Nordkorea bei der Frauen-WM: Roundup von „interessant“ bis „überraschend“


Heute möchte ich mich mal mit einem Thema beschäftigen, von dem ich ehrlich gesagt noch weniger Ahnung habe, als es das ja ohnehin oft der Fall ist. Aber wenn schonmal die Frauen Fußball WM in unserem Land stattfindet und die nordkoreanischen Damen es auch wieder in die Endrunde geschafft haben, dann komme ich da wohl kaum drumrum (und es ist ja auch selten schädlich sich mit etwas zu befassen, mit dem man sich bisher nicht so gut auskennt). Und außerdem möchte ich ja kein blöder Macho-Chauvi sein und will den Frauenfußball genauso würdigen, wie ich es letztes Jahr bei den Herren getan habe.

Eine Größe im internationalen Frauenfußball

Die nordkoreanische Nationalmannschaft schlägt sich schon seit Jahren auf internationaler Ebene recht beachtlich. Sie gewann schon dreimal (2001, 2003 und 2008) den AFC Women’s Asian Cup. Zu den letzten drei Weltmeisterschaften waren die nordkoreanischen Kickerinnen ebenfalls qualifiziert und zogen 2007 sogar ins Viertelfinale ein, wo sie von den späteren Siegerinnen aus Deutschland gestoppt wurden. Die guten Leistungen auf internationaler Ebene hängen wohl mit der intensiven Jugendarbeit zusammen, die sich auch in den noch größeren Erfolgen Nordkoreas in diesem Bereich widerspiegelt (bspw. U-20 WM 2006 gewonnen, 2008 zweite). Berichten zufolge werden die größten Talente schon in früher Jugend speziell ausgebildet, wobei der Fußballverband aus einem Pool von über 350.000 Mädchen zurückgreift. Außerdem vermute ich, dass die nordkoreanische Konkurrenzfähigkeit im Frauenfußball noch auf einem anderen Fakt beruht. Anders als bei den Herren ist die Professionalisierung hier noch nicht so weit fortgeschritten. Dadurch macht die wesentlich geringere Erfahrung der nordkoreanischen Spielerinnen durch internationale Spiele auf Vereinsebene weniger aus, als bei den Männern, die im letzten Jahr gegenüber den Spitzen (und mittelmäßigen Teams) doch relativ deutlich abfielen.

Taktisch geschult, aber nicht kreativ

Über die Spielerinnen und ihre Stärken weiß ich leider relativ wenig (es wird ja auch (wie immer wenn das Schlagwort „Nordkorea“ fällt) viel Schwachsinn „berichtet“ und kommentiert). Ich hätte mir natürlich das Testspiel der Mannschaft gegen die deutschen Damen angucken können, um mir ein Bild zu machen, aber Testspiele sind mir meistens ein Graus (ich hasse es einfach, wenn zur Halbzeit die halbe Mannschaft ausgetauscht wird und danach nichts mehr läuft). Aus Vor- und Nachbericht geht allerdings hervor, dass die nordkoreanischen Spielerinnen vor allem taktisch und athletisch fit sind und so wohl relativ effektiv verhindern, dass die gegnerische Mannschaft ihr Spiel vernünftig aufbaut (was oft ein deutliches Zeichen dafür ist, dass es nicht besonders spaßig sein könnte, dass Spiel anzuschauen). Der deutschen Mannschaft waren sie aber wohl trotzdem deutlich unterlegen, was sich auch im 0:2 Endergebnis widerspiegelt. Interessanterweise haben auch die nordkoreanischen Medien über das Freundschaftsspiel berichtet, obwohl man verloren hat, allerdings ohne diesen Sachverhalt (den der Niederlage) anzusprechen. Vielmehr erfreute man sich an der „experience in tactics and operation“ die man „through the match“ gewonnen hat. Die wohl beste Bewertung bzw. Analyse des nordkoreanischen Teams habe ich auf dem Sportschau Blog zur Frauen WM gefunden. Der Tenor: Die nordkoreanischen Frauen sind durch ihre intensive Ausbildung taktisch und in puncto Spielverständnis hervorragend geschult. Allerdings mangelt es ihnen an Kreativität und individuelle Ideen. So können gegnerische Mannschaften durch eine geschickte taktische Vorgehensweise das starre standardisierte Spiel der Nordkoreanerinnen von Anfang an stören, worauf diesen dann wegen der oben genannten Schwächen keine Antwort einfällt. Wie gesagt, ich habe das Damen Team, in dem keine WM-Fahrerin von 2007 dabei ist, noch nicht spielen sehen, aber die Analyse klingt nach der Betrachtung der Herren-WM schlüssig. Mehr werden wir dann wohl ab dem 26. Juni erfahren.

Doch für Überraschungen gut: Wo die Disziplin aufhört

Einen kleinen Knacks bekam das Klischee von den disziplinierten und gedanklich starren Fußballerinnen allerdings, als ich einen Bericht über einen (für mich überraschenden (kann eigentlich etwas „überraschend“ sein, das vor fünf Jahren passiert ist? Aber ihr wisst ja was ich meine)) Vorfall im Rahmen des AFC Women’s Asian Cup im Jahr 2006 gelesen habe. Nach der knappen Halbfinalniederlage gegen China sind nämlich drei der nordkoreanischen Spielerinnen gegen die Schiedsrichterin tätlich geworden. Eine schlug nach dem Abpfiff mit ihrem Schuh nach ihr, während zwei ihrer Kameradinnen Wasserflaschen nach der Italienerin warfen, die von Securitys vom Platz gebracht werden musste. Ehrlich gesagt wundert  es mich gleich doppelt, dass es zu einem solchen Zwischenfall kam. Einerseits dachte ich, nur adrenalindurchflutete Männer würden sich so total vergessen und andererseits hätte ich das speziell von Nordkoreanerinnen, die definitiv eine stark „disziplinlastige“ Ausbildung erfahren haben, nicht erwartet.

