Absicht produziert wurde. Hauptsache es dient meinem Vergnügen. Achja und weil ich schon dabei bin jede Menge schwer zu beantwortende, eher philosophische Fragen zu stellen: Darf man überhaupt über etwas lachen, dass zwar äußerst lustig ist, aber einem sehr bösen Hintergrund entspringt? Auch hierauf hab ich keine letztendliche Antwort. Aber andererseits, wer über Charlie Chaplin im „Großen Diktator“ lachen darf, der wird doch wohl auch das Original auslachen dürfen. Dementsprechend darf man wohl auch über Kim und seine Gang lachen dürfen…

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