Update (28.05.2011): Nach offizieller Lesart der US Regierung klingt das Ganze dann so: Nein, die Freilassung wird keinen Einfluss auf die Nahrungsmittelhilfen haben und sich auch ansonsten in keiner Weise auf die politischen Entwicklungen zwischen beiden Ländern auswirken. Ob das die Nordkoreaner im Zweifel genauso sehen werden?
Ursprünglicher Beitrag (27.05.2011): Die nordkoreanischen Behörden haben heute bekanntgegeben, dass sie den US-Bürger Jun Young-su, der im November letzten Jahres wegen eines Verbrechens gegen die Demokratische Volksrepublik Korea festgenommen worden war, freigelassen hätten. Die Untersuchung der befassten Behörde hätten eine ernste Schuld des Beschuldigten ergeben, die dieser auch eingestanden habe, so ein KCNA Bericht. Robert King, der Sondergesandte der US-Regierung für Menschenrechtsfragen, der zurzeit in Nordkorea ist, um die Nahrungsmittelsituation dort zu bewerten, habe sich im Namen der US-Regierung für Juns Verhalten entschuldigt und zugesichert, dass die USA in Zukunft alles unternehmen würden, um ähnliche Zwischenfälle zu verhindern. Da sich auch Jimmy Carter und der US-Prediger Franklin Graham für Juns Freilassung eingesetzt hätten, haben die beteiligten Behörden entschieden, Jun aus humanitären Gründen freizulassen.
Damit dürfte die Reise Robert Kings schonmal ein wichtiges Ziel erreicht haben (und es könnte eine Erklärung dafür sein, weshalb er überhaupt mitgefahren ist: Nordkorea wollte Jun nicht einer gesichtslosen Delegation von Experten mitgeben, sondern wollte eine bekannte Figur, King war dann wohl der Kompromiss). Vermutlich gehörte Jun auch von Anfang an zur Verhandlungsmasse bezüglich möglicher Nahrungsmittelhilfen für Nordkorea. Das Regime gibt ihn King jetzt als goodwill Geschenk mit in die USA, aber dürfte auch etwas im Gegenzug erwarten. Daher dürfte es spannend zu beobachten sein, welche Entscheidung die USA bezüglich möglicher Hilfe treffen. Erkennen die USA einen Bedarf Nordkoreas an, dann wirft das wohl ein ungutes Licht auf die ganze Aktion, denn Vorwürfe der Erpressbarkeit wird man nie ganz ausräumen können. Sieht man keine Not in Nordkorea, wird sich das Regime in Pjöngjang vermutlich betrogen fühlen und die Situation wird noch vertrakter werden. Ein positiver Bescheid der USA ist für Pjöngjang wohl auch deshalb von besonderer Bedeutung, da eine solche Maßnahme auch Signalwirkung auf andere Staaten haben könnte, da sich die Staatengemeinschaft bisher sehr zurückhaltend gezeigt hat.
Was aus der gesamten Berichterstattung über die Verhaftung Juns bisher noch nicht klar hervorging ist, was er eigentlich genau getan hat. Es wird zwar gemutmaßt, dass es Missionierungsaktivitäten waren, die den Hintergrund der Festnahme bildeten, allerdings ist das bisher nicht offiziell bestätigt. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Tagen etwas mehr dazu erfahren werden.
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