Nordkoreanische Doku über Frauenfußball…

Wenn ihr etwas mehr über die nordkoreanisch Sicht auf den eigenen Frauenfußball erfahren wollt, dann empfehle ich euch diese Dokumentation, aber ihr wisst ja: In Nordkorea sieht man manche Dinge etwas anders als sonstwo, aber der Großteil des Berichts handelt von den objektiv nicht zu bestreitenden Erfolgen der nordkoreanischen Mannschaft.

…und ein österreichischer Film zur WM

Außerdem kommt in der kommenden Woche (fast) pünktlich zum Start die österreichische Dokumentation „Hana, Dul, Sed“ in die Kinos. Die Regisseurin Brigitte Weich begleitete für diesen Film vier nordkoreanische Fußballerinnen, die zu Beginn noch in der Nationalmannschaft spielten, über fünf Jahre hinweg. In diese Zeit fällt auch ein Bruch im Leben der Spielerinnen. Als sich die Nationalmannschaft nicht für die olympischen Spiele in Athen (2004) qualifizieren konnte, fanden die Karrieren der Spielerin ihr abruptes Ende und im Rest des Films werden sie dabei begleitet, wie sie sich ein Leben jenseits vom Fußball aufbauen. Ich habe den Film nicht gesehen, daher kann ich ihn auch nicht empfehlen, aber die Kritiken sind gut und wenn er in meiner Gegend kommen sollte, dann werde ich ihn mir wohl anschauen. Mit Trailern ist das ja immer so eine Sache, aber vielleicht helfen sie euch ja bei der Entscheidungsfindung:

DFB Reise nach Nordkorea: Ein MoU, ein Job für die Grünen und konservative Prinzipientreue


Die deutsche Delegation, die Nordkorea im Rahmen der „Welcome Tour“ zur Frauen Fußball WM in Deutschland in diesem Jahr besucht hat, dürfte mittlerweile wieder in Deutschland gelandet sein. Anlass genug jedenfalls, um euch schonmal kurz zu informieren, was über die Reise, an der neben DFB Chef Theo Zwanziger und der Leiterin des Organisationskomitees Steffi Jones, auch Parlamentariern aller Bundestagsfraktionen (Claudia Roth (Grüne), Dr. Thomas Feist (CDU), Patrick Kurth (FDP), Dr. Johannes Pflug (SPD), Katrin Kunert (Linke)) und 14 (!) Journalisten teilnahmen, so berichtet wird. Erstmal das Video von KCNA, das hauptsächlich aus Händeschütteln besteht (das gibts schon ein paar Tage auf der KCNA-Seite, aber man muss um das anzusehen, glaube ich, irgendwelche Software runterladen und da habe ich gewisse Vorbehalte)

Gespräche und ein MoU

Im Rahmen des zweitägigen Aufenthalts trafen sich die Fußballfunktionäre unter anderem den Chef des nordkoreanischen Fußballverbands Ri Jong-mu und die Politiker mit Yang Hyong-sop, der Vizepräsidenten der Obersten Volksversammlung und Mitglied des Politbüros ist. Auch Jürgen Klimke, ein Parlamentarier der CDU, der Nordkorea unabhängig von dieser Reise kürzlich besuchte, hatte mit ihm die Ehre (vielleicht spricht Yang ja deutsch oder er ist für deutsche Angelegenheiten mit verantwortlich). Als greifbares Resultat der Reise kann man wohl das Memorandum of Undestanding sehen, das Zwanziger und Ri unterzeichnet haben. Darin wird vereinbart, dass beide Verbände bei der Trainerausbildung und im Schiedsrichter- und Nachwuchsbereich intensiver zusammenarbeiten wollen. Außerdem scheint sich Zwanziger ein Länderspiel im Männerbereich gut vorstellen zu können.

Die Grünen als „Jubel-Nordkoreaner“

Auch Claudia Roth wurde von der nordkoreanischen Seite auf ihre Art gewürdigt. Scheinbar fragten nordkoreanische Funktionäre sie darauf an, ob ihre Partei die nordkoreanischen Frauen bei der WM nicht geschlossen unterstützen könne. Scheinbar ist man noch nach der Suche nach einem adäquaten Fanblock für die WM (bei der Herren WM im vergangenen Jahr gab es ja gewisse Diskussionen um „gemietete“ Fans). Weshalb man die Frage allerdings an Roth adressierte, kann ich mir nicht so genau vorstellen (Vielleicht die Haarfarbe in Kombination mit dem Namen?). „Natürlicher“ Ansprechpartner wäre wohl eher Katrin Kunert von der Linken gewesen (ob sie selbst dafür zu haben gewesen wäre bezweifle ich zwar, aber in der Basis gäbe es da sicherlich den einen oder anderen), aber vermutlich haben die nordkoreanischen Fußballvertreter die deutsche Parteienlandschaft nicht so genau studiert und sich eher von Äußerlichkeiten leiten lassen.

CDU und FDP: Prinzipientreu

Von ihren Prinzipien leiten ließen sich dagegen Thomas Feist und Patrick Kurth. Die beiden Vertreter der CDU und FDP hatten scheinbar keine Lust, sich Kim Il Sungs (un-)sterbliche Überreste anzugucken und weigerten sich daher am Besuch im Mausoleum teilzunehmen (damit haben sie aber auch die Chance verpasst, den von Journalisten mit Vorliebe beschriebenen „Riesenstaubsauger“ zur Stäubchenentfernung anzugucken). Scheinbar hatten die beiden also nicht nur keine Lust, Kim Il Sung anzuschauen, sondern wollen in Zukunft auch nicht mehr gern nach Nordkorea fahren. Mit dieser Aktion sollten sie vor solchen Anfragen künftig ziemlich sicher sein. Was genau die Beweggründe für ihre Entscheidung waren weiß ich nicht so genau, aber Parteilinie kann es wohl nicht sein. Von anderen Vertretern ihrer Parteien hat man jedenfalls nicht gehört, dass sie sich bei Besuchen so vehement gegen die zugegeben etwas seltsam anmutende Verehrung des großen Führers — und damit aber wohl auch gegen das Protokoll — gewehrt haben. Allerdings stammen sowohl Feist als Kurth aus der ehemaligen DDR und da kann man ja schon verstehen, dass man noch eher eine Abneigung gegen Riten hat, die bspw. denen in Stalins Sowjetunion recht ähnlich sind.

Keine Sorge, da kommt noch was…

Wenn die vierzehn Journalisten aus dem Pressetross in nächster Zeit ihre Erlebnisse verarbeiten, sollte man sich ja keine Sorgen machen, zu wenig über die Reise informiert zu werden. Aber das findet ihr schon selbst. Ich werde mich dem Thema nur dann nochmal widmen, wenn etwas Interessanteres als das übliche Überwachungs-/Armuts-/Kulturschock-/Riesenstaubsauger-Zeug, vermeldet wird.

Nordkoreas etwas andere WM-Vorbereitung: Chaostage bei der Chollima-Elf


Heute ist es endlich (diejenigen die sich nicht für Fußball interessieren dürfen sich das „endlich“ wegdenken oder, wenn sie von der medialen WM-Berichterstattung schon extrem genervt sind, auch gerne hier aufhören zu lesen) so weit. Nordkorea hat nach 44 Jahren erstmals wieder die Möglichkeit sich auf der großen Bühne des internationalen Fußballs zu beweisen. Vor einiger Zeit (mein Gott, wie schnell dieselbe doch vergeht) ein paar Monaten habe ich mich ja schonmal allgemein mit dem nordkoreanischen Fußball beschäftigt. Da aber Kims Mannen heute Abend gegen Brasilien auflaufen werden, dachte ich mir, dass es vielleicht (meiner Meinung nach definitiv) interessant wäre, die Vorbereitung Nordkoreas auf dieses sportliche Großereignis nochmal revuepassieren zu lassen.

Wäre nämlich die Vorlaufzeit für die WM beim deutschen Team auch nur annähernd so chaotisch verlaufen wie das bei der nordkoreanischen Elf der Fall war, hätten unsere Medien sicherlich schon den nationalen Notstand ausgerufen, Günther Netzer und Gerhard Delling wären sich wahlweise bei einer vierstündigen Dauerdiskussion um die Zustände im deutschen Fußball an den Kragen gegangen oder wären einfach nur in Tränen ausgebrochen und DFB Präsident Theo Zwanziger hätte in einem neutralen Drittstaat wo man keine Ahnung von Fußball hat (Frankreich zum Beispiel) politisches Asyl beantragt. Eine erstaunlich große Zahl der nordkoreanischen Freundschaftsspiele im Vorfeld der WM wurde von mehr oder weniger vorhersehbaren Ereignissen überschattet. Die teilweise kuriosen Ereignisse reichten von höherer Gewalt über organisatorische Unzulänglichkeiten bis zu in Nordkorea wohl nur zu bekannten Problemen. Aber auch sonst stand man vor ungeahnten und hier kaum vorstellbaren Schwierigkeiten…

Testspielchaos allenthalben

Den Anfang machte die Absage des Testspiels gegen Chile. Dort hatte just ein paar Tage vor dem geplanten Termin ein verheerendes Erdbeben (an das ihr euch wahrscheinlich noch erinnert) für schwere Verwüstungen gesorgt, so dass die Chilenen sich um anderes als um Fußball Freundschaftspiele Gedanken zu machen hatten.

Auch in Venezuela hatte der Fußbalgott es nicht eben gut gemeint mit den Nordkoreanern: In der achtzigsten Minute musste das Spiel beim Stand von 1:1 abgebrochen werden, da in dem ölreichen Land die Lichter ausgingen (wie man hört in letzter Zeit kein seltenes Ereignis. Und für die Nordkoreaner dürfte es wohl auch keine Premiere gewesen sein, in deren Heimat scheint die Stromversorgung ja auch nicht die Stabilste zu sein). Im Endeffekt war die nordkoreanische Mannschaft daran aber selbst schuld, denn sie hatte sich zuvor geweigert in der Nachmittagshitze zu spielen. Achja, als wäre das noch nicht genug gewesen, scheint vorher auch noch jemand den Trikot-Koffer in Pjöngjang vergessen zu haben. Daher war man gezwungen in geliehenen Jerseys aufzulaufen.

Aber nicht nur Südamerika barg für Kims Elf so manche Tücke. Auch in Afrika war es nicht unbedingt einfach für die Mannschaft. So versuchte man Nigerias Nationalteam für einen Test nach Pjöngjang zu locken. Dumm nur, dass man sich weigerte für die Reisekosten aufzukommen. Daher wurde das Spiel dann kurzfristig auf einen späteren Termin verschoben. Letztendlich einigte man sich darauf, kurz vor dem WM in Südafrika zu testen. Vom Ergebnis dürftet ihr vielleicht gehört haben. Im Vorfeld kam es zu einer Massenpanik, bei der 15 Menschen verletzt wurden (das Spiel ging 3:1 für Nigeria aus, aber das war dann wohl eher nebensächlich).

Natürlich gab es daneben auch noch Spiele, die ohne größere Zwischenfälle abliefen, eins davon fand sogar in Deutschland statt, aber irgendwie hat hier davon kaum jemand Notiz genommen (700 Leute um genau zu sein) obwohl zwei WM-Teilnehmer mitspielten. Der Gegner war Südafrika und Austragungsort Wiesbaden. Das scheinbar nicht besonders spektakuläre Match endete mit einem 0:0, was nicht das schlechteste Ergebnis für Nordkorea ist (allerdings muss dazu gesagt werden, dass Südafrika die Auslandsprofis nicht dabei hatte). Auch gegen den WM-Teilnehmer Griechenland kam man zu einem Unentschieden. Ob das 2:2 allerdings ein Ruhmesblatt ist dürfte fraglich sein, betrachtet man die desaströse Leistung des Rehagel-Teams gegen Südkorea. Außerdem räumte man im Februar den AFC-Challenge-Cup ab, einen Wettbewerb der Asian Football Confederation, in dem sich „Fußball-Entwicklungsländer“ für die Asienmeisterschaften qualifizieren können. Gegner waren Mannschaften wie Myanmar und Turkmenistan, das man im Finale im Elfmeterschießen bezwang (Also auch ein eher zweifelhafter Qualitätsbeleg).

Auf der Suche nach dem Trainingslager

Aber zur Vorbereitung auf ein WM-Turnier gehören ja nicht nur Testspiele sondern es ist ja auch oft hilfreich sich in einem Trainingslager auf die klimatischen Bedingungen im Austragungsland der WM zu gewöhnen. Das haben sich auch die Verantwortlichen des nordkoreanischen Teams gedacht und sich auf die Suche nach einem passenden Gastgeber gemacht. Swasiland war sicherlich keine schlechte Wahl, denn einerseits dürfte das Wetter dort sich nicht sehr von dem im Nachbarland Südafrika unterscheiden, andererseits wäre den nordkoreanischen Spielern in der absoluten Monarchie kein (politischer) Kulturschock wiederfahren (man könnte fast sagen, dass Nordkorea gegenüber Swasiland ein Muster an Demokratie ist. Dort wurde im Gegensatz zu Nordkorea zu den letzten Parlamentswahlen nämlich noch nicht einmal eine Partei zugelassen.). Ärgerlicherweise war man in Swasiland aber nicht bereit, die Kosten für das Trainingslager zu großen Teilen allein zu tragen. Da half selbst das großzügige Angebot Nordkorea, ein Freundschaftsspiel gegen das Team Swasilands zu spielen, Interviews mit den Spielern zuzulassen und eine (Sport-)klinik zu errichten, nichts.

Auch die weitere Suche gestaltete sich schwierig. Zwar versteht man sich in Pjöngjang ganz gut mit dem verkalkten Despoten Robert Mugabe (der übrigens meiner Meinung nach das Attribut „Wahnsinnig“ weitaus eher verdient als Kim Jong Il) weshalb es naheliegend war das nördliche Nachbarland Südafrikas für ein Trainingslager auszuwählen. Allerdings sind diese freundschaftlichen Gefühle unter der Bevölkerung nicht so verbreitet. Das Volk verübelt es den Nordkoreanern noch immer, dass dieses in den 1980er Jahren eine berüchtigte Einheit der simbabwischen Armee ausgebildet hatte, die in der Folge zwischen 8.000 und 20.000 Menschen ermordete. Nachdem es zu massiven Protesten kam (was in Simbabwe ja ne schwierige Sache ist und zeigt, wie wenig man die Nordkoreanern dort leiden kann) sagte die nordkoreanische Seite dieses Trainingslager kurz vor dem geplanten Termin ab.

Mit klimatischen Ähnlichkeiten wurde es dann eben doch nichts mehr, aber immerhin konnte man (unter Mithilfe der FIFA, aber Sepp Blatter ist ja als ihr Alleinherrscher auch irgendwie Kims Bruder im Geiste) ein bisschen in der Höhe üben, denn letztendlich landete Nordkoreas Team in der Schweiz um sich intensiv auf die WM vorzubereiten (Nordkoreaner vorbereiten und Schweiz scheint irgendwie zusammenzupassen, denn schließlich hat sich hier ja auch Kim Jong Ils Sohn Kim Jong Un auf sein „Amt“ als Diktator vorbereitet…). Dabei scheint man erstaunlicherweise recht offen gegenüber Fans und Autogrammjäger. Hier noch ein kurzer und interessanter Radiobeitrag zu dem Trainingslager.

Wichtiger als die Vorbereitung ist aber wohl das Team. Und auch hier hat sich Nordkorea einiges einfallen gelassen. Die Teamverantwortlichen haben sich nämlich gedacht, dass ein gut aufgestellter Sturm wichtiger sei als drei Tormänner. Dementsprechend bot man anstatt des zweiten Ersatztorhüters einen zusätzlichen Stürmer im Kader für die WM auf. Hätte man die FIFA Regularien vorher wohl mal genauer studieren sollen. Dummerweise darf ein Spieler der als Keeper nominiert ist nämlich auch nur als solcher auflaufen. Daher war dieser Kniff (der aber mal wieder die Kreativität Nordkoreas im Umgang mit Regeln zeigt) wohl ein glattes Eigentor. Aber am dritten Torwart wird die Mission WM wohl nicht scheitern…

Im Stadion oder Zuhause? In Nordkorea keine Frage

Aber nicht nur der Spielbetrieb an sich gestaltetete sich für Nordkorea schwierig. Auch im Umfeld kam es zu einer erstaunlichen Zahl organisatorischer Schwierigkeiten und Kuriositäten, wobei dieses Mal höhere Gewalt allerdings kaum eine Rolle gespielt hat, sondern eher das gespannte Verhältnis der Nordkorea zu international gültigen Regeln und die besonderen Bedingungen in diesem Land.

Eigentlich ist es ja für Fußballfans eine tolle Sache die eigene Mannschaft bei einer Weltmeisterschaft anzufeuern und für eine Mannschaft auch irgendwie wichtig von den eigenen Anhängern unterstützt zu werden. Im Falle Nordkoreas ist das alles aber nicht so einfach. Vermutlich sieht es Kim Jong Il eh nicht gerne wenn sein Volk Fan von irgendetwas anderem als ihm selbst ist. Noch weniger gern sieht er es allerdings, wenn sich viele Nordkoreaner aus seiner väterlichen Reichweite begeben, denn da verliert man schnell mal die Kontrolle über ihre Handlungen. Aber irgendwie erzeugt das international ja auch immer ein seltsames Bild, wenn gar kein Nordkoreaner im Stadion sitzt. Tja und da hat man eben beschlossen 1.000 Chinesen als Ersatz-Nordkoreaner zu nehmen, merkt ja keiner. Dummerweise hat Xinhua damit aber nicht hinter dem Berg gehalten und natürlich war das mal wieder ne schöne Nachricht fürs Kuriositätenkabinett. (Da hoffen wir doch mal, dass Chinesen für das“ richtige“ Team jubeln, nachdem ein nordkoreanischer Grenzer letzte Woche drei Chinesen erschossen hat…).

Fan-Trikots werden die Chinesen wahrscheinlich schonmal nicht tragen. Da gabs nämlich auch kleinere organisatorische Schwierigkeiten. Aus irgendeinem Grund hatte nämlich keiner der Ausrüster Lust sein Logo auf die Trikots und Schuhe der nordkoreanischen Fußballer zu sehen (wobei ich mir fast sicher bin, dass keine der Firmen große Probleme damit hätte, wenn Sportutensilien von nordkoreanischen Frauen (oder Kindern) hergestellt würden). Und so hat Nordkorea erst vor kurzem einen Vertrag mit der italienischen Firma Leaga unter Dach und Fach gebracht, zu spät um die Merchandise Artikel noch auszuliefern.

Aber zum Glück wird die WM ja per Satellit in alle Welt übertragen und so können die Nordkoreaner ihre Elf von zuhause aus unterstützen. Können sie? Wäre da nicht die Sache mit dem Schiff gewesen, das ein nordkoreanischer Torpedo vor fast zwei Monaten versenkt hat wäre das alles etwas einfacher gewesen. Dann hätte nämlich die südkoreanische Sendeanstalt die Signale geliefert. So haben die zurecht erzürnten Südkoreaner allerdings kurzerhand beschlossen, den Nordkoreanern die Übertragungsrechte für die WM-Spiele nicht zu gewähren. Eine Strafe die möglicherweise auch im Volk für einen gewissen Unmut sorgen würde (auch wenn Fußballspiele bisher meist zeitversetzt ausgestrahlt wurden). Aber da man in Nordkorea wie gesagt ein etwas anderes Verhältnis zu Verträgen und Rechten hat, strahlte man das Eröffnungsspiel der WM einfach trotzdem aus. Wie sich im Nachhinein herausstellte hatte man sich die Rechte auf anderem Weg gesichert (Wie in der großen Politik ist es halt auch im Sport von Vorteil „friends in higher positions“ zu haben, nur heißen die hier eben nicht China sondern FIFA. Da schauen wohl nicht nur die Südkoreaner in die Röhre (die aber eben irgendwie doppelt)).

Fußball ist Fußball bleibt Fußball

Mittlerweile wird das ganze Chaos allerdings wohl vergessen sein. Nach einigen Tagen Vorbereitung im (dank FIFA scheinbar fast nach nordkoreanischen Standards gesicherten) Quartier in Tembsia dürfte das Team wohl mittlerweile auf dem Weg nach Johannesburg sein. Heute Abend um 20:30 h rollt das runde Leder in Johannesburg und es geht mit Brasilien gleich gegen ein Team mit Dauerabo auf den Titel des WM-Favoriten. Und dann sind die Nordkoreaner (zumindest die Elf auf dem Platz) ziemlich vielen anderen Menschen auf der Welt ziemlich ähnlich. Dann geht es eigentlich nur noch um eins: Das Runde muss ins Eckige! In diesem Sinne: Viel Spaß beim Zuschauen…

Achja, wenn ihr euch so richtig gut auf das Spiel vorbereiten wollt und kurze Backgroundinfos zu einzelnen Spielern sucht dann schaut mal hier vorbei.

Was man aus dem Spiel Brasilien vs. Nordkorea über Politik lernen kann


Ich habe mir gestern das Spiel Nordkoreas gegen Brasilien angeschaut und fand es in vielerlei Hinsicht erhellend. Keine Angst, ich werde nicht anfangen die beiden Strategien, die Spieler oder gar einzelne Aktionen zu analysieren, das kann man sonstwo zuhauf nachlesen. Aber die eine oder andere Erkenntnis hat durchaus weitere Implikationen. Aber fangen wir mal an:

Der überzeugteste Nordkoreaner kommt aus Japan

Die erste Überraschung des Spiels erlebte ich bereits vor Anpfiff. Da sah ich Jong Tae-se (der Rooney Asiens) stand da von seinen Emotionen übermannt und weinte, als habe er gerade vor Geliebten Führer persönlich ne Belobigung bekommen. Da fragt man sich natürlich: „Was ist mit dem Jungen los? Muss der heute ein Tor schießen, um seine Familie vor dem Gulag zu retten (oder so), oder ist der einfach so unglaublich froh, für sein Land auflaufen zu können?“ Auf den ersten Blick scheint die erste Erklärung irgendwie schlüssiger, auf den Zweiten aber nicht mehr. Denn die Familie Jongs lebt gar nicht in Nordkorea und er ist in Japan geboren und aufgewachsen und hat auch nen südkoreanischen Pass. Hätte also ebensogut eine Karriere in der südkoreanischen Mannschaft starten können. Was bleibt ist: Der Junge ist so erfüllt von Liebe für Nordkorea, dass es für ihn einfach das Größte ist, für das Land zu spielen. Scheinbar funktioniert Indoktrination auch gegen den Hintergrund relativ offener und demokratischer Gesellschaften. Irgendwie überrascht mich das, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie das geht. (Vielleicht in Sektenmäßig abgeschotteten Gruppen? Aber trotzdem…)

Kein Respekt vor großen Gegnern

„Wir können gegen Brasilien gewinnen!“ Diese Aussage traf Jong Tae-se bei einer Pressekonferenz vor dem Spiel und löste damit einige Erheiterung bei den Medien aus. Nichts mit Understatement also. Und vermutlich war er überzeugt davon und irgendwie hat er ja auch recht. Keine Mannschaft ist unbesiegbar (nur bei Spanien sind hinsichtlich dieser These Zweifel berechtigt). Aber die Aussage und diese Haltung, denn die zeigte sich auch im Spiel, spiegeln in gewisser Art ein nordkoreanisches Selbstverständnis wieder. Wir können es schaffen, wir können den großen Gegner besiegen. Das Spiel gegen die USA (zweifelsohne „das Brasilien der Weltpolitik“) dauert jetzt schon 60 Jahre und man hat dem Gegner schon die eine oder andere empfindliche Niederlage beigebracht. Langfristig ist die Bilanz bestenfalls (für die USA) ausgeglichen. Wie kommts? Keine Ahnung. Aber diese innewohnende Überzeugtheit von den eigenen Fähigkeiten macht es den Spielern leichter an große Aufgaben heranzugehen. Solange die Option einer Niederlage im Kopf nicht existiert, fängt man auch nicht an sich geistig damit anzufreunden.

Starke Verteidigung überraschende und effektive Angriffe

Jetzt muss ich doch kurz auf die Strategie der nordkoreanischen Mannschaft eingehen (aber nur ganz oberflächlich): Aus einer festungsartigen Verteidigung heraus von Zeit zu Zeit überraschende und effektive Angriffe vortragen und dabei die eigentlich überlegene Defensive durchbrechen oder umgehen. Kommt euch bekannt vor? Wenn ihr das Spiel gestern beobachtet habt kein Wunder. Wenn ihr die außenpolitische Strategie Nordkoreas in den letzten Jahren beobachtet habt auch nicht. Mit dem Bau von Nuklearwaffen und dem Ausbau der Kapazitäten asymmetrischer Kriegsführung hat man seine Verteidigungskapazitäten nahezu wasserdicht gemacht (obwohl das fast schon vorher der Fall war, weil Seoul in der Reichweite der nordkoreanischen Artillerie liegt, die dort zweifelsohne in kürzester Zeit verheerende Schäden anrichten würde). Dass man Überraschungsangriffe durchführen kann zeigte zuletzt die Versenkung der südkoreanischen Korvette Cheonan eindrücklich. Allerdings taugen die existierenden Kapazitäten in beiden Fällen nicht um einen permanenten Angriffsdruck auf den Gegner zu entfalten. Meiner Meinung nach sind die Ähnlichkeiten der Strategien nicht zufällig, sondern tatsächlich Ausdruck der nicht zuletzt durch die Juche-Ideologie geprägten Mentalität.

Das Konzept der „Regeln“ ist Nordkoreanern nicht gänzlich unbekannt

Beim Anschauen des gestrigen Spiels viel mir auch ein anderer Aspekt des nordkoreanischen Spiels ins Auge. Sie hielten sich an die Regeln. Sie spielten nicht irgendwie ziemlich fair, sondern sie spielten im gesamten Spiel drei- oder viermal Foul und die waren eher spielerischen Unzulänglichkeiten (zu langsam/Brasilianer machten zuviele Übersteiger) geschuldet und keine absichtlichen Angriffe. Zuerst dachte ich: „Komisch! In der großen Politik nimmt mans mit den Regeln ja nicht so genau und legt sie eher kreativ aus. Das scheint im Sport ja ganz anders zu sein.“ Als ich dann aber ein bisschen weiter darüber nachgedacht habe wurde mir mein Denkfehler klar. Diese Parallele kann man hier nicht ziehen. Hier muss man eher auf die Funktionsweise der nordkoreanischen Gesellschaft schauen. Und die funktioniert — über Regeln. Halten sich die Leute nicht an die Regeln verliert das Regime die Kontrolle und ist zum Untergang verurteilt. Wenn Sportler Anfangen taktisch gegen Regeln zu verstoßen, kann man darin einen Keim von Widerstand sehen. Denn man spricht den Regeln die absolute Autorität ab und sieht sie eher als Richtlinien. Ob die Spieler einfach nicht auf die Idee kommen, dass man gegen Regeln verstoßen kann (kann ich mir zwar vorstellen, aber sie bekommen es bei internationalen Spielen oft genug anders vorgemacht) oder ob sie nicht dagegen verstoßen, weil sie sonst nicht spielen würden (das dürften sie auf keinen Fall) ist schwer zu sagen. Aber die Diszipliniertheit  der nordkoreanischen Fußballer spiegelt einen kleinen Teil der Funktionsweise der Gesellschaft des Landes wieder.

Aufgeben? Steht außer Frage

Nordkorea schoss in der 88. Minute (ungefähr) das Anschlusstor und kam danach noch zu ein zwei mittelmäßigen fast-Chancen. Zufall? Nein, für die Spieler stand einfach außer Frage, zu irgendeinem Zeitpunkt aufzugeben. Zwar merkte man ihnen den Schock nach dem 1:0 Brasiliens an und sie spielten eine Zeitlang weniger gut sortiert, aber man sah kein lustloses Traben oder Gesten des Unmuts. Sie spielten einfach weiter und gaben nach dem Anschlusstor (für ihre Verhältnisse) nochmal richtig Gas. Phrasen nordkoreanischer Soldaten, sie würden bis zum letzten Blutstropfen für ihren geliebten Führer kämpfen etc. finden hier ihre Entsprechung. So gesehen war es ein Kampf bis zur letzten Sekunde. Und fast hätte man damit die Brasilianer noch kalt erwischt. Denn die rechneten augenscheinlich nicht damit, dass die offensichtlich schwächere Mannschaft Minuten vor Schluss nochmal versuchen würde, etwas gegen den Gruppenfavoriten auszurichten. Daran sieht man auch, dass Nordkorea in der Lage ist, aus begrenzten Möglichkeiten erstaunliche Ergebnisse herauszuholen (immerhin gibt es das Land noch (Was nicht selbstverständlich ist) und immerhin nimmt diese spielerisch sehr schwache Mannschaft an der WM teil).

Mit „strategic patience“ ist Nordkorea nicht beizukommen

Das (meiner Meinung nach sehr dumme und euphemistische) Schlagwort von der „strategic patience“ wurde von der US-Außenministerin Clinton gebildet und beschreibt die Strategie der USA gegenüber Nordkorea. Kurz beschrieben besagt die Strategie: „Nichtstun und abwarten ob sich von selbst was ändert, sich dann bietende Chancen nutzen“ (Was daran das „strategische“ sein soll weiß ich zwar nicht, aber vermutlich war Clinton bewusst, dass nur „patience“ dann doch etwas seltsam geklungen hätte). Wer das Spiel gestern geschaut hat, der hat 45 Minuten lang eine fußballerische Entsprechung der „strategic patience“ gesehen. Die Fußballsupermacht Brasilien schob den Ball hin und her und hoffte, dass einer oder mehrere Nordkoreaner einen Fehler machen würden. Taten sie aber nicht. Nordkorea schob auch den Ball hin und her, startete dann aber von Zeit zu Zeit eine überraschende Attacke (siehe oben). Brasilien ließ sich von Nordkorea ein statisches Spiel aufzwingen und kam nicht auf die Idee selbst Dynamik in die Sache zu bringen (obwohl der Raum dazu durchaus da gewesen wäre). So lange das so blieb, lief für Nordkorea alles gut, denn sie konnten sich in Ruhe auf ihr recht starres Verteidigungskorsett verlassen und hatten nichts Innovatives von den Brasilianern zu befürchten, dass dieses Gesprengt hätte. Wie einfach das ging zeigen beide Tore. Zwei drei überraschende Pässe und Nordkoreas Bunker war geknackt. Was ich damit sagen will: (nicht das ich es nicht schon öfter gesagt hätte, aber es ist halt meine Überzeugung und es passt so gut!) es bringt nichts sich auf das Spiel von Nordkorea einzulassen. Zwei Fronten aufzubauen die sich gegenüber stehen, aber keine Veränderung herbeiführen können, helfen nur den Status quo zu sichern (beim Fußball: 0:0, in der Politik: Machterhalt des Kim-Regimes). Die Situation kann nur durch dynamische Momente, durch überraschende Vorstöße verändert werden. Solange die ausbleiben bleibt auch der Wandel aus. Da hoffe ich doch mal, dass ein Berater Obamas sich das Spiel gestern angeschaut und ein paar Lehren gezogen hat.

Ein sehr interessantes Spiel also gestern, wenn auch nicht unbedingt sportlich. Aber ich fands erstaunlich, wieviele Querverbindungen zwischen Sport und Politik/Gesellschaft man in dem Spiel gestern erkennen (meinetwegen auch konstruieren, den Schuh zieh ich mir im Zweifel an) konnte. Denjenigen, die keinen Fußball mögen sage ich: Schauts euch an, da steckt manchmal mehr drin als 22 Männer, ne lederne (heute Plastik) Kugel und Milliarden für die FIFA.

Achja, eine Frage bleibt allerdings ungeklärt: Waren die Leute im ca. 50 Mann starken Nordkorea-Fanblock jetzt echt? Die Accessoires sahen jedenfalls recht authentisch aus und ich kann einfach nicht in drei Sekunden (wahrscheinlich auch nicht in drei Stunden) in denen das Fernsehbild auf die Leute zeigte nicht erkennen, ob das jetzt Koreaner oder Chinesen waren…

Schurkenstaaten und Fußball: Heute Südafrika, morgen die ganze Welt!


Nachdem sich letzte Woche das letzte europäische Team für die WM Endrunde in Südafrika qualifiziert hat, ist das Teilnehmerfeld komplett. Wesentlich früher hatte sich auch Nordkorea qualifiziert und das so ganz unnordkoreanisch ohne jeglichen Beleidigungen, Atombomben oder Drohungen (Naja, fast ganz ohne, die 0:1 Niederlage bei den Brüdern im Süden konnte man sich nicht anders als durch ein fieses Vergiftungskomplott im Zuge der Konfrontationspolitik des Präsidenten Lee Myung-bak erklären) sondern einfach durch das Spielen von recht defensivem und unattraktivem Fußball. Aber wer will es ihnen verdenken, denn schließlich haben unsere europäischen Freunde von südlich der Alpen vor drei Jahren bewiesen, dass man so auch Weltmeister werden kann (naja, ich gebs ja zu, mein Herz blutet immernoch wenn ich mich an das Halbfinale erinnere), und mit Beleidigungen haben sie, zumindest Materazzi, ja wohl auch nicht gegeizt. 

Aber zurück zum Thema, stellt euch mal vor liebe Leser, Nordkorea wäre knapp, sehr knapp in die Endrunde eingezogen, sagen wir, sie hätten in der Verlängerung des entscheidenden Relegationsspiels mit Hilfe eines Tores gewonnen, dass offensichtlich mit Hilfe der Hand erzielt wurde. De facto wäre das Ergebnis wohl das gleiche, aber all die vergnüglichen Schlagzeilen und Verschwörungstheorien die  so etwas hergeben würde — ach ich wünschte die Nordkoreaner wären durch eine solche Perfidie, die man dann wohl als deutlichen Beweis für ihre innewohnende Boshaftigkeit und Hinterhältigkeit hätte nehmen können, in die Endrunde eingezogen. „Nordkorea: Bedrohte der irre Diktator den Schiri mit Nuklearwaffen“ oder: „Koch gesteht: Schiedsrichter war nur Doppelgänger, nordkoreanisches Komplott vermutet“ oder irgendein anderer Hirnquark hätte in dicken Lettern über dem Zentralorgan der deutschen Hirnamputiertenliga, geprangt. Wahrscheinlich hätte alle Welt diskutiert, ob Kim Jong Il den armen Schiedsrichter mit dem Tode gedroht, ihm unendliche Mengen von US-Dollar aus eigener Produktion, oder  extrem viele Drogen versprochen habe, oder ob der nordkoreanische Geheimdienst den Schiri gar kurzer Hand entführt und durch einen begabten und hochintelligenten Doppelgänger, vorzugsweise Kim Jong Il himself, oder sein Sagenumwobener Sohn Kim Jong-un (von dem ja eh niemand weiß wie er aussieht, was Spekulationen ja wesentlich einfacher macht) ersetzt habe.

Tja, aber damit nicht genug. Wenn man sich das alles gefragt hat, dann kann man ja auch noch weiterdenken. Es wäre ja zum Beispiel überlegenswert, warum Nordkorea überhaupt will, dass die Fußball-Nationalmannschaft nach Südafrika fährt. Ich meine, es ist ja allgemein bekannt, das die Interessen des gemeinen nordkoreanischen Machthabers kaum darüber hinausgehen, die Welt mit einem Atomkrieg zu bedrohen, mit Waffen, Drogen und Falschgeld zu handeln, arglose Journalistinnen zu entführen und es sich selbst extrem gut gehen zu lassen. Währenddessen ist es bekanntermaßen das einzige Interesse des gemeinen nordkoreanischen Volksmassemitgliedes, Wurzeln zum Essen auszugraben, unterdrückt zu werden, zu fliehen oder sich von irgendwelchen evangelikalen Weltverbesserungsfreaks bekehren zu lassen. Also wer hätte ein Interesse an Fußballern in Südafrika gehabt? Wohl nur Kim Jong Il! Und da seine Interessen ja oben schon vollständig dargelegt wurden, könnte die Tour der „Fliegenden-Pferde“ wohl nur im Zusammenhang mit dem Wohlergehen des Lieben Führers, dem Absatz von Waffen, Falschgeld und Drogen, vermutlich aber mit einem Atomkrieg zusammenhängen. Und wer würde schon die Gefahr von wandelnden nordkoreanischen Atombomben einfachso auf sich beruhen lassen? Genau! Niemand! Und dementsprechend würde vermutlich etwa 12 Minuten nach dem Handtor des Nordkoreaners (vermutlich ein Klon des vielseitig begabten Kim Jong Il), der weitsichtige Barrack Obama den UN-Sicherheitsrat zusammenrufen und in guter alter amerikanischer Tradition, die neusten Erkenntnisse und Skizzen des CIA über als nordkoreanische Fußballer getarnte wandelnde Atombomben (wahlweise Chemiewaffenlabors) vorlegen. Etwa 37 Minuten später wäre Nordkorea wahrscheinlich dann nurnoch eine Fußnote der Geschichte gewesen, denn jeder weiß: Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Und ich armer Mensch hätte dann garnichts mehr zu tun gehabt. Von daher bin ich sehr glücklich, dass es nicht ein nordkoreanischer Spieler war, dem der Ball „unglücklich“ an die Hand, und dann vom Fuß ins Tor gesprungen ist. Aber was will ich eigentlich mit dem ganzen Zeug jetzt sagen? Da hab ich auch keine Ahnung. Eigentlich wollte ich was zu Fußball in Nordkorea schreiben. Aber weil ich es für  ein recht interessantes Gedankenspiel gehalten habe zu überlegen was wäre wenn, konnte ich einfach nicht anderes. Ich konnte nicht anders als eine vollkommen fiktive Geschichte erfinden, von einem schrecklichen Krieg, ausgelöst durch einen irgendwie suspekten Nuklearstaat mit darbender Wirtschaft, dessen Staatschef einen Komplex wegen seiner Größe hat und dessen Nukleararsenal bis vor einigen Jahren zum Großteil auf Deutschland zielte…(Aber warte mal! Das letzte stimmt ja gar nicht für Nordkorea, sondern nur für). Naja, entweder ich bin extrem verrückt (naheliegend) oder ihr extrem kurzsichtig (das müsst ihr selber wissen). Ich weiß jedenfalls wer Thierry Henry während der WM genauestens im Auge behält. Und sollte er auch nur das geringste Anzeichen dafür zeigen, eine getarnte wandelnde Atombombe zu sein, dann…na dann weiß ich wenigstens warum Frankreich unbedingt zur WM will. Auf den Titel können sie ja kaum Ambitionen haben, wenn man sich mal an die letzte EM und die WM Qualifikation zurückerinnert.

Achja, und was ich noch versprechen wollte: Ich werde euch sobald wie möglich noch etwas eingehender (und vielleicht sogar auf jeden Fall seriöser) über Fußball in Nordkorea informieren.

